Necromancer - The Death of the Necromancer
zufrieden?«
»Durchaus«, antwortete Nicholas. Er verschränkte die Arme und betrachtete seinen Besucher. Er war groß und kräftig gebaut, an seinem Gürtel hingen Degen und Pistole. Offensichtlich glaubte er, dass von einem unbewaffneten, schmächtigen Mann keine Bedrohung für ihn ausging. »Ich würde nur gern erfahren, warum man mich hierhergebracht hat.«
»Das könnte ich Ihnen vielleicht verraten«, erwiderte der Leutnant, »wenn Sie mir sagen, wer Sie sind und warum sich Rahene Fallier so für Sie interessiert.«
Dann weißt du es also auch nicht. Als Nicholas den neugierigen, durchtriebenen Gesichtsausdruck des Mannes bemerkte, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, und im Bruchteil einer Sekunde stand sein Plan bis ins Detail fest. Er holte tief Atem und wandte den Blick ab, als müsste er sich zu einem peinlichen Bekenntnis durchringen. »Ich bin sein illegitimer Sohn.«
Der Leutnant machte große Augen und bemühte sich, seine Überraschung durch lässiges Benehmen zu überspielen. »Wundert mich nicht.«
Gott behüte mich vor Amateurverschwörern. Wenn alles zutraf, was ihm aus der wechselvollen Geschichte seiner Familie berichtet worden war, dann hatte dieser Mann unter den erfahrenen Intriganten am königlichen Hof nicht die geringste Chance. Zögernd setzte Nicholas zu einer Antwort an. »Meine Mutter ist …« Die Königin war nicht alt genug, sie war sogar noch jünger als er selbst. Ah, genau. »… die Countess Winrie.«
Dem Leutnant entrang sich ein Ächzen. Die Countess Winrie war eine wegen ihrer unerhörten Praktiken verschriene Prostituierte gewesen, ehe sie den nicht mehr ganz taufrischen, aber immer noch gesunden Count zur Ehe überredete. Ungefähr ein Jahr nach der Hochzeit starb er, und so wurde die wohlhabende Countess zur inoffiziellen Anführerin der Halbwelt und zu einem ständigen Pfahl im Fleisch der vornehmen Gesellschaft. »Aber …« Der Leutnant legte die Stirn in angestrengte Falten.
»Sie können sich sicher vorstellen, was das für seinen Ruf bedeuten würde«, soufflierte Nicholas. Langsam fing er wieder an, auf und ab zu marschieren, um sein Opfer daran zu gewöhnen, dass er in Bewegung war. »Wenn das auffliegen würde …«
»Ah.« Der Leutnant, der endlich begriffen hatte, nickte eifrig. »Sie haben ihm gedroht, dass Sie an die Öffentlichkeit treten, und er hat Sie für Ihr Schweigen bezahlt.«
Kurz stockend, warf Nicholas dem Mann einen verlegenen Blick zu und tat so, als müsste er schwer schlucken. Zugleich fragte er sich, was wohl Madeline von seiner Darbietung halten würde. Wahrscheinlich würde sie etwas Sarkastisches über mein Publikum von sich geben. »Ich habe keine Ahnung, was er jetzt mit mir vorhat.«
Der Leutnant setzte eine überlegene Miene auf, was Nicholas zu dem Schluss veranlasste, dass er ebenfalls nicht das Geringste wusste. Der Mann ließ den Stuhl nach hinten kippen und legte die Füße samt Stiefeln auf den Tisch. »Wahrscheinlich will er Sie für immer aus dem Verkehr ziehen.«
Zorn brandete in Nicholas auf, obwohl die grausame Bemerkung des Gardisten nicht ihm gegolten hatte, sondern der erfundenen Person des jungen unehelichen Sohnes, der seinem Vater, dem Magier, hilflos ausgeliefert war. Er erinnerte sich selbst daran, sich nicht zu sehr in seine Rolle hineinzusteigern. »Mein Vater hat mir in den letzten Jahren viel Geld gezahlt, und die Countess, die eine Vorliebe für mich hat, ist immer noch sehr wohlhabend. Wer mir dabei helfen würde, die Freiheit wiederzuerlangen, kann mit einer reichen Belohnung rechnen.«
Der Leutnant wandte den Blick ab. »Da bräuchte ich Garantien. Sie können nicht erwarten, dass ich Ihnen ohne weiteres traue.«
Nicholas las in seiner Miene wie in einem Buch. Der Mann wollte nur Informationen, um sich vielleicht einen Vorteil gegen Fallier zu verschaffen, doch er war nicht so dumm, sich dem Hofzauberer offen entgegenzustellen. »Selbstverständlich«, beeilte sich Nicholas zu versichern. »Vielleicht kann ich Sie von meinen ehrlichen Absichten überzeugen, wenn ich Ihnen das hier zeige.« Er trat auf den Tisch zu und griff in seine Jackentasche.
Der Leutnant beobachtete ihn mit gespielt abgebrühter Miene, konnte jedoch seine Gier nicht verhehlen. Sein Blick senkte sich auf die Hand, die Nicholas langsam herauszog. Dann trat Nicholas kräftig gegen das Stuhlbein, und der Leutnant stürzte nach hinten.
Sofort war Nicholas über ihm und versetzte ihm einen Faustschlag, dass sein Kopf gegen
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