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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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neugierig.
    »Ich wohne hier.« Nicholas bemerkte keine Veränderung in Falliers kalten Augen. »Ich bin nur der Nachkomme einer in Ungnade gefallenen Familie; ich verstehe nicht, was Sie daran interessiert.« Strenggenommen gehörte diese Familie sogar noch dem Adel Ile-Riens an, obwohl der Titel eines Duke annulliert worden war, nachdem Denzil Alsene den damaligen König Roland vom Thron hatte stoßen wollen. Nicholas’ Herkunft war eine historische Kuriosität, nichts weiter. Bestimmt war er nicht der einzige Mensch in Vienne, der von einem berühmten Verräter abstammte.
    Natürlich nicht. Und jetzt muss ich ihm einfach erzählen, dass ich nichts mehr mit den Alsenes zu tun habe, seit meine Mutter vor über fünfundzwanzig Jahren aus dem verfallenen Familiengut geflohen ist, dass ich ihren Mädchennamen Valiarde benutze und dass ich ein legales Unternehmen als Importeur führe. Genau, und dann erkläre ich ihm, warum sie mich mitten in einem anarchistischen Anschlag auf Lady Biancis Kutsche als Droschkenfahrer verkleidet aufgelesen haben. Die Sache hatte allerdings noch einen Haken. Denzils Verrat hatte sich nicht nur gegen den König gerichtet. Er hatte die ganze Stadt in Aufruhr versetzt, war für den Tod zahlloser Menschen verantwortlich, hatte die Leute den Angriffen der dunklen Fay ausgeliefert, hatte Feinde und Verbündete ermorden lassen. Er war der verhassteste Verräter in der gesamten Geschichte Ile-Riens. Nach seinem Tod war das frühere Herzogtum Alsene zu einer Enklave
von Ausgestoßenen degeneriert, ungeachtet der Tatsache, dass sie diesen Status durchaus auch persönlich verdient hatten.
    »Das könnte sogar stimmen, aber irgendwie habe ich meine Zweifel.« Ein leiser Sarkasmus schlüpfte durch Falliers steinerne Fassade. »Ich bin leider verabredet und muss Sie jetzt allein lassen. Bis zu unserer nächsten Begegnung können Sie sich eine bessere Entschuldigung für Ihre Anwesenheit auf der Straße ausdenken.« Der Magier trat zurück und zog die Tür hinter sich zu. Das Schloss schnappte mit einer Endgültigkeit ein, die hoffentlich nur symbolisch war.
    Nicholas wartete einen Moment, bis sich Fallier durch den Korridor entfernt hatte. Er haderte mit seinem Schicksal. Hatte er in der Gegenwart nicht schon genügend Scherereien, musste ihn jetzt auch noch seine Vergangenheit einholen? Diese dumme alte Cousine der Königin interessierte ihn doch überhaupt nicht - ihm war es nur um Octave gegangen.
    Er kniete sich neben die Tür, um das Schloss sorgfältig zu untersuchen. Es war alt und nicht besonders stabil. Er berührte es sachte mit dem Handrücken, spürte aber nichts. Anscheinend hatte sich Fallier nicht die Mühe gemacht, es mit einem Hüter zu sichern. Rasch zog er die Drahtstücke aus seiner Manschette und steckte eins davon vorsichtig in das Schloss. Unmittelbar darauf wälzte er sich auf dem Boden, die Hand an die Brust gedrückt, und biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien.
    Der Schmerz ließ schnell nach, während Nicholas schwer atmend auf dem Boden lag. Er bewegte die Finger, um sich zu vergewissern, dass Sehnen und Muskeln noch funktionierten.
»Scheißkerl«, zischte er. Offenbar hatte sich Fallier doch die Mühe gemacht, das Schloss zu schützen.
    Nach einer Weile setzte sich Nicholas auf und blickte sich um. An einer Wand hing eine vergilbte Straßenkarte der Stadt, in einer Ecke ragte ein leeres Bücherregal auf. Das war keine Zelle, sondern ein altes, unbenutztes Zimmer. Warum hatte man ihn nicht in einen besser gesicherten Raum gesperrt?
    Sein spärliches Wissen über den Palast stammte aus Berichten der Boulevardpresse und einigen halb vergessenen Geschichten aus der Familie seines Vaters, die alle mindestens schon seit hundert Jahren überholt und wahrscheinlich sowieso von Anfang an erlogen waren. Doch in einem Punkt gab es keinen Zweifel: Es musste im Palast Abschnitte geben, die viel geeigneter für Gefangene waren. Wahrscheinlich in der Königsbastion. Warum hatte ihn Fallier nicht dorthin schaffen lassen?
    Der Zauberer wollte kein Risiko eingehen. Er wollte nicht, dass jemand anders von Nicholas’ Anwesenheit erfuhr.
    Nicholas glitt wieder zurück zur Tür und fand durch einige schmerzhafte Versuche heraus, dass sich der Hüter nicht über das Metall des Schlosses hinaus erstreckte. Er drückte das Ohr an die Holztür, um nach Geräuschen auf dem Korridor zu lauschen. Er vermutete, dass dort draußen mindestens eine Wache postiert war, eher sogar zwei. Kurz

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