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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Reynard mehr
über ihn. Er half Nicholas bei seinen verschiedenen Vorhaben schon seit ungefähr sechs Jahren, während Madeline erst seit der Hälfte dieser Zeit beteiligt war.
    Kurz nachdem Nicholas sich ihr zum ersten Mal eröffnet hatte, hatte sich Madeline mit Reynard zu einem Brandy auf der Veranda des Café Exquisite getroffen. Ohne lange Umschweife hatte sie ihn gefragt, ob er und Nicholas je miteinander geschlafen hatten, um zumindest in diesem Punkt Klarheit zu haben, ehe sie sich auf eine tiefere Beziehung mit Nicholas einließ. Reynard begriff, wie ernst es ihr war, und hielt sie nicht lange hin. »Nein. Zugegeben, ich hab mich erkundigt, ob er interessiert wäre, nachdem wir uns kennengelernt hatten.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich hatte das Gefühl, dass er nachgegeben hätte, wenn ich ihn bedrängt hätte. Falls man sich überhaupt vorstellen kann, dass Nic in irgendeinem Punkt nachgibt.«
    »Aber du bedrängst die Leute nicht.« Madeline ließ den erwärmten Brandy in ihrem Glas kreisen.
    »Nein. Er war nicht auf mich aus, sondern auf Zuneigung und Verständnis. Auch ich war nicht auf ihn aus, ich wollte bloß rausfinden, wie er gestrickt ist. Keiner von uns hätte gekriegt, was er wollte. Außerdem hatten wir beide schon genügend andere Sachen am Hals.«
    »Um herauszufinden, wer jemand ist, hilft es nicht, wenn man mit der betreffenden Person schläft«, bemerkte Made - line.
    »Danke für deine weisen Worte, meine Liebe«, erwiderte Reynard trocken. »Warum hast du mir das nicht schon vor zwanzig Jahren gesagt? Damals hätte ich diesen Rat gut gebrauchen können.«

    Reynards Erklärungen halfen ihr weiter, aber der Instinkt sagte Made line, dass sie und er nur genau so viel über Nicholas wussten, wie es Nicholas zuließ, und keinen Deut mehr.
    All diese Spekulationen waren ohnehin nutzlos. Unruhig setzte sich Madeline zurecht. Sie hörte ein leises Scharren an der Tür und legte ihr Buch beiseite.
    Sarasate lugte herein. »Madame, ein Telegramm ist gekommen.«
    »Tatsächlich?« Hastig sprang sie auf und schlang den Gürtel ihres Morgenmantels enger. Sie hatte ihre Pantoffeln vergessen und spürte die kalten Bodenplatten. »Wie merkwürdig.«
    Sie nahm das gefaltete Blatt entgegen und las es mit gerunzelter Stirn. »Nicholas schreibt, ich soll mich vergewissern, dass oben im Dachbodenraum alles in Ordnung ist.«
    Sarasate war einen Schritt zurückgetreten. »Im Dachboden? Sie meinen die Sachen des alten Herrn?« Sarasate hatte hier schon zu Edouards Lebzeiten als Diener gearbeitet.
    »Ja. Am besten, ich gehe gleich rauf.«
    »Ich bringe Ihnen eine Lampe, Madame. Soll ich Sie begleiten?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein.« Sie band ihr Haar zurück und suchte ein altes Paar Schuhe aus dem Schrank heraus, während Sarasate die Handlampe holte.
    Madeline stieg hinauf in den zweiten Stock und öffnete die Tür zur Bibliothek. Sie roch einen schwachen Hauch von Pfeifentabak und zögerte. Es war nicht die Sorte, die Nicholas und Reynard rauchten. Trotzdem war ihr das Aroma vertraut. Mit einem leisen Lächeln sagte sie: »Hallo, Edouard.«

    Sie erhielt keine Antwort und hatte auch keine erwartet. Edouard Villier suchte sein früheres Haus nicht als Gespenst heim, aber er war immer noch präsent. Präsent wie die Kassettentäfelung und die Balken an der Decke, die den Dachboden zugleich bedrückend und gemütlich machten. Präsent wie die seltsam geschnittenen Räumlichkeiten und die alten, klobigen Möbel. Wie ein feines Damasttuch lag Edouards Persönlichkeit über Coldcourt.
    Doch diese Gegenwart hatte nichts Beklemmendes an sich. Madeline hatte Edouard nie kennengelernt, und sie wusste, dass er wegen eines nach dem Gesetz von Ile-Rien besonders verwerflichen Verbrechens hingerichtet worden war. Aber die Spuren, die er hier hinterlassen hatte, hatten sie von seiner Unschuld überzeugt, auch ohne dass sie sich mit den Einzelheiten seines Falls befasst hatte.
    Sie entzündete die Lampe auf dem runden Tisch, der fast in der Mitte des Raumes stand. Der Lichtschein fiel auf Bücherregale an den Wänden, zwei Polstersessel, einen Sekretär mit Briefwaage, Tintenfass und Löschwiege, einen verblichenen parsischen Läufer auf dem Boden und mit Cretonnevorhängen verhüllte Fenster. Sie trat an das Bücherregal an der hinteren Wand, zog den richtigen Band heraus und legte die flache Hand auf den Deckel. Passenderweise trug er den Titel Das Buch der einfallsreichen Kunstgriffe .
    Unter

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