Necromancer - The Death of the Necromancer
nach Sir Diandre ausgesandt. Also kein Glück?«
Die Frage war an Nicholas gerichtet, der den Kopf schüttelte. »Nein, Sir. Keiner hier hat was von ihm gehört.« Nicholas hoffte inständig, dass sich Ronsarde den Namen eines Mannes ausgesucht hatte, der gerade Urlaub hatte oder aus anderen Gründen unerreichbar war.
»Na ja, dann sehen wir uns eben weiter um. Wir müssen ihn einfach finden …«
»Haben Sie es schon im Galerieflügel probiert, Sir? Dort wird heute Abend ein Ball gegeben, vielleicht ist er dort eingeladen.« Der Leutnant wählte seine Worte sorgfältig, und
seine Miene blieb reserviert. Es war bestimmt nicht leicht, ihn hinters Licht zu führen. Ronsarde musste sich eine ziemlich gute Geschichte ausgedacht haben.
»Das ist eine Idee. Ja, wenn er hier nirgends ist … probiere ich es am besten gleich dort, vielen Dank.« Ronsarde war das argwöhnische Glitzern in den Augen seines Gegenübers nicht entgangen. Mit einer Selbstbeherrschung, die Nicholas bewundert hätte, wenn er nicht innerlich gekocht hätte, setzte der Inspektor hinzu: »Könnten Sie mich vielleicht begleiten, oder ruft die Pflicht?«
Das Misstrauen erlosch, und der Leutnant warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Nein, ich muss leider hierbleiben. Aber ich kann Ihnen einen Führer mitgeben, wenn …«
»Ach nein, nicht nötig. Ich finde den Weg auch allein. Ich war ja zum Geburtstag der Königin da, wissen Sie. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe …«
Die Höflichkeitsbezeugungen und Abschiedsfloskeln wollten kein Ende nehmen. Nicholas rann der Schweiß über den Rücken. Endlich schüttelte Ronsarde seinem neuen Bekannten noch ein letztes Mal die Hand, und sie setzten sich in Bewegung. Nicholas blieb hinter dem Inspektor, der trotz seines Hinkens und der Eile einen gleichmäßigen Schritt anschlug. Kurz vor dem Torbogen am Ende der Halle trat ein Gardekorporal vor. »Sir, sind Sie …«
Ronsarde wedelte mit einem zusammengefalteten Blatt. »Junger Mann, ich muss dringend zu Captain Giarde.«
Als er das Siegel auf dem Dokument erkannte und den Namen des Captains der Queen’s Guard hörte, wich der Korporal ehrfürchtig salutierend zurück.
Nicholas hielt den Atem an und wagte nicht, den Kopf zu heben, bis sie die Haupttür passiert und die Treppe
hinuntergestiegen waren. Draußen auf dem kalten, windgepeitschten Hof, außerhalb des Lichtscheins der Laternen, packte Nicholas Ronsarde am Ärmel und zog ihn in eine geschützte Ecke. »Was machen Sie hier?«
»Ich hab nach Ihnen gesucht, mein Junge, was dachten Sie denn? Ich wäre schon eher gekommen, aber ich habe einige Zeit gebraucht, um Sie aufzuspüren. Dass man Sie in die alte Kaserne gesteckt hat, fand ich ehrlich gesagt etwas enttäuschend. Ich hatte mir schon ausgemalt, dass ich Sie aus einer Zelle unter dem Torturm befreien muss.«
»Tut mit leid, dass ich Ihre Erwartungen nicht erfüllen konnte«, quetsche Nicholas zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich riskiere alles, um Sie aus diesem verdammten Gefängnis rauszuholen, und jetzt tauchen Sie hier auf!«
»Selbstverständlich.« Ronsarde ließ den Blick über den Hof gleiten. Zwischen den tiefen Schatten der Gebäude waren mehrere Gruppen von Leuten zu erkennen, die sich lachend unterhielten und zum Teil Lampen dabeihatten. Sie wirkten nicht wie Suchtrupps, aber in der Dunkelheit war das schwer zu erkennen. »Wissen Sie, wo wir sind?«, fragte der Inspektor.
»Nicht genau.« »Man hat Sie in der früheren Kaserne der Queen’s Guard festgehalten. Sie wurde nach der Gründung der Royal Guard erweitert.«
»Normalerweise weiß ich historische Kuriositäten wirklich zu schätzen, aber im Moment …«
»Und das da«, fuhr Ronsarde in eindringlichem Ton fort, »ist der Albon Tower, der ausgebaut wurde, um eine Verbindung zwischen altem und neuem Palast herzustellen.
Dabei wurden alte Belagerungswälle und Bastionen zerstört. Die Anlage ist also heute weniger sicher, was für uns natürlich den Vorteil hat, dass wir über die unteren Ebenen direkt in den neuen Teil des Palasts gelangen können, wo heute Abend im Galerieflügel ein Ball für den Oberbür - germeister stattfindet. Die meisten Gäste haben sich wohl schon auf den Heimweg gemacht, doch am St. Anne’s Gate sollte noch reger Betrieb herrschen. Außerdem wird dort niemand nach Ihnen suchen.«
»Dann los.«
Der Turm lag nur ein kurzes Stück entfernt auf der anderen Seite des Hofes, aber Nicholas fühlte sich schrecklich schutzlos, als sie
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