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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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das graue Haar zu Zöpfen gebunden, die Haut glanzlos vom Alter, war sie vor der verwitterten Steinmauer fast unsichtbar. Sie trug einen Kittel und einen graubraunen Rock - Bauernkleider, die merkwürdig unangemessen für die Eigentümerin eines solchen Anwesens schienen. Selbst in einer reichen Gegend wie dieser besaß kein Bauer ein Haus dieser Größe.
    Die Frau stemmte die Hände in die Hüften. »Du schaust also auch mal bei mir vorbei, Mädel? Aber nur, weil du
musst, schätze ich. Du stinkst nach dunkler Magie, aber das weißt du wahrscheinlich sowieso. Wenn du deiner wahren Berufung gefolgt wärst, bräuchtest du jetzt nicht meine Hilfe.«
    Made line blickte sich um, wie um sich an ein imaginäres Publikum zu wenden. »Hat zufällig jemand mitgezählt? Wie lang hat das gedauert - eine Minute, zwei? Wie viele Augenblicke war ich hier, bevor die alte Leier wieder von vorn losgegangen ist? Wahrscheinlich wird schon in der nächsten Stunde der Rest der Familie aufkreuzen, um in den Chor einzustimmen.«
    Seufzend rieb sich Nicholas über den Nasenrücken, um eine beginnende Migräne zu verscheuchen. Bis jetzt läuft alles ganz gut.
    Die Alte schniefte. »Du hast einen Mann mitgebracht.«
    »Scharf beobachtet.« Made line verschränkte die Arme. »Weiter so.«
    »Und du hast was Furchtbares mit deinen Haaren angestellt.«
    »Es ist nur eine Perücke, Madele.« Sie riss sie herunter und schwenkte sie so heftig, dass die Nadeln auf den staubigen Boden segelten.
    »Da bin ich erleichtert. Du könntest mich wenigstens vorstellen.«
    Der Perücke? Mit einem matten Grinsen stieg Nicholas aus dem Wagen.
    Made line holte tief Atem. »Darf ich vorstellen, Madame Madele Avignon, Nicholas Valiarde.« Sie wandte sich Nicholas zu. »Madele ist meine Großmutter.«
    Einen Augenblick lang konnte er Madeline nur anstarren. Als hätte sie das Heikle der Situation erfasst, räusperte sich
die Alte. »Ich geh kurz rein und setze Wasser auf. Nachher kannst du mich gleich wieder anplärren.«
    Sie verschwand im Haus und ließ die Tür offen stehen. Madeline schnaubte. »Sie hört uns natürlich zu. Sie hat Manieren wie eine halbwüchsige Göre.« Mit einem leisen Lächeln fügte sie hinzu: »Jetzt weißt du, wo das alles bei mir herkommt.«
    Nicholas ging nicht auf dieses Ablenkungsmanöver ein. »Deine Großmutter ist eine Zauberin?« Er hatte eher mit einem alten Freund oder auch mit einem ehemaligen Geliebten gerechnet.
    »Ja, so ist es.« Langsam, fast resigniert atmete sie aus.
    Nicholas wandte den Blick den sanft geschwungenen Feldern zu. »Erzähl ihr doch von unserem kleinen Problem. Ich kümmere mich inzwischen um das Pferd.«
    Madeline wirkte ein wenig verunsichert, als hätte sie eine andere Reaktion erwartet. »In Ordnung.« Damit schritt sie auf das Haus zu.
    Nicholas spannte den fügsamen Gaul aus und führte ihn in den kleinen Stall unter dem Haus. Dort wurde er voller Begeisterung von einem Maultier und zwei Ziegen begrüßt, die anscheinend von jedem Menschen, der ihnen begegnete, Futter erwarteten. Oben im Haus hörte er das laute Knallen von Metalltöpfen.
    Arisilde hatte es wahrscheinlich gewusst. Erst neulich hatte der Zauberer Made line aufgetragen, ihrer Großmutter Grüße zu bestellen. Er erinnerte sich noch, wie bestürzt Made line darauf reagiert hatte. Das sah Arisilde ähnlich: Er wusste schon seit Jahren davon und hatte dann in seinem Drogendunst vergessen, dass sie es eigentlich geheimhalten wollte.

    Nachdem Nicholas das Pferd versorgt hatte, stieg er die Treppe hinauf. Durch die noch immer geöffnete Eingangstür gelangte er in ein langes Zimmer mit himmelblau gekalkten Wänden und einem Boden aus gemusterten Ziegelplatten. Eine Leiter führte hinauf, wahrscheinlich in eine Schlafstube, und eine weitere Tür ließ darauf schließen, dass es im Erdgeschoss mindestens noch ein Zimmer gab. Madeline war nirgends zu entdecken.
    Madele stand an dem riesigen Herd mit hängenden Töpfen, Dreifuß und Haken samt Kessel. Es gab eine Ofenbank nach alter Bauerntradition und eine Abzugsklappe für den Kamin. Sie musterte ihn flüchtig und bedeutete ihm mit einem Wink, sich zu setzen. »Madeline sagt, ein Sendfluch ist hinter euch her. Sie weiß natürlich nicht, was sie da redet.« Ihre Stimme war rau wie die einer Krähe, ganz anders als die Madelines. Auch etwaige Ähnlichkeiten der Gesichtszüge waren wegen der Fülle von Falten nicht zu erkennen. »Sie wäre dir eine bessere Hilfe, wenn sie ihrer Berufung

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