Necromancer - The Death of the Necromancer
aber zugleich hätte er am liebsten seinen Kopf genommen und ihn gegen die nächste Felswand gehämmert.
»Schwer zu sagen.« Arisilde gestikulierte bedeutungsvoll. »Von allem etwas, vermute ich, wenn ich an die Zauber denke, um die mich Edouard dafür gebeten hat. Wahrscheinlich hat er damals mehr über Magie gewusst als ich, obwohl er sie selbst nie ausüben konnte. Die Kugeln sollten jedem die Möglichkeit zum Zaubern geben, auch Leuten ohne magisches Talent. Das beruht alles auf Eduoards Theorie zur Funktionsweise der ätherischen Ebene. Er war der Ansicht, dass alle die Fähigkeit besitzen, magische Phänomene zu spüren …«
»Wenn auch nicht unbedingt auf bewusster Ebene. Ja, das hat er mir auch erklärt.« Nicholas kannte Edouards Thesen in dieser Frage. Edouard hatte die Auffassung vertreten, dass nur Menschen mit einer gesteigerten, das hieß bewussten Wahrnehmung von Magie das Zaubererhandwerk erlernen konnten, dass aber alle ein gewisses Gespür dafür hatten. »Rohan dagegen war der Meinung, dass die Kugeln nur bei Leuten mit einem gewissen magischen Talent funktionieren.«
»Ja, das war enttäuschend für Edouard. Irgendwie sind die Apparate nie so ausgefallen, wie er sich das gewünscht hat. Aber Madeline hat Talent, sie sollte die Kugel beherrschen können. Wenn sie ihr eine bestimmte Richtung vorgibt, erledigt die Kugel wahrscheinlich den Rest.« Ein grüblerischer Ausdruck trat in Arisildes Gesicht. »Dieser Macob … er ist doch tot, oder? Es ist völlig ausgeschlossen, dass er sich völlig ohne Hilfe auf der Ebene der Lebenden bewegt und seine Kräfte nutzt. Wenn kein anderer
Zauberer im Spiel ist, dann muss es die Kugel sein, die ihm das ermöglicht. Falls Macob sie so verwendet, wie es gedacht war, ist das, als würde ein lebender Magier, der ihm vollkommen unterworfen ist, Zauber für ihn ausüben. Sollte es ihm gelingen, seinen Geist zurück in seinen Körper zu zwingen, dann braucht er die Kugel nicht mehr. Und er würde über eine schreckliche Macht verfügen.« Arisilde klang, als wollte er sich entschuldigen. »Die Kugeln verleihen ihrem Besitzer zumindest bis zu einem gewissen Grad die Macht des Zauberers, der bei ihrer Schaffung mitgewirkt hat. In die letzte Kugel habe ich meine besten Zauber gesteckt. Irgendwie kann sich die Maschinerie im Inneren, dieses Räderwerk an die Zauber erinnern. Edouard hat es mir erklärt, aber ich habe es nie richtig begriffen.«
»Wenn Macob also wieder zum Leben erwacht, gibt ihm die Kugel die gesamte Macht von Ilamires Rohan, dem ehemaligen Master von Lodun, ganz zu schweigen von seinen eigenen nicht ganz unerheblichen Fähigkeiten.«
»Ja, in der Tat.«
»Und wenn er Madelines Kugel in die Finger bekommt, hat er auch noch deine Macht.«
»Ja, allerdings nicht meine jetzige, weißt du. Er wird so sein, wie ich damals war, als ich die Kugel geschaffen habe. Bevor ich mir meine kleinen Unzulänglichkeiten zugelegt habe.«
In seiner Verstörung wäre Nicholas fast entgangen, dass Arisilde soeben, wenn auch nur indirekt, auf seine Opiumsucht angespielt hatte. »So wie du auf der Höhe deiner Macht warst?«
»Ja.«
»Aber wie will er sich den Schädel aus dem Palast holen? Das ganze Gelände steht doch unter dem Schutz der Hüter. Außer …«
»Ja?«
Frustriert schüttelte Nicholas den Kopf. »Macob war anscheinend ein genialer Erfinder neuer Zauber. Wenn ich mir diese toten Fay hier anschaue …«
Arisilde nickte. »Ja, es wäre ihm zuzutrauen, dass er ein Mittel gefunden hat, um die Hüter zu umgehen.«
Kurz geriet Nicholas in Versuchung, sich auf die Flucht zu konzentrieren und den Nekromanten Fallier und Giarde zu überlassen. Aber das war keine echte Alternative. Wenn Macob wieder vollständig zum Leben erwachte, würde er jeden töten, der sich gegen ihn gestellt hatte. Und eher will ich zur Hölle fahren, als zulassen, dass er Edouards Werk für seine Zwecke missbraucht. »Egal, was er vorhat, ich muss ihn aufhalten.« Schon hatte er den Keim eines Plans gefasst, obgleich er nicht wusste, ob er auch nur ansatzweise ausführbar war. Er kramte den Leichenring aus der Tasche. »Wie subtil ist der Zauber an diesem Ring, Ari? Könnte man Macob damit überlisten?«
Mit zusammengezogenen Augen musterte Ari den Reif. »Möglich. Es ist ein wirklich starker Zauber, der dafür gedacht ist, sogar Magier zu täuschen. Wenn Macob abgelenkt wäre, vielleicht durch die Ausführung schwieriger Zauber …«
Sie schauten sich in die Augen. Arisilde
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