Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Die jungfräuliche Dame von Maskenstatt, genannt Schädellarve? Du sagst, ihr seid übereingekommen? Woher nimmst du das Recht dazu, meine Lady?«
»Als persönliche Beraterin des Krieger-Lords steht es mir zu«, entgegnete Devetaki.
Ihr Gegenüber nickte, blinzelte abermals und dachte über das nach, was er soeben gehört hatte. »Und die Feste ... soll mir gehören?«
»... zu unserem beiderseitigen Vorteil«, mahnte sie ihn.
»... und sowohl die Feste als auch der Pass werden nach mir benannt?«
»Zum Gedenken an deinen Sieg, ja!«, warf Vormulac ein.
»So sei es!« Wamus verneigte sich fast bis zum Boden. »Gewährt uns lediglich einige wenige Stunden der Ruhe, dann sind wir bereit. Ich werde jetzt gehen, um meine Vorbereitungen zu treffen.«
»Und ich ebenfalls, um auf der Sonnseite etwas Nahrung zu mir zu nehmen«, erwiderte Devetaki. »In – sagen wir – sechs Stunden treffen wir hier wieder zusammen?!«
»Wenn die Zeit bis Mitternacht zur Hälfte verstrichen ist, aye«, nickte Wamus. Mit einer erneuten Verbeugung vor Vormulac wandten er und seine Blutsöhne sich ab und kehrten durch die vom Zahn der Zeit gezeichnete Bimsstein-Wand zurück in ihr einstweiliges Lager.
»Lady, es gibt da ein paar Dinge, um die ich mich kümmern muss«, meinte Vormulac zu Devetaki. »Wir müssen Hinterhalte legen, Blockaden errichten, Beobachtungsposten aufstellen und so weiter. Rufe nach mir, wenn du gegessen und dich ausgeruht hast, und ich werde bereit sein. Dann werden wir ja sehen, wie Wamus sich angesichts jener todbringenden Waffen, von denen du berichtet hast, schlägt.«
Als sie auseinander gingen, spürte Devetaki Vormulacs verschleierten Blick auf sich ruhen. Mehr noch, sie spürte, wie er unsicher versuchte, ihren Geist abzutasten, obwohl er ihr als Mentalist weit unterlegen war. Ohne jede Anstrengung sperrte sie ihn aus ...
In einer Nische, die von der Höhle abzweigte, in der Nana Kiklu sich um die Alten kümmerte, die Lardis Lidesci ihrer Obhut anvertraut hatte, schlief Nathan wie ein Toter in Mishas Armen; dies mag wie ein Klischee klingen, doch wie Nathan nur zu gut wusste, ›schliefen‹ auch die Toten von Zeit zu Zeit, und zwar nicht nur, um der ewigen Langeweile ihres Zustandes zu entrinnen, sondern um ihrem stets in Aufruhr befindlichen Geist etwas Ruhe zu gönnen. Denn wenn nur noch der Geist übrig ist – nicht mehr als physische, sondern als metaphysische, infrage stellende, nachdenkende, einschätzende Instanz, die auch noch Zukunftsbilder entwirft – und ihn nichts mehr vom Denken abhält, spinnt man das, womit man sich im Leben beschäftigt hat, um ein Vielfaches verstärkt ins Unendliche fort. Auf die meisten Fragen mag es wohl Antworten und für die meisten Probleme Lösungen geben, andere hingegen scheinen unlösbar oder bilden lediglich den Ausgangspunkt zu noch umfassenderen Fragestellungen. Und selbst für einen Toten ist dies irgendwann zu viel.
Was nun Nathan Kiklu betraf oder vielmehr »Keogh«, als der er sich jetzt rechtmäßig ansah: Er war zwar keineswegs tot, dennoch fühlte er sich wie zerschlagen. Vor allem körperlich war er am Ende. Denn in den letzten beiden »Tagen« irdischer Zeit – einer Parallelwelt jenseits des Sternseiten-Tores – hatte Nathan physisch so viel geleistet wie zwei Männer zusammen genommen und metaphysisch so viel wie bisher nur ein Mann vor ihm – sein Vater, der Necroscope Harry Keogh. Und was nun diese Art von Arbeit anging, war Nathan der Einzige, der dazu in der Lage war, schließlich war er der neue Necroscope.
Aber trotz seiner körperlichen Erschöpfung oder vielleicht auch gerade deswegen arbeitete sein Bewusstsein – wie elektrisiert von den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit und den gemischten Gefühlen, die die Rückkehr in seine Heimatwelt in ihm auslöste – im Schlaf auf Hochtouren. Erinnerungen, das, was ihm tagsüber durch den Kopf gegangen war, und die Umgewöhnung an die vertraute und doch wieder neue Umgebung der Sonnseite wirbelten in seinem Geist durcheinander, am ehesten vergleichbar vielleicht mit so etwas wie einem Jet-Lag; allerdings hatte er nicht nur Kontinente, sondern ganze Universen überwunden. Und wie bei einem Läufer, der im Schlaf weiterläuft, oder bei einem Radsportler, der auch im Traum nicht aufhört, in die Pedale zu treten, gingen auch Nathans Gedankengänge weiter. Er erinnerte sich und fand schließlich sogar ... Gesprächspartner.
Verständlicherweise lagen seine lebhaftesten und zugleich
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