Necroman
stießen. Sie hinderten das Skelett daran. Es wurde zurückgeworfen und hinein in den Rauch gefegt.«
»Das war alles?«
»Mir hat es gereicht.«
»Klar, John, klar. Ich denke nur daran, was dich gerettet haben könnte.«
»Das liegt auf der Hand. Vielmehr auf meiner Brust. Es ist das Kreuz gewesen. Es hat von sich aus gehandelt. Ich muss mich bei ihm bedanken. Ein Schutzengel.«
»Daran hatte ich auch schon gedacht«, gab mein Freund zu. »Ich wollte nur einmal noch deine Meinung dazu hören. Aber der Schwarze Tod war es nicht? Da bist du dir sicher?«
»Hundertprozentig. Es sei denn, er hätte seine Knochen gelblich eingefärbt. Daran kann ich nicht glauben. Das ist eine andere Gestalt gewesen und auch mit einem anderen Namen, den wir leider nicht kennen. Außerdem habe ich dieses Monstrum noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Ich rechne auch nicht mit einem Dämon aus der Vergangenheit. Er oder es ist neu.«
»Und ich habe die Erscheinung nicht gesehen«, erklärte Glenda.
»Darüber kann ich mich nur wundern. Ich weiß selbst nicht, weshalb nur John so wichtig war…«
»Denk nicht darüber nach, Glenda. Du hast eben Pech gehabt, dich in meiner Begleitung befunden zu haben.«
»Sehr richtig. Da sieht man mal wieder, dass es gar nicht gut ist, wenn wir zusammen weggehen.«
Ich musste lachen, aber es klang nicht gut. Zu stark war der Druck, zu viele Fragen nach dem Woher und dem Warum beschäftigten uns noch, aber wir würden versuchen, die Antworten darauf der Reihe nach zu finden. Beginnen wollten wir mit dem Weihrauchkessel, den wir mit hoch in unser Büro genommen hatten. Er hatte seinen Platz auf einem der beiden sich gegenüberstehenden Schreibtische gefunden und wirkte dort völlig deplaziert.
Glenda Perkins saß an der Schmalseite der beiden Schreibtische und konnte ihn ebenfalls sehen. Sie ließ ihn auch nicht aus den Augen. Ihre Brauen hatten sich zusammengeschoben. Der Mund war leicht verzogen. Noch immer war der Gestank nicht völlig verschwunden. Er hatte sich in dem Material des Kessels festgesetzt. Sicher war, dass er aus Metall bestand. Er war auch recht schwer, deshalb tippte ich auf Eisen, das allerdings im Laufe der Zeit Patina angesetzt hatte, denn auf dem Metall lag eine rötlichbraune Kruste aus Rost. Ebenfalls auf der Kette.
Noch war der Kessel geschlossen. Er bestand aus zwei Hälften, die zusammengesetzt worden waren und sich durch den Rost nicht so leicht lockern ließen.
Ich hatte nichts dagegen, dass Suko den Kessel anfasste und ihn zu sich herüberzog. »Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir das Ding nicht aufbekommen«, sagte er und klemmte die untere Hälfte des Kessels zwischen seine Beine, ohne auf die Hose Rücksicht zu nehmen.
»Gib nur acht«, warnte ich ihn.
Suko grinste mich über den Schreibtisch hinweg an. »Ich glaube kaum, dass dort ein Dschinn rauspufft.«
»Man kann nie wissen.«
Suko nahm beide Hände zu Hilfe. Er legte sie auf den oberen Teil und fasste so gut wie möglich zu. Außerdem gab er den entsprechenden Druck, während er den unteren Teil noch immer zwischen den Beinen festgeklemmt hielt. Dann drehte er die obere Hälfte nach links. Vielmehr versuchte er es, und wir warteten auf das entsprechende Kratzen, das unweigerlich entstehen würde, wenn sich das Teil drehte.
Noch passierte nichts.
Suko war konzentriert. Sein Gesicht angespannt, aber er ging auch vorsichtig zu Werke. Er konzentrierte seine Kraft, weil er auf keinen Fall etwas zerstören wollte.
Dann hörten wir das leise Knirschen. Rost rieselte an der Schnittstelle herab und fiel auf den Boden. »Jetzt packe ich es!« flüsterte Suko scharf. Er drehte weiter, die für unsere Ohren unangenehmen Geräusche blieben bestehen, und als Suko leise auflachte, wussten Glenda und ich, dass er es geschafft hatte. Er stellte den Kessel zurück auf den Schreibtisch, atmete tief durch und musste auch den Schweiß von seiner Stirn wischen, denn es war schon anstrengend gewesen.
»Mach du den Rest, John.«
Ich zog den Kessel zu mir heran. Wie nebenbei hörte ich das leise Klingeln der Kette, dann stand das Gefäß direkt vor mir. Ich brauchte nur die Hände auf die obere Hälfte zu legen, etwas zu drehen, dann hielt ich das Teil fest und legte es neben die andere Hälfte, bevor ich einen ersten vorsichtigen Blick in das Gefäß warf.
Auch Glenda und Suko wollten sich den Inhalt anschauen. Sie waren aufgestanden und beugten sich dabei über den Schreibtisch hinweg, aber der erste Blick war für
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