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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Octave -, dann weiß er über uns Bescheid.« Und in der Tat konnte nur ein echter Magier diesen Spiegelmechanismus geschaffen haben. Nicholas hatte die Konfrontation im Lusaude bewusst so inszeniert, dass Octave keine Zeit zum Nachdenken und Planen blieb. Aber offensichtlich gab es jemanden, der keine Zeit gebraucht hatte.
    Sie erreichten die Seitengasse und folgten ihr, ohne den Schmutz und Müll zu beachten, den sie mit ihren Stiefeln aufwühlten. In einer schmalen Nische in der Steinmauer stießen sie auf eine niedrige Tür. Das Licht von der Straße war so schwach, dass es kaum hierher in die tiefen Schatten vordrang. Behutsam legte Nicholas den Handrücken an die Tür, spürte jedoch nichts. Auch die Berührung der Metallklinke
ergab nichts. Wenn nur Arisilde jetzt hier wäre. Langsam drückte er den Griff nach unten.
    Er wandte nur so viel Kraft auf, dass er feststellen konnte, ob sie offen war. Dann ließ er los und trat zurück. »Es ist nicht verschlossen. Stell dir vor.«
    »Ach, du liebe Zeit! Unser Doktor hat wirklich eine Begabung fürs Eindeutige.«
    »Aber er hat uns diese Falle nach den Anweisungen eines anderen gestellt. Und dieser andere macht mir Sorgen.« Nachdenklich rieb sich Nicholas das Kinn. Er tastete die verschiedenen Taschen seines Anzugs und Mantels ab und ging im Kopf rasch die diversen Werkzeuge durch, die er mitgebracht hatte. Wer diese Falle auch eingefädelt hatte, er hatte nicht viel Zeit dafür gehabt. Nicholas wusste, dass die Ausführung Großer Zauber mehrere Stunden, wenn nicht sogar Tage dauerte, selbst wenn der betreffende Magier die örtlichen Gegebenheiten bereits kannte. Außerdem wäre das ein irrsinniger Aufwand, nur um uns zu beseitigen. Vor allem wenn ihm noch andere Mittel zur Verfügung stehen.
    Schließlich fand er das Gesuchte: eine kleine Sprühkerze, die ideal war, um bei Raubüberfällen an stark frequentierten Orten eine Massenkonfusion auszulösen. »Geh ein paar Schritte zurück und behalt die Tür im Auge.«
    Er zog eine Schachtel Streichhölzer heraus und zündete die Kerze an. Sie warf Funken und tauchte die Gasse in grellweißes Licht, das harte Schatten über die dunklen Mauern tanzen ließ. Dann riss er die Tür auf und schleuderte den Feuerwerkskörper hinein.
    Die Sprühkerze zerstob in Dutzende von winzigen Blitzen, die eine schäbige Vorhalle, dick mit Staub bedeckte Dielenbretter und von fleckigen Gipsplatten hängende Spinnweben
beleuchteten. Außerdem spiegelten sie sich in mehreren Augenpaaren, von denen einige tief unten am Boden lauerten und andere an der Decke oder auf halber Höhe an der Wand zu kleben schienen.
    Nicholas hörte Reynards leises Knurren. Er stimmte voll und ganz mit ihm überein: sie hatten genug gesehen. Schnell schlug er die Tür zu, zog eine kurze Metallstange heraus, die eigentlich zum Aufstemmen widerspenstiger Schlösser gedacht war, und schob sie unter die Klinke, um sie am Holzrahmen festzuklemmen. Natürlich würde das nicht lange halten, aber sie brauchten auch nur einen kurzen Vorsprung.
    Als sie die Straße erreichten, glaubte Nicholas hinter sich ein splitterndes Geräusch und ein frustriertes Fauchen zu hören. Möglicherweise hatte er sich auch getäuscht. Doch die im gleißenden Schein der funkensprühenden Kerze erstarrten Augenpaare hatte er sich garantiert nicht eingebildet.
     
    Das Haus stand bei einem alten Kutschenhof mit dem Namen Lethe Square, unweit der Erin Street auf der anderen Flussseite. Es hatte nur ein Stockwerk und war offenbar stark einsturzgefährdet. In der Gegend gab es viele Mietshäuser mit kleinen Läden im Erdgeschoss, unmittelbar an der Grenze zu einem besseren Viertel. Hier herrschte zu jeder Tages- und Nachtzeit Hochbetrieb, und die Bewohner schenkten neuen Gesichtern kaum Beachtung.
    Die Kutsche setzte Nicholas und Reynard ab und fuhr dann weiter zum Stall am Ende der Straße. Sporadisch färbten Gaslampen den aufsteigenden Nebel gelb und warfen unheimliche Schatten an die Mauern. Auf der Straße
und den Zugängen zu den rückwärtig gelegenen Höfen waren noch etliche Menschen unterwegs: Handwerker und Tagelöhner, die nach Hause eilten, Prostituierte und Herumtreiber sowie eine Gruppe vornehmerer Herrschaften in Arbeiterkleidung, die mit künstlichem Proletengebaren in den Varietés und Brandykneipen Slumluft schnuppern wollten. Warum gehen sie nicht rüber nach Riverside, wenn sie so neugierig darauf sind, wie die niederen Stände leben , dachte Nicholas, während er mit

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