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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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ehe er sich wieder hinaufziehen konnte. Das muss der Kutscher gespürt haben. Er schüttelte sich die Haare aus den Augen. Die Federn der Kutsche waren nicht so gut, dass sie die merkwürdige Schwerpunktverlagerung des Wagens hätten kaschieren können. Vielleicht ist er nicht besonders wachsam.

    Doch einer der Nachtschwärmer an der Ecke trat wankend auf die Straße hinaus und rief: »Hey, du Angeber, du hättest fast deinen Stallknecht verloren!«
    Verdammter Mist. Nicholas schloss kurz die Augen. Nein, er hat nichts gehört. Dann ging ein Ruck durch den Wagen, als er plötzlich beschleunigte und in wahnwitzigem Tempo auf der dunklen Straße dahinjagte. Doch, er hat es gehört.
    Die Kutsche schaukelte gefährlich nach rechts, dann wieder nach links. Nicholas klammerte sich mit aller Kraft fest, froh um die Handschuhe über den schweißglatten Fingern.
    Er war so sehr damit beschäftigt, nicht den Halt auf dem schwankenden Gefährt zu verlieren, dass er die nächste Kurve erst bemerkte, als die Kutsche diese mit rasender Geschwindigkeit nahm.
    Seine Füße rutschten weg, und er krachte gegen die Rückwand des Wagens. Er spürte, wie seine Beine das linke Rad berührten, und riss sich verzweifelt nach oben, um nicht in die Speichen zu geraten. Kaum hatte er sich wieder einigermaßen gesammelt, da schlitterte die Kutsche schon wieder um eine Ecke.
    Höchste Zeit abzusteigen. Nicholas neigte sich gefährlich weit zur Seite, um einen Blick auf den vor ihnen liegenden Weg zu erhaschen. Er sah, dass die Häuserreihen nach wenigen hundert Metern jäh endeten, und plötzlich erkannte er die Straße. Sie waren wieder auf dem Riverside Way, knapp vor der Brücke über den Fluss.
    Die Gebäude wichen hinter ihnen zurück, und ein eisiger Wind fegte über ihn hinweg, als sie auf offenes Gelände gelangten. Jenseits des pechschwarzen Flusses erahnte er das Ufer, die Hafenanlagen und die Lagerhallen des Reedereiviertels.
Die Kutsche flog die abschüssige Straße hinunter, und im unsteten Licht der Lampen zeichnete sich der Rand einer alten Steinbrücke ab.
    Nicholas spannte sämtliche Muskeln an. Als die Kutsche mit jaulenden Federn und krachender Karosserie das Ende des Hangs erreichte, sprang er in die Finsternis. Der Aufprall verschlug ihm den Atem. Mehr durch Glück als aus Absicht war er nicht auf der Steinstraße, sondern auf dem Grasbankett gelandet. Er wälzte sich in ein übelriechendes Schlammloch und rang keuchend nach Luft.
    Schließlich stützte er sich auf einen Ellbogen und schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Weit über ihm, am höchsten Punkt der Brücke, hatte die Kutsche gestoppt. Die Pferde zitterten vor Anstrengung, und von ihren Flanken stieg Dampf auf. Der Kutscher kletterte vom Bock, und gleichzeitig öffnete sich der Wagenschlag.
    Nach den von Lampen und Fackeln erleuchteten Straßen war Nicholas in der undurchdringlichen Dunkelheit am Fluss fast blind. Er krabbelte die Böschung hinunter, bis er krümelige Erde unter den Fingern spürte. Irgendwo hier war eine ausgehöhlte Stelle, wo es steil nach unten ging, doch er konnte nichts erkennen als den silbrigen Widerschein des Mondes auf dem Wasser. Gerade nahm der Kutscher eine Lampe aus der Halterung. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er hier unten war.
    Nicholas riss sich die ohnehin schon zerfetzte Jacke herunter und schleuderte sie über die Abbruchkante. Dann rollte er sich seitwärts weg, um auf dem nassen Boden möglichst undeutliche Abdrücke zu hinterlassen. Als er eine festere, mit ungleichmäßigem Gras bewachsene Stelle erreichte,
rappelte er sich hoch und tastete sich auf den Brückenbogen zu.
    Über ihm schwankte das Licht, was darauf schließen ließ, dass der Kutscher jetzt die steile Böschung hinunterkletterte und Nicholas’ Spuren im zerwühlten Morast folgte. Als Nicholas weiter unter den kleinen Steinbogen vordrang, stolperte er in stinkende Schlammlöcher und stieß gegen zerbrochene Ziegel und Metallstücke. Innerlich fluchend, glitt er nach unten, bis er am ersten Stützpfeiler landete. Er kauerte sich hin und wartete ab.
    Über dem plätschernden Wasser und dem fernen Rauschen aus dem geschäftigen Hafenviertel hörte er ihre Schritte. Die Lampe wurde sichtbar, und Nicholas schob sich lautlos auf die Rückseite des Pfeilers. Der Lichtstrahl schwenkte hin und her, als der Kutscher das Gelände absuchte. Dann sagte eine Stimme: »Ich denke, er ist reingefallen. Da unten hat sich im

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