Necroman
Baker suchen sollen. London ist verdammt groß, und es wird hier unzählige Bakers geben.«
»Das ist leider wahr.«
»Sonst hast du keinen Hinweis?«
Ich schüttelte den Kopf. Glenda war bereits dabei, sich zu erheben. »Ich gehe mal nach nebenan und befrage meinen Freund, den Computer. Vielleicht spuckt der etwas aus. Jedenfalls werde ich alle Bakers hier in London heraussuchen können.«
»Gut.« Ich nickte ihr zu. »Wir kommen gleich nach.«
Als Glenda die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog ich das Blatt mit seinem grauen Inhalt vorsichtig zu mir heran, hob es hoch und kippte es leicht. Die Asche rieselte wieder zurück in das Gefäß und vermengte sich dort mit der anderen, ohne dass etwas geschah.
Da Suko so seltsam grinste, wusste ich, dass er sich mit bestimmten Gedanken beschäftigte. »Was bereitet dir eine so große Freude?« fragte ich ihn.
»Mich würde wirklich interessieren, was geschieht, wenn wir das Zeug anzünden.«
»Wir?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das auf keinen Fall. Auch im Rover brauchten nicht wir dafür zu sorgen. Es entzündet sich von allein. Wirklich, es entzündete sich von allein - und sonderte den Leichengeruch ab.«
»Wie war das möglich?«
»Kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.«
»Dann müssen wir davon ausgehen, dass wir unter Beobachtung stehen. Wer sich auch immer irgendwo versteckt hält, er führt uns an der langen Leine und kann die Asche beeinflussen.«
»Das mächtige Skelett.«
»Es ist aber nicht seine Asche, John.«
»Warum nicht?«
»Weil die Knochen oder weil das Gerippe noch vorhanden sind. Normalerweise wäre es doch mit verbrannt, finde ich. Oder hast du eine andere Theorie?«
»Nein«, gab ich zu. Verdammt, Suko hatte recht. Damit fiel meine Theorie in sich zusammen. Ich war für einen Moment sauer, aber ich dachte auch weiter nach und bastelte an einer neuen Möglichkeit. »Die Knochen müssen nicht unbedingt verbrannt sein. Möglicherweise ist diese Asche einmal Haut, Fleisch, Sehnen und Blut gewesen. Da haben eben nur die Knochen dem Feuer widerstanden, meinetwegen.«
»Feuer kann natürlich sein«, gab Suko zu. »Aber wer hat das getan? Und wie lange liegt das zurück?«
»Das müssen wir herausfinden.«
Suko rollte mit seinem Stuhl zurück, bis ihn die Wand stoppte. »Da haben wir was vor uns.«
»Und ob.« Ich hatte das Oberteil genommen und drehte es wieder fest.
»Jedenfalls nehmen wir diesen Kessel mit, wenn wir diesem Tim Baker einen Besuch abstatten.«
»Falls wir ihn finden!«
»Das müssen wir einfach. Hier bahnt sich etwas an, und ich weiß nicht, was daraus noch alles entstehen kann, aber der eine schrecklich zugerichtete Tote reicht mir. Ich will nicht noch mehr haben, und ich will auch nicht noch mal in den Dunstkreis des Skeletts hineingeraten. Das war nicht angenehm.«
Glenda Perkins öffnete die Tür, betrat unser Büro aber nicht, sondern blieb auf der Schwelle stehen, eine Hand noch um die Klinke gelegt. Wir sahen schon ihrem Gesicht an, dass sie höchstens einen Teilerfolg erzielt hatte.
»Habt ihr Zeit?« fragte sie.
»Wie lange?«
»Sehr lange, John.«
»Dann hast du die Namen?«
Glenda nickte. »Klar, und du kannst dir kaum vorstellen, wie viele Bakers es in London gibt. Und es sind nicht wenige, die den Namen Tim führen. Der Computer lügt nicht. Ich kann dir die Namen auch ausdrucken lassen, wenn du willst.«
»Wollen wir?« fragte ich Suko.
Der Inspektor stöhnte auf. »Das wird eine Heidenarbeit, verdammt noch mal.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Ihr könnt es euch ja überlegen«, sagte Glenda. »Ich hole inzwischen den Kaffee.«
Sie schloss die Tür wieder und ließ uns zurück. Ich starrte auf den Kessel, aber auch er konnte mir keine Antwort auf meine drängenden Fragen geben. Glenda hatte recht behalten. Wenn wir jeden Baker überprüfen wollten, waren wir tage-, wenn nicht wochenlang damit beschäftigt. So ging das nicht.
Glenda erschien mit dem Kaffee. Die Kanne und die Tassen standen auf einem Tablett. Als sie es abstellte, fragte sie: »Habt ihr noch immer keine Idee?«
»Nein, haben wir nicht«, gab ich zu.
Sie schenkte ein. »Dann bleiben wohl nur die Namen übrig, denke ich mal.«
Ich hob die Schultern. Dann zog ich die Tasse mit der braunen Brühe in meine Nähe. »Oder«, sprach Glenda weiter, »du hängst dich ans Telefon und rufst Tanner an.«
Ich stutzte. »Tanner? Wieso? Wie kommst du denn plötzlich auf ihn?«
»Er leitet schließlich die Ermittlungen
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