Necromancer - The Death of the Necromancer
imstande, das allein zu bewerkstelligen. Nicholas war sich nicht schlüssig, inwieweit Octave über ihn und seine Pläne im Bilde war. Wusste er von Reynard und den anderen? War er ein Amateur oder ein Profi?
Fast ein wenig mürrisch verzog Octave die Lippen. Prüfend ließ er den Blick durchs Zimmer schweifen, über die ledergebundenen Bücher, die Milchglaslampen, eine Landschaft von Caderan, die dringend gereinigt werden musste, und Crack, der kaum zu atmen schien und unbeweglich wie eine wachsame Statue im Hintergrund verharrte.
Nicholas breitete die Hände aus. »Worauf wollen Sie hinaus, Doktor? Wollen Sie irgendwelche Anschuldigungen gegen mich erheben?« Er spürte, wie Madeline hinter ihm unruhig das Gewicht verlagerte. Offensichtlich war sie der Meinung, er hätte Octave nicht die Chance zu einer Ausflucht geben sollen. Aber zuerst brauche ich Antworten. Zum Beispiel, was er in Mondollot House wollte, was das für ein Geschöpf war und ob er derjenige ist, der es mir auf den Hals gehetzt hat. Neugier war die zweite Triebfeder in Nicholas’ Leben. »Verleumdung ist strafbar.«
Octave verlor die Geduld. »Ich behaupte allerdings, dass Sie sich strafbar gemacht haben, Valiarde, als Sie heute in den Keller der Mondollots eingebrochen sind …«
Nicholas hatte sein Halstuch abgenommen, um eine Requisite
zum Herumspielen zu haben, und tat nun so, als würde er sich mehr für die wollenen Falten interessieren als für seinen Besucher. »Und ich behaupte, dass Sie verrückt sind, Dr. Octave, und dass es Sie nichts angeht, wenn ich einen fremden Keller betrete.« Er hob den Blick zu Octaves dunklen, leicht irrsinnigen Augen und dachte resigniert: ein Amateur. »Außerdem möchte ich anmerken, dass Sie das nur wissen können, wenn Sie - oder einer Ihrer Gehilfen - ebenfalls dort waren. Ich würde Ihnen empfehlen, genau zu überlegen, bevor Sie weitere Anschuldigungen vorbringen.«
Octave ging nicht darauf ein. »Ist Dr. Villers Apparat noch in Ihrem Besitz? Sind Teile davon hier im Haus?«
Wieder überlief Nicholas ein Schauer. Der Mann weiß zu viel. »Auch dazu kann ich nur sagen, dass Sie sich mit Ihrer Neugier schaden, Doktor. Ich rate Ihnen zu verschwinden, solange Sie noch können. Wenn Sie sich über mich beschweren wollen oder mich im Verdacht haben, etwas Strafbares getan zu haben, können Sie die Präfektur aufsuchen und die Leute dort damit langweilen.«
Octave lächelte. »Also ist er hier.«
Nicholas stand auf. »Dr. Octave, Sie gehen zu weit …«
Crack, der sofort auf seinen veränderten Tonfall reagierte, machte einen Schritt nach vorn. Octave griff nach seinem Stock, der noch auf dem Tisch lag, als wollte er tatsächlich aufbrechen. Die Bewegung war ganz beiläufig; wäre Nicholas nicht bereits auf der Hut gewesen, hätte er nie den Funken von blauem Zauberlicht bemerkt, den Octaves Hand bei der Berührung des Stocks erzeugte.
Gedankenschnell packte Nicholas die Kante des schweren runden Tischs und warf ihn um. Er stürzte gegen Octave und ließ ihn zurücktaumeln.
Flackerndes, blaues Licht schoss durch den Salon und prallte von den Wänden zurück wie ein Kugelblitz. Octave rappelte sich schwankend hoch und riss den Stock herum, um erneut auf Nicholas zu zielen. Er spürte eine Hitzewelle und sah das Zauberfeuer, das knisternd über die Tischplatte fuhr und sich auf die nächste Explosion vorbereitete. Crack wollte auf Octave losstürmen, aber Madeline schrie: »Zurück!«
Nicholas duckte sich, und hinter ihm krachte ein Schuss. Octave fiel nach hinten auf den Teppich. Der blaue Blitz loderte noch einmal auf und verschwand mit einem scharfen Zischen.
Nicholas starrte Made line an. Einen kleinen Revolver im Anschlag, trat sie vor und musterte stirnrunzelnd die Leiche. »Ich hab mich schon gefragt, worauf du wartest«, sagte er.
»Du warst in der Schusslinie, Schatz.« Sie wirkte gedankenverloren. »Schau dir das mal an.«
Nicholas wandte sich um. Octaves Leiche war dabei, sich aufzulösen. Er zerfiel zu einer grauen, pulverigen Substanz, so fein wie Sand in einem Stundenglas. Die Kleider sackten zusammen, und die Substanz ergoss sich aus Ärmeln, Kragen und Hosenbeinen auf den verblichenen Teppich.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Crack sprang prompt auf, um nach seinem Revolver zu greifen, aber es waren nur Sarasate, zwei Diener, der Kutscher Devis und die anderen, die Coldcourt bewachten. Ihre Ausrufe und Fragen erstarben ihnen beim Anblick der sich auflösenden Leiche
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