Necromancer - The Death of the Necromancer
du willst mit mir reden.«
Nicholas legte die Fingerspitzen aneinander. »Du hast es erfasst.«
»Nicholas …«
Obwohl er sich vorgenommen hatte, die Fassung zu wahren, platzte es aus ihm heraus: »Warum hast du mir nie erzählt, dass es in deiner Familie lauter Zauberinnen gibt?«
»Großmutter hat wohl aus der Schule geplaudert. Warum sollten dich meine Vorfahren interessieren?« Sie blickte auf und bemerkte seinen Gesichtsausdruck, bevor er ihn verbergen konnte. »Aber das wollte ich gar nicht sagen.« Sie machte eine aufgebrachte Geste. Allerdings konnte er nicht erkennen, ob sich ihr Ärger gegen ihn oder gegen sie selbst richtete. »Wahrscheinlich hatte ich einfach Angst.«
»Angst wovor?«
Seufzend nestelte Madeline an den Fransen ihres Halstuchs herum. »Ich will als Schauspielerin arbeiten. Dieser Wunsch ist fast so stark wie mein Lebenswille. Dieser Beruf fordert mir alles an Kraft und Konzentration ab, was ich habe. Wenn ich das hier studieren würde …« Sie deutete vage auf das kleine Zimmer. »Die Macht, ihre verschiedenen Erscheinungsformen … dafür müsste ich meine ganze Zeit
opfern. Ich musste mich für eins von beiden entscheiden. Das habe ich getan. Und die meisten verstehen das nicht.«
Nicholas verschränkte die Arme. Ganz ruhig bleiben. Sie konnten sich jetzt keinen Streit leisten. Vielleicht ging es ihn wirklich nichts an. Schließlich waren sie nicht verheiratet. Aber er hatte ihr alles von sich erzählt. Sie war die Einzige, die seine ganze Geschichte kannte. »Und du hast gedacht, dass ich es auch nicht verstehe?«
»Ja.« Ernst schaute sie ihn an. »Ich will Schauspielerin sein, so wie du Count Montesq vernichten willst. Ich weiß, wie verzehrend solch ein Wunsch ist. Und ich weiß auch, ich könnte dich viel besser unterstützen, wenn ich nach magischer Macht streben würde statt nach einer Hauptrolle im Elegante-Theater. Vor allem, wo Arisilde jetzt völlig am Ende ist.« Sie wandte den Blick ab. »Übrigens ist mir klar geworden, warum ich vermutet habe, dass es ein Sendfluch ist. Als er zu mir ins Zimmer wollte, habe ich was gespürt oder gerochen … Als Kind hat mich Madele mal zum Wintersonnwendfest nach Lodun mitgenommen. Irgendein alter Feind wollte sie umbringen und hat ihr einen Apfel mit einem giftigen Sendfluch untergeschoben. Sie hat mir erklärt, dass das ein uralter Trick ist, und den Apfel einfach beiseitegeschoben, aber zuerst hat sie ihn mir in die Hand gedrückt, damit ich spüre, wie er sich anfühlt, und in Zukunft vor solchen Anschlägen gewappnet bin. Es war nur so ein leichtes Kribbeln, aber es war da. Wie Begierde hat es sich angefühlt, wie Lust. Ich hatte Angst.« Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Sie hat sich nicht mal die Mühe gemacht rauszufinden, wer ihn ihr geschickt hatte. Zumindest hat sie das behauptet; möglicherweise liegt er auch begraben unter dem Haus.« Ratlos zuckte sie die Achseln.
»Ich weiß auch nicht. Ich hab etwas aufgegeben, was Menschen aller Zeitalter herbeigesehnt, wofür sie gestohlen und Intrigen geschmiedet haben. Vielleicht bin ich verrückt.«
»Alle meine engeren Freunde sind verrückt.« Nicholas wollte lieber nicht so genau darüber nachdenken, was das über ihn aussagte. Seufzend stützte er den Kopf in die Hände. »Ich würde dich nie um etwas bitten, was du nicht tun willst. Zumal ich sowieso weiß, dass eine solche Bitte gar keinen Zweck hätte.«
»Wenn du mich gebeten hättest, hätte ich es mir vielleicht überlegt.« Sie lächelte unsicher. »Aber das ist natürlich nicht deine Schuld.«
Nicholas schüttelte den Kopf. Er wollte nicht mehr über dieses Thema reden. Es ging ihm zu nahe. »Glaubst du, deine Großmutter wird mit diesem Sendfluch fertig? Sie ist doch nur eine Heckenhexe. Es hat keinen Sinn, wenn sie dafür ihr Leben aufs Spiel setzt.« Er wandte sich ihr zu. »Wenn wir sofort aufbrechen, schaffen wir es noch rechtzeitig zurück nach Lodun.«
Made lines Brauen hoben sich. »Hat sie das gesagt? Dass sie nur eine Heckenhexe ist?«
»Ja.«
Made line kniff kurz die Augen zu. »Ihre Definiton entspricht nicht der üblichen Vorstellung einer Heckenhexe.« Sie blickte zu ihm auf. »Früher hatte sie den Namen Malice Maleficia.«
»Oh.« Die unter diesem Namen bekannte Frau war seit über fünfzig Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden, aber Nicholas hatte unzählige Geschichten über ihre Taten gehört. Auch die über den bösen Baron. Nur
dass der Betreffende
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