Necromancer - The Death of the Necromancer
Ventarin gewohnt hat.«
»Also hat er nach was gesucht, das unter dem Haus eines vor langer Zeit gestorbenen Zauberers begraben war?« Madelines Stimme klang beunruhigt. »Hört sich ziemlich … bedrohlich an.«
»Finde ich auch.« Nervös lehnte sich Nicholas zum Fenster hinaus. Immer noch kein Zeichen von Octave. »Wenn der sich jetzt in aller Seelenruhe mit der Gesellschaft von Madame Dompeller zum Essen hinsetzt …«
»Dann werden wir uns ganz schön dämlich vorkommen.«
In diesem Augenblick beugte sich Crack flüsternd zum Fenster herunter. »Er is rausgekommen und winkt seinem Kutscher.«
Nicholas ließ sich in die Kissen zurücksinken. »Endlich. Anscheinend hat er sich noch bei seiner Gastgeberin entschuldigt. Das heißt, er ist nicht unbedingt kopflos vor Angst.«
»Dann wird er wohl auch nicht direkt zu seinen Komplizen rennen.«
»Nein, aber das war sowieso nur eine vage Hoffnung. Wenn er derart unvorsichtig wäre, hätte er gestern Abend nicht das Valent House verlassen, als er gemerkt hat, dass ihm jemand auf den Fersen ist.« Nicholas hörte das Klirren des Geschirrs. Mit einem Ruck setzte sich die Kalesche in Bewegung und bog aus der Gasse in das Gewühl der Straße. Er rechnete damit, dass Octave - falls er nicht vor lauter Panik zum Versteck seiner Komplizen fuhr - ins Hotel zurückkehren, aus der Kutsche steigen und zu Fuß weitergehen würde.
Devis verstand sich auf sein Handwerk, und zudem war sein Gespann schneller und reaktionsfähiger als die Klepper vor den üblichen Mietdroschken. Er richtete es so ein, dass zwischen der Kalesche und Octaves Kutsche ein oder zwei andere Wagen fuhren, behielt aber den Verfolgten immer im Auge.
Nicholas hatte keine Mühe, die Straßen zu erkennen, auf denen sie sich bewegten. »Anscheinend will er ins Hotel.« Wenn es ihm mit seinen Anschuldigungen nicht gelungen war, Octave in Panik zu versetzen, würde sich das bald ändern. Dafür hatten sie gesorgt.
Octaves Kutsche bremste am Gehsteig vor der imposanten, gasbeleuchteten Fassade des Hotel Galvaz. Wie vereinbart fuhr Devis weiter. Die Hand schützend vor der Hutkrempe, beobachtete Nicholas Octave, der durch den von tanzenden Karyatiden umrahmten Eingang stürmte.
Die Kalesche bog um die Ecke, fuhr an den Mietställen des Hotels vorüber und gelangte an der nächsten Ecke in eine Seitengasse. Dort stoppte sie nach wenigen Metern. Made line angelte sich einen Zylinder aus ihrer Tasche. »Also dann. Drück mir die Daumen.«
Nicholas ergriff ihre Hand und zog sie an sich. Der Kuss dauerte viel zu kurz. »Viel Glück.«
Unmittelbar darauf glitt Madeline aus dem Wagen und lief die Gasse zurück. Crack sprang vom Kutschbock und folgte ihr.
Madeline zupfte die Krawatte zurecht und schob den Zylinder forsch in den Nacken, während sie mit langen Schritten auf den Eingang der Gasse zustrebte. Ihr Haar steckte fest zusammengebunden unter einer Perücke und dem Hut. Mit Theaterschminke hatte sie ihre Züge auf subtile Weise vergröbert und den Schwung ihrer Brauen verändert. Im Mund trug sie Einlagen, die ihr Gesicht breiter erscheinen ließen. Um ihre zierliche Figur zu kaschieren, war sie unter der Weste, Jacke und Hose gepolstert, und der unförmige Mantel krönte die Verkleidung. Solange sie ihre Handschuhe nicht abstreifen musste, hatte sie nicht mit Problemen zu rechnen.
Es war entscheidend, dass sie den Kutscher ohne das geringste Aufsehen in ihre Gewalt brachten. Möglicherweise hatte Octave Komplizen im Hotel, die auf keinen Fall auf sie aufmerksam werden durften. Sie schritt an der offenen Stalltür vorbei, aus der Licht und laute Stimmen drangen. Crack, der sich lautlos hinter ihr bewegte, sollte seinen Posten an diesem Ende der Gasse einnehmen.
Sie bog um die Ecke und passierte die Fassade des Gebäudes mit ihren verwitterten Arabesken und Schnörkeln. Aus mehreren Kutschen an der Straße strömte eine größere Traube von Leuten. Schnell mischte sie sich unter sie und betrat das Hotel.
Sie durchquerte das hellerleuchtete Foyer und stieg die Stufen zum großen Salon hinauf. Der Saal war wie in solchen
Häusern üblich mit einer reich geschnitzten und vergoldeten Täfelung ausgestattet, und große Spiegel ragten hinauf zum Kranzgesims. Die Mitte des Raumes wurde von einem gewaltigen Arrangement aus Grünpflanzen und Blüten beherrscht, das fast die untersten Glastropfen des Kronleuchters erreichte. Im ganzen Salon verstreut standen Gruppen von Männern in Abendgarderobe, die
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