Necromancer - The Death of the Necromancer
mit Möbeln, Kommoden, Truhen und einem gewaltigen Schrankbett. Nachdem er die Kerzenlampe an der Wand ausgeblasen hatte, öffnete er die Laden des einzigen Fensters, hielt sich aber vorsichtshalber etwas seitlich davon. Durch die staubigen Scheiben war nichts zu sehen als ein mondbeschienenes Stück Boden und eine Gruppe von Bäumen und Büschen, die
im Wind wogten. Nach einer Weile wandte er sich wieder der Tür zu.
Made line hatte den Vorhang vor dem Fenster behutsam zurückgezupft und sich auf den Boden gekniet, um hinauszuspähen. »Ich kann nichts erkennen«, meldete sie. »Vielleicht irgendwas hinter der großen Eiche, aber die Hausseite verstellt mir die Sicht.«
»Ich muss es unbedingt wissen«, ächzte Madele. Ihr Gesicht war angespannt und verkniffen, als hätte sie Schmerzen.
»Ich steige hinten raus und schau nach«, sagte Nicholas zu Made line. »Vielleicht kannst du irgendein Seil auftreiben. Das brauche ich, um wieder reinzukommen.«
Madeline wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch dann fluchte sie nur leise und erhob sich. Nicholas verstand das als Einwilligung.
Er öffnete den Verschluss des hinteren Fensters und schob es langsam auf. Er konnte nur hoffen, dass der Wind jedes verräterische Geräusch überdeckte, und dass der Sendfluch nicht gut hörte. Die Luft draußen war trocken und beißend, ohne eine Spur des Regens, den die Wolken und der Wind zu verheißen schienen. Nicholas legte ein Bein über das Fensterbrett, bis er auf einem Holzbalken Halt gefunden hatte, dann ließ er sich hinausgleiten und klammerte sich an der Steinfassade fest.
Er ließ sich fallen und landete auf fester Erde. Nur der Wind war zu vernehmen, der durch die Bäume und das trockene Wintergras auf den Feldern brauste; es war, als stünde er bei auflaufendem Wasser am Strand von Chaire.
Nicholas ertastete die halbhohe Holztür und schlüpfte lautlos in den Stall unter dem Haus. Drinnen stampfte und
schnaubte vor Aufregung das sonst so brave Pferd, und die Ziegen trippelten verängstigt in ihrem Verschlag hin und her. Er trat zu der Tür, die auf den vorderen Hof ging, und drückte sie vorsichtig auf.
Staub wehte über den Boden, und die Eiche stöhnte und ächzte unter dem Gewicht ihrer Äste. Die Felder lagen leer unter Streifen von Mondlicht. Nicholas öffnete die Tür noch ein wenig weiter, um hinaustreten zu können, doch plötzlich schrie hinter ihm das Maultier.
Und in dem Moment sah er ihn, gleich hinter dem riesigen Schatten der Eiche - ein dunkler Block, den weder Wind noch Mond berühren konnten. Nicholas war erstaunt über die Größe des Wesens. Das, was durch den Boden des Hauses am Lethe Square gebrochen ist, war nur ein Teil davon. Das Geschöpf, dessen genaue Form nicht zu erkennen war, ragte höher auf als der Baum neben Madeles Haus.
Behutsam zog er die Tür wieder zu, auch wenn sie den Tieren im Stall eigentlich keinen nennenswerten Schutz bot. Auf dem Weg nach hinten zum rückwärtigen Eingang tätschelte er dem Maultier den Hals.
Madeline hatte bereits das Seil aus dem Fenster geworfen und am Bettrahmen festgebunden, so dass er keine Mühe hatte hinaufzuklettern. Mit verschränkten Armen und angespanntem Gesicht stand sie neben dem Fenster, während Madele in der Tür wartete. »Er ist gleich hinter der Eiche.« Nicholas schloss das Fenster. »Ich konnte nichts Genaues erkennen - nur, dass er riesig ist …«
Plötzlich knarrte das Dach, und Staub rieselte von den Balken.
»Ahh«, machte Madele. »Es ist so weit.« Damit verschwand sie in der großen Küche.
Nicholas und Made line tauschten Blicke und folgten ihr.
Dann erbebte das Haus, und Nicholas musste sich auf dem Tisch abstützten. Er fragte sich, ob das Wesen wieder durch den Boden kommen würde. Damit war zu rechnen. Oder vielleicht durchs Dach. Das Haus hier war solider gebaut als das am Lethe Square. Erneut fiel Staub von den zitternden Balken, aber die Mauern hielten stand.
Unverständliches Zeug brabbelnd und die Hände ineinander verschlingend, starrte Madele in die Feuerstelle. Die Eisentöpfe und die Haken über dem Herd klapperten gegen den Stein. Die Flammen knisterten, als feiner Staub und kleine Rußstücke hineinstürzten.
Plötzlich wurde Nicholas’ Blick nach oben gezogen. Direkt unter der Decke wölbten sich die Steine des Kamins nach außen, als stünden sie kurz davor, von einer gewal - tigen Kraft herausgeschleudert zu werden. Wie durch etwas Flüssiges wanderte die Ausbeulung nach unten auf den Herd zu.
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