Necromancer - The Death of the Necromancer
auch immer, Octave hat sich irgendwie Zugang zu Edouards Arbeit verschafft. Damit gestaltet er seine spiritistischen Zirkel. Er hat eine Kugel, so wie sie Edouard zusammen mit Ari und Asilva gebaut hat. Aber wie das alles mit dem Gemetzel in Valent House zusammenhängt, weiß ich nicht …«
Made line hakte sich bei ihm unter und zog ihn die Treppe
hinauf. »Du bist ja völlig erschöpft. Schlaf dich erst mal aus, dann kannst du wieder Pläne schmieden.«
»Unverbesserliche Optimistin.«
»Unverbesserliche Realistin.« Ein mattes Lächeln lag auf ihren Lippen.
Nicholas überließ Madeline die Vorbereitungen zu einer zweiten, gründlicheren Durchsuchung von Valent House und zog sich zurück, um in den letzten Stunden der Nacht noch ein wenig Schlaf zu finden. Doch dann setzte er sich in sein Arbeitszimmer im ersten Stock, um sich die Notizbücher und Papierfetzen vorzunehmen, die er gefunden hatte.
Hinsichtlich der Notizbücher bestätigte sich sein erster Eindruck, dass es Abschriften eines Schülers aus einem wahrscheinlich verbotenen Text über Nekromantie waren. Nichts deutete darauf hin, dass der Schreiber gelegentlich auch seine eigene Meinung zu Papier gebracht hatte. Und auch seinen Namen, seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort und seine Pläne zur Vernichtung der Welt hat er uns nicht hinterlassen , dachte Nicholas mürrisch. Nicht gerade rücksichtsvoll von ihm. Möglicherweise würde es ihm weiterhelfen, wenn sich feststellen ließe, aus welchem Buch die Notizen stammten. Arisilde hätte das wahrscheinlich auf den ersten Blick erkannt. Aber dazu musste er bei Sinnen und in einem Zustand annähernder Nüchternheit sein. Außerdem hatte Arisilde schon seit Jahren keinen Kontakt mehr mit Lodun und wusste sicher nicht, in wessen Privatbibliothek sich solche Bücher verbargen. Trotzdem wäre es wichtig zu erfahren, wessen Schüler Octave war und wann … Vielleicht sollte er Arisilde doch fragen.
Die zerfransten Blätter aus dem Schreibtisch waren interessanter, wenn auch nicht unbedingt ergiebiger. Die Bruchstücke von Wörtern waren zwar unleserlich, aber die Handschrift schien Nicholas irgendwie vertraut. Es war nicht Edouards Schrift, das stand fest. Allerdings spielte das wahrscheinlich sowieso keine große Rolle. Er wusste bereits, dass Octave irgendwie an Edouards Apparate herangekommen war. Die genaue Methode war dabei eher nebensächlich.
Wenn ich mir das noch länger einrede, glaube ich es am Ende noch. Apropos Methode … Nicholas zerrte einen schweren Band aus dem Bücherregal über dem Schreibtisch. Er enthielt die Memoiren eines äußerst methodischen Mannes - des Beamten, der für die Verlegung der neuen Straßen und Plätze in den verwahrlosten Slums von Vienne verantwortlich gewesen war. Eigentlich handelte es sich weniger um Memoiren als um eine minutiöse Chronik der baulichen Veränderungen in der alten Stadt. Für Nicholas waren diese Aufzeichnungen immer von großem Nutzen gewesen, weil es von Vienne kaum zuverlässige Straßenkarten gab.
Er blätterte durch die zerlesenen Seiten, bis er den Abschnitt über die Ducal Court Street fand. Da steht es … Häuser niedergerissen, das alte Theater, den Wohnsitz des bisranischen Botschafters oder das, was nach der letzten Brandstiftung davon übrig war … Ah. »Ich benachrichtigte den Duke, dass das Mondollot House nicht geopfert werden müsse …« Da hat er sich sicher gefreut. »Das Nachbar - anwesen, Ventarin House, hingegen musste weichen.« Der Beamte, dem es nicht völlig an Feinsinn fehlte, hatte dies bedauert, da er fand, dass das Ventarin House einen weit
erfreulicheren Anblick an der neu entstehenden Straße dargeboten hätte als der Sitz der Mondollots. Doch das Anwesen der Ventarins stand am falschen Ort und wurde ohnehin nur von Verwaltern und Dienstboten bewohnt, weil die Familie auf ihren Landsitz gezogen war, um dort in aller Ruhe in Bedeutungslosigkeit zu versinken. Die Ventarins hatten keine Einwände gegen die Zerstörung ihres Hauses erhoben. »Sie hatten keine Verwendung für das alte Anwesen, zumal sie schon seit Generationen nicht mehr am öffentlichen Leben teilgenommen haben … Einer ihrer illustren Ahnen war Gabard Alis Ventarin, der vor ungefähr zwei Jahrhunderten unter König Rogere die Position des Hofzauberers innehatte.«
Nicholas schloss das Buch. Eine Weile hockte er nur mit leerem Blick da und klopfte mit einem Finger auf die polierte Schreibtischplatte. Die Kammer, die Octaves Ghul aufgebrochen
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