Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
durch und durch eine Wamphyri – meinte: »Dir ist doch klar, dass es einige überleben werden.«
»Aber stark geschwächt«, erwiderte Devetaki. »Außerdem werden wir bis dahin, wenn alles nach Plan läuft, über einige dieser Waffen verfügen, die Grigor erwähnte und deren Wirkung ich mit eigenen Augen gesehen habe. Denn noch ehe wir die Wrathhöhe angreifen, wird Zindevar hier den Pass sichern – mit allem, was sich darin befindet. Vergiss nicht, ich habe einen Mann, ebenjenen Gefangenen, von dem ich vorhin sprach, der sich damit auskennt.«
Ihre Gefährtinnen wirkten nicht ganz überzeugt. Die jungfräuliche Dame seufzte. »Haltet euch doch einmal das Gesamtbild vor Augen: der Große Pass gesichert und unser! Eine Anzahl hochgestellter Szgany-Knechte rekrutiert, mitsamt ihren Waffen, ebenfalls in unserer Hand! Die Wrathhöhe eingenommen und nur noch eine Handvoll Lords am Leben ... vorerst! Ein Großteil unserer Streitmacht aus Turgosheim – sagen wir, die Hälfte – noch unversehrt und die Männer und Bestien unter unserem Befehl! Die Schlacht gerade vorüber und der Blutkrieg gewonnen! Aber hören wir da schon auf?
Nein, wir machen weiter und fegen auch noch die letzten Lords hinweg! Und ganz zuletzt teilen wir alles unter uns auf! Zindevar, wir beide, du und ich, wir haben bereits über die Aufteilung der Territorien gesprochen. Nun habe ich dir einen neuen Vorschlag zu machen. Ich glaube, er wird dir gefallen!«
Zindevar kniff die Augen zusammen. »So«, knurrte sie, »glaubst du das? Dann heraus damit!«
»Der Große Pass wird dir gehören«, nickte Devetaki. »Du wirst ihn einnehmen und, wie ausgemacht, halten. Zusätzlich jedoch ... was würdest du dazu sagen, wenn der ganze Gebirgszug, von Ost nach West, dein wäre? Du wirst ihn erkunden, ausbauen und bevölkern! Nun, ich denke, damit solltest du ein gutes Jahrhundert lang zu tun haben.«
Zindevar erwiderte nichts darauf, denn es verschlug ihr die Sprache. Ursula hingegen war davon weniger angetan. »Mir scheint, ich habe da etwas nicht mitbekommen. Ihr beide habt also gemeinsame Pläne ...«
»Ach nein, Ursula!«, sagte Devetaki. »Versteh das nicht falsch! Fühle dich bitte in keiner Weise zurückgesetzt, wir haben dich von Anfang an berücksichtigt! Zindevar hier wird dir gerne bestätigen, dass wir Turgosheim, und zwar in Gänze, für dich vorgesehen haben! Jeder einzelne Turm, jeder Stumpf, jede Stätte soll dir gehören, die ganze Schlucht! Für mich selbst beanspruche ich nur den letzten Felsenhorst und die Stümpfe der eingestürzten Türme ringsum. Schließlich sind wir drei alle gleich, gewissermaßen Schwestern, wenn man so will. Derart wird das große Triumvirat weiterbestehen, allerdings als Matriarchat von nun an! Hah! Und warum auch nicht? Die Lords haben lange genug das Sagen gehabt!«
Damit war das Gespräch zu Ende. Der Himmel über dem Grenzgebirge wurde nun eindeutig heller. Zindevar und Ursula kehrten in ihre jeweiligen Lager zurück. Während Devetaki ihnen nachblickte, dachte sie: Ihr Närrinnen! Ihr gierigen Närrinnen! Doch diesen Gedanken behielt sie wohlweislich für sich. Als sie den Blick nach Westen wandte, sah sie an ebender Stelle, an der das Hügelland ins Grenzgebirge überging, ein fernes dunstverhangenes Leuchten, ein helles Schimmern wie von einem Glühwürmchen – das Sternseitentor!
Ihre Schwestern mochten zwar gierig sein, doch Devetakis Ambitionen übertrafen die ihren bei Weitem. Weshalb sich mit einem bloßen Felsenturm, einem Gebirgszug oder einer lächerlichen Schlucht zufriedengeben, wo sie doch eine ganze Welt haben konnte? Oder deren gar zwei? Im allmählich verblassenden Licht der Sterne erglänzte ihre Maske in einem stumpfen Graublau, doch die Augen dahinter leuchteten so blutig rot wie eh und je.
Rot wie die Lust.
So rot wie Blut ...
Als Nathan erwachte, war die Morgendämmerung noch fünf Stunden entfernt. Vor gut zwei Stunden hatte Misha sich seinen Armen entwunden, aber sie ließ ihn weiterschlafen. Ja, als die anderen ihn wecken wollten, beharrte sie darauf, dass er seinen Schlaf brauchte!
»Er braucht jetzt Schlaf wie eine Pflanze den Regen, damit sie nicht austrocknet«, erklärte sie ihnen. »Es ist unbedingt notwendig. Ich will nicht, dass mein Ehemann irgendwann zusammenbricht. Und sollte er etwas daran auszusetzen haben, dass ihn keiner geweckt hat, soll er das mit mir ausmachen. Also keine Sorge!«
Und als Lardis Lidesci auf sie zugestapft kam, um ihr zu sagen: »Du
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