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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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verziehen. Das Zeug brannte sich seine Kehle hinunter und hinterließ einen schwachen Nachgeschmack von Petroleum auf der Zunge. Außerdem rief es unerfreuliche Erinnerungen an das winzige Zimmer in ihm wach, wo er und seine Mutter gehaust hatten. An das Mietshaus, das große Ähnlichkeit gehabt hatte mit denen, deren Schatten hier auf die Straße fielen.
    Der Alte starrte ihn immer noch an. Die einzigen anderen Gäste in der Nähe waren bewusstlos an der Wand des alten Stalls zusammengesackt oder stierten ins Leere. Nicholas hatte keine Lust auf lange Umschweife. »Wem gehört das Haus gegenüber?«
    »Hab schon gemerkt, dass du ständig rüberschielst.« Der Alte grinste. Beim Anblick von Nicholas’ Miene fügte er hastig hinzu: »Nix Besonderes. Nur alte Leute, die da wohnen. Nix zu holen.«
    »Wie heißen die Leute?« »Valent. Das ist Valent House, jedenfalls war’s das mal. Jetzt leben da nur noch’n paar alte Leutchen.«
    Nicholas warf ihm noch einen Penny zu und erhob sich. Er wollte den Brandy schon auf die Straße kippen, doch dann überlegte er es sich anders und reichte den Becher einem Gast, der noch etwas wacher wirkte.

    An der nächsten Ecke stieß er auf eine Straße, wo selbst zu dieser späten Stunde noch Kutschen und Fuhrwerke unterwegs waren und wo aus mehreren lärmenden Etablissements Gäste strömten. Schon nach einem kurzen Stück zweigte von dieser Straße eine Seitengasse ab, die zwischen zwei hohen, gesichtslosen Ziegelmauern zurück in Richtung Valent House führte.
    Nachdem er einmal in eine Sackgasse geraten war und zwei querende Passagen untersucht hatte, gelangte er schließlich in einen Kutschenhof. Dieser gehörte aber offensichtlich zu keinem Haus mehr, denn von keinem der umliegenden Gebäude öffnete sich ein Zugang, und er war voller Müll. Einige Fenster gingen auf den Hof, doch sie waren alle verschlossen oder dunkel. Der gesamte Teil der Straße schien völlig verlassen. Nicholas mühte sich durch Unrat und Schutt und schlug sich dabei an der zerbrochenen Achse eines Hundekarrens das Schienbein an. Schließlich erreichte er die hintere Mauer.
    Als er hinaufkletterte, rieselte ihm loser Mörtel in den Kragen. Oben angekommen, blickte er auf einen unkrautüberwucherten, längst aufgegebenen Garten. Über ihm zeichneten sich vor dem dunklen Himmel die Umrisse von Giebeln ab. Das musste die Rückseite des Valent House sein. Die Fenster in den oberen Stockwerken waren alle dick mit Brettern vernagelt. Im Erdgeschoss gab es keine Fenster, sondern nur eine einzige Tür. Nicholas hievte sich über die Mauer und ließ sich vorsichtig in die Überreste eines Blumenbeets fallen. Der hohe Schatten des Hauses verdeckte das Mondlicht, und er musste sich zur Treppe und zur Tür vorantasten. Behutsam drückte er die Klinke nach unten und stellte fest, dass abgesperrt war. Die Tür war viel zu
schwer, um sie aufzubrechen. Leise fluchend trat er zurück und spähte erneut am Haus hoch. Nicht das geringste Licht oder Geräusch drang heraus. Doch die Mauern waren massiv. Wenn sich einige Leute leise und mit Handlampen darin bewegten, war das von außen nicht zu erkennen.
    Nach weiterem Suchen stieß er auf eine winzige Gasse, die vom Hof wieder zur Straße vor dem Haus führte. Anscheinend gab es im Erdgeschoss außer der Tür im Garten nur noch den Vordereingang, und nicht einmal Nicholas war so verwegen, dort sein Glück zu versuchen.
    Er hatte sich für heute Abend auf die Rolle als Kammerdiener vorbereitet, nicht auf die eines Einbrechers. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Cusard zu verständigen. Und das bedeutete, dass er die Stätten seiner Jugend in Riverside aufsuchen und sich unter den Straßenjungen dort, die für den alten Dieb arbeiteten, nach einem zuverlässigen Boten umsehen musste.
    Mühsam bahnte er sich einen Weg nach vorn zur belebten Straße und hielt an der Ecke nur kurz inne, um einen Blick auf Valent House zu werfen. Octave glaubte vielleicht, dass die Abenteuer dieser Nacht vorbei waren, doch Nicholas wusste es besser. Sie hatten gerade erst begonnen.
     
    In einem Diebestreffpunkt in Riverside stöberte Nicholas einen Straßenjungen auf, der gelegentlich für Lamane arbeitete und die Nachricht überbringen konnte. Es würde mindestens eine Stunde dauern, bis Cusard die Nachricht erhielt und reagierte, daher nutzte er die Zeit, um wieder hinauf zum Saints Procession Boulevard zu gehen, wo es ein Telegrafenbüro gab, das - hauptsächlich für die ausländischen

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