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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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darauf hörte er tatsächlich eine Stimme, deren Worte nur als unverständliches Gemurmel durch das dicke Holz drangen, dann eine ebenso leise Antwort.
    Er lehnte sich zurück. Verdammt. Mit ein wenig Zeit wäre er an dem Hüter vorbeigekommen, davon war er überzeugt.
Schmerz war zwar abschreckend, aber nicht so wirksam wie andere Methoden - so zum Beispiel der Zauber, der einen durch scheinbare Bewegungen am äußersten Rand des Gesichtsfelds ablenkte, sobald man sich auf den geschützten Gegenstand konzentrierte. Er hätte sich an den Schmerz gewöhnen können, bis er ihn lang genug aushielt, um das Schloss zu knacken. Außerdem reagierte der Hüter vielleicht auf einen Holzsplitter nicht so schnell wie auf einen Metallstift. Doch an den Wachen kam er nicht vorbei. Nicholas stand auf und lief hin und her.
     
    Den Blick auf Ronsarde gerichtet, schüttelte Madeline bewundernd den Kopf. Der Inspektor verstand genauso viel von Verkleidung wie sie und Nicholas.
    Es war kalt und stockfinster. Über allem lag eine tiefe Stille, typisch für die Stunden weit nach Mitternacht, wenn bloß noch Menschen und Geister unterwegs waren, die nichts Gutes im Schilde führten. So wie wir. Sie standen eine Straße vom Palast entfernt im offenen Durchgang eines stillgelegten Frachthofs und benutzten Cusards Stallwagen, um sich vor zufälligen Blicken zu schützen. Ein Stück weiter vorn konnte Madeline den Platz vor dem Prinzentor ausmachen. Der Kreis von Gaslaternen beleuchtete eine Seite des wuchtigen Bogens über dem Ravenna-Denkmal und den klassischen Brunnen zu seinen Füßen. Noch vor einer Stunde hatte hier reger Verkehr geherrscht, Kutschen mit Gästen waren durch die Tore ein und aus gefahren, Straßenhändler hatten sich mit ihren Waren unter die Touristen gemischt - doch jetzt war der Platz bis auf den einen oder anderen vorüberratternden Wagen leer. Wenn der Zauberer, der sich für Constant Macob hielt, sie jetzt irgendwie aufspürte,
hatten sie keine Chance zur Flucht. Vorher ist er Octave gefolgt , mahnte sie sich , und Octave ist tot.
    Über eine Stunde hatten sie gebraucht, um bis hierher vorzudringen. Ronsarde hatte einen speziellen Passierschein, der ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit den Zutritt zum Palast ermöglichte, um sich mit den Captains der Royal Guard und der Queen’s Guard zu beraten. Da der Träger des Dokuments nur als »leitender Beamter der Präfektur« bezeichnet wurde, konnte er es noch immer benutzen, ohne seine Identität preiszugeben. Es hatte in seiner Wohnung an der Avenue Fount gelegen, die mit Sicherheit von Konstablern überwacht wurde. Cusard war durch den Speicher eingebrochen, um es aus dem Schreibtisch im Arbeitszimmer zu holen.
    In der Zwischenzeit hatte sich Ronsarde verkleidet. Mit Haarteilen hatte er das Aussehen von Backen- und Schnurrbart verändert und direkt über dem linken Auge eine Narbe angebracht, die zwar klein war, aber dennoch die Aufmerksamkeit eines Betrachters auf sich zog. Nachdem er sich passende Gewänder übergestreift und die blauen Flecke und Risse von dem Kampf beim Gefängnis mit Schminke übertüncht hatte, sah er aus wie ein völlig anderer Mensch.
    Nun erhob er sich vorsichtig und schob den gefalteten Passierschein in die Jackentasche. Alle hatten sich für das Dokument begeistert, das aus einem hochwertigen, von der Königin persönlich beschriebenen Bogen Papier bestand. »Verdammt schade, dass wir so wenig Zeit haben, sonst hätte uns der alte Besim eine Kopie machen können«, hatte Cusard leise zu Made line gesagt. »Man weiß ja nie, wann man so was vielleicht mal brauchen kann.« Jetzt können wir auf
jeden Fall das Original gebrauchen, und zwar verdammt gut. Made line wandte sich an Ronsarde. »Also, wie besprochen. Sie gehen rein, Sie holen Nicholas raus, und Sie bitten keinen der Beamten um Hilfe. Richtig?« Was für ein blödes Gewäsch. Das da vorn ist der Palast, verdammt noch mal. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sie heute immerhin aus dem Gefängnis von Vienne ausgebrochen waren. Allerdings hatte Nicholas das schon vorher geschafft, wenn auch nicht unter so spektakulären Umständen.
    »Ich werde tun, was ich für das Beste halte«, antwortete Ronsarde in verbindlichem Ton. »Natürlich kommt es nur im äußersten Notfall in Frage, dass ich mich an Captain Giarde von der Queen’s Guard wende.«
    Cusard stöhnte auf, und Reynard wechselte einen Blick mit Made line. Crack stand da wie ein Stein, aber seine Kiefermuskeln

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