Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Allesamt Verräter! Was ist mit ihnen?
Die Armee aus dem Osten fiel über sie her und tötete sie scharenweise. Die Stämme existieren nicht mehr. Wer überlebte, floh tief in die Wälder.
Geschieht ihnen recht! Nathan konnte kein Mitleid mit ihnen empfinden.
Das kann man wohl sagen! , bellte Stutz. Aber was mit mir und den Meinen geschehen ist, haben wir nicht verdient! Ich beklage mich nicht meinetwegen; aber meine Gefährtin steht jetzt alleine da. Sagtest du nicht, du würdest auf die Jagd gehen?
Ja.
Dann bring für mich auch ein paar zur Strecke , meinte Stutz mit einem leisen, drohenden Knurren. Du findest sie am Lavafluss östlich des Großen Passes. Dort haben die Wamphyri uns abgeschlachtet und unsere noch dampfenden Herzen gefressen, meines und die der Tapfersten!
Ich werde dort jagen , versprach Nathan ihm mit geschlossenen Augen und zusammengebissenen Zähnen. Dessen kannst du gewiss sein ...
VIERTES KAPITEL
Wieder in ihrem einstweiligen Lager, war Misha so müde, dass sie kaum noch die Kraft dazu fand, sich unter der Lederbespannung eines umgedrehten Zugschlittens zusammenzurollen und schlafen zu gehen. Nathan prägte sich ihren genauen Standort ein und suchte dann Ben Trask und Lardis Lidesci auf.
Sie saßen mit David Chung, Anna Marie English, Andrei Romani und dem Höhlentaucher John Carling um ein Lagerfeuer. Im ersten Augenblick fragte Nathan sich, ob es klug war, ein Feuer zu entzünden, aber da das ausgebrannte Zentrum der ehemaligen Aussätzigenkolonie keine dreißig Meter entfernt noch immer vor sich hin schwelte und dichte dunkle Rauchwolken in den Nachthimmel sandte, war Lardis der Ansicht, es könne nicht schaden, es sich an ein, zwei Feuern bequem zu machen. Außerdem fühlte sich der alte Lidesci nun, da die Höllenländer bei ihnen waren, um einiges sicherer. Ihre außergewöhnlichen Waffen machten ihm Mut.
Nathan setzte sich zu ihnen und begann ohne Umschweife: »Es wird Zeit, dass wir zurückschlagen. Ich habe da einen Plan, aber ich möchte erst wissen, was ihr davon haltet.«
Darauf hatte Ben Trask nur gewartet. Von dem Augenblick an, als Nana Kiklu sterben musste, hatte er geahnt, dass es so kommen würde, und zwar bald. Als er nun sah, wie Nathan im Schein des Feuers grimmig die Kiefer zusammenpresste und damit mehr denn je dem Necroscopen Harry Keogh ähnelte, wusste er, dass es so weit war. Darum meinte Trask nur: »Na, dann lass hören, was du vorhast!«
»Mitternacht ist schon eine ganze Weile vorüber, und es geht auf den Morgen zu«, erwiderte Nathan. »Die Wamphyri wissen das ebenfalls, ja, sie sind sich dessen mit Gewissheit noch um einiges bewusster als wir. Sie können das unaufhaltsame Vorwärtsdringen der Sonne spüren, sie spüren, wie sie hinter dem Horizont allmählich aufgeht, selbst durch den ganzen Planeten hindurch. Es ist also nicht sehr wahrscheinlich, dass sie heute Nacht noch viel unternehmen. Außerdem weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass die Streitmacht aus Turgosheim ihr Lager östlich des Großen Passes in den Höhlen eines erloschenen Vulkans aufgeschlagen hat.«
»Oh?«, grunzte Lardis. »Aus was für einer Quelle denn?«
Nathan sah ihn nur an. Lardis zuckte die Achseln und schwieg. Es war kein gewöhnlicher Mensch, mit dem er hier sprach. »Zudem weiß ich«, fuhr Nathan fort, »dass der letzte Felsenturm unter Belagerung steht. Wratha die Auferstandene sitzt in der Wrathhöhe fest. Vormulac Ohneschlaf hat auf der Findlingsebene Beobachter postiert, die ihm über jede ihrer Bewegungen Bericht erstatten. Sollte sie oder einer der ihren den Turm verlassen, werden sie gehetzt und auf der Stelle getötet. Es wird keine Ausflüge aus der Wrathhöhe mehr geben, nicht ohne dass jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird.« Der Necroscope wusste zwar noch nicht, dass Vormulac tot war; doch was er gesagt hatte, traf im Wesentlichen immer noch zu.
»Hah!«, knurrte Lardis. »Dieser Krieger-Lord aus dem Osten hat ihr die Nachschubwege abgeschnitten. Wenn sie uns angreifen will, bekommt sie es mit ihm zu tun! Aber wenn er das größere der beiden Übel ist, welchen Vorteil haben wir dann davon?«
Nun war es an Nathan, die Achseln zu zucken. »Immerhin bleibt ihnen, solange sie sich gegenseitig in Schach halten, nicht allzu viel Zeit, Jagd auf uns zu machen. Und sobald der Tag anbricht, befinden beide Parteien sich im Belagerungszustand – die Sonne wird sie in ihren Verstecken festnageln. Uns hingegen nicht! Wir müssen jede Minute Tageslicht
Weitere Kostenlose Bücher