Necromancer - The Death of the Necromancer
wirkte besorgt. »Auf jeden Fall muss man sehr vorsichtig sein.«
»Vorsichtig? Du meinst wohl eher selbstmörderisch unbesonnen, oder?« Nicholas setzte ein leises Lächeln auf. »Kommst du klar, wenn du hier allein bleibst? Es gibt hier
Ghule und diese Wiedergänger, von denen du mir erzählt hast. Kannst du dich gegen sie verteidigen?«
»O ja, das schaffe ich.« Arisilde machte eine beruhigende Geste, als wollte ihn Nicholas in einem Café am Boulevard of Flowers zurücklassen. »Geh nur. Ich komme nach, sobald ich kann.«
Ohne den Fay aus den Augen zu lassen, schlüpfte Nicholas aus dem Spalt und verharrte kurz. Weit hinten in der Grube wankte das Geschöpf herum wie ein Betrunkener und knurrte Schatten an. Ansonsten schien es nichts mehr von seiner Umgebung wahrzunehmen.
»Sei vorsichtig, Nicholas«, mahnte Arisilde. »Er ist ein mächtiger Zauberer. Aber ich glaube, du bist viel listiger als er.«
Nicholas hatte keine Zeit, sich über die Äußerung des Magiers den Kopf zu zerbrechen. Er nickte Arisilde nur kurz zu und kletterte die Wand hinauf.
Natürlich hatte Nicholas an die Möglichkeit gedacht, dass weiter vorn im Schacht die Ghule auf ihn warteten, doch er hatte keine Ahnung, was er in diesem Fall unternehmen sollte. Da der gigantische Fay immer noch dort hinten herumtorkelte, sah er keine Möglichkeit, nach einem anderen Ausgang aus der Grube zu suchen.
Durch den Sprung in der Felswand gelangte er hinüber in den anderen Teil der Grube und auf den Sims am Fuß des Hangs. Über ihm zeichnete sich das Loch als dunkler Fleck im rauen Stein ab. Er bemerkte keine Ghule, die zu ihm herabspähten, und machte sich an den Anstieg.
Am Ende taten ihm die Schultern weh, und seine Finger bluteten durch die zerfetzten Handschuhe. In dem Schacht
war es so dunkel, dass er nicht erkennen konnte, ob Ghule auf der Lauer lagen. Zumindest hörte er nichts. Mit letzter Kraft zog er sich über die Kante des Lochs hinauf und brach schwer atmend im Schacht zusammen. Wenn die Ghule jetzt über ihn herfielen, konnte er sich nicht einmal wehren.
Es dauerte einige Zeit, bis Nicholas imstande war, sich zur Seite zu wälzen und aufzustehen.
Um aus dem Durchgang zu entrinnen, musste er noch einmal das Loch überqueren. Nachdem er in der Dunkelheit ein wenig herumgesucht hatte, fand er auf der gegenüberliegenden Seite einen schmalen Sims, der ihm genügend Halt bot. Die Gefahr, wieder hinab in die Grube zu stürzen, musste er auf sich nehmen. Doch schließlich hatte er auch dieses Hindernis hinter sich und er tastete sich an der Wand entlang, bis das trübe Schimmern der Geistflechten aus der Haupthöhle durch den Schachteingang drang. Dort blieb er hinter einem Knick in der Wand stehen, um sich zu orientieren.
Er befand sich auf der falschen Seite. Der Eingang zur Katakombe lag genau gegenüber. Die schimmelbedeckten Wände der nächsten Grabmäler verstellten ihm die Sicht auf den Rest der Höhle. An dem Licht, das sich in der Decke spiegelte, erkannte er jedoch, dass inzwischen mehr Fackeln brannten - wahrscheinlich um die zentrale Gruft herum. Anscheinend hatte Macob irgendetwas vor. Ich muss unbedingt rauskriegen, was dort los ist.
Über die herabgestürzten Reste zerbrochener Statuen kletternd, schob sich Nicholas am Höhlenrand entlang. Auf der anderen Seite fand er eine niedrige Gruft ganz nahe an der Wand.
Er sprang, um sich an der Mauerkrone festzuhalten, und zog sich zum Dach hinauf. Von dort hatte er einen guten Blick auf die zentrale Gruft.
Flammende Fackeln tauchten die Miniaturfestung mit den zarten Türmchen und die große, gesprungene Kuppel in zuckendes Licht. Die Estrade war leer bis auf einen merkwürdig gemusterten Schatten. Nein, das ist kein Schatten. Er durchwühlte seine Taschen, bis er sein Fernglas gefunden hatte. Jetzt erkannte er Octaves Diener, der am Eingang der Gruft stand. Und auf der Estrade … Auf dem hellen Stein befanden sich dunkle Markierungen, vielleicht aus Ruß. Der größte Teil des Musters lag im Schatten, aber er hatte genug gesehen. Macob bereitete sich auf ein magisches Ritual vor.
Hinter ihm rieselten plötzlich Steinchen auf den Fels, und Nicholas fuhr erschrocken herum. Auf dem Sims direkt unter der Galerie erhob sich ein dunkler Schatten. Doch der Schatten machte aufgeregte Gesten. »Madeline«, hauchte er. Nicholas schwankte zwischen Erleichterung darüber, dass sie noch lebte, und Zorn, weil sie sich nicht schon längst aus dem Staub gemacht hatte. Er stand auf
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