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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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willen! , meinte sie bekümmert. Und du ...?
    »Ich muss es wohl ebenfalls unter Kontrolle halten!«
    Du ... hast das Bedürfnis, den Drang, harte Sachen zu dir zu nehmen?
    Harry nickte reuevoll. Er wusste, dass sie es mitbekam. »Es ist mehr als nur ein Drang«, seufzte er. »Woher, glaubst du, stammt mein dicker Kopf? Keineswegs von der Grippe, wie du siehst.« Doch rasch fügte er hinzu: »Aber ich werde trotzdem zum Arzt gehen, versprochen!«
    Mit einem Mal wurde sie nachdenklich. Dein Traum hat also nicht unbedingt etwas mit dem Talent des armen Mr Kyle zu tun?
    »Was?« Doch da die Totensprache oftmals weit mehr vermittelt als nur das, was tatsächlich gesagt wird, verstand der Necroscope sehr wohl, was sie meinte. »Willst du damit etwa andeuten, ich hätte Wahnvorstellungen?«
    Delirium tremens. Ein körperloses Nicken. Nun ja, vielleicht. Siehst du, Harry, du solltest unbedingt einen Arzt aufsuchen!
    Er hüllte sich enger in seine Jacke und seufzte zustimmend. »Ja, Mutter, ich glaube, das sollte ich ...«
    Der Wind frischte auf und Harry machte, dass er ins Haus kam. Ins Haus: Seine Mutter und sein Stiefvater, Viktor Shukshin, hatten in dem alten Haus gewohnt, bis Shukshin durchgedreht war und sie ermordet, unter dem Eis des Flusses ertränkt hatte. Harry war damals noch klein gewesen, aber er »erinnerte« sich nur zu gut an diesen Tag – und obendrein auch noch aus der Perspektive seiner Mutter! Vielleicht war diese neue »Sache« also nur Teil einer Fähigkeit, die er schon seit Langem besaß; möglicherweise war er ja ein »Beobachter der Zeitläufte«, ähnlich wie die Magier des Alten Testaments. Denn wenn er schon in der Lage war, sich eine Vergangenheit, die er niemals persönlich erlebt hatte, so lebhaft vorzustellen, weshalb dann nicht auch eine Zukunft, von der – bislang – noch niemand eine Ahnung haben konnte? Vielleicht erreichten ihn diese plötzlichen Eingebungen ja über das Möbius-Kontinuum und hatten wirklich nichts mit Alec Kyle zu tun!
    Sosehr Harry seinen metaphysischen Geist auch anstrengen mochte, seine Gedanken drehten sich im Kreis und führten nirgendwohin.
    Sein Zuhause war ein trostloser Ort, bestenfalls konnte man es noch unaufgeräumt nennen. Irgendwann würde er sich die Zeit nehmen, einmal alles ordentlich herzurichten; und mit dem Garten, der sich fast bis ganz hinab zum Flussufer erstreckte, würde er anfangen. »Garten« war eigentlich viel zu viel gesagt. Im Grunde handelte es sich nur um eine unkrautüberwucherte Wildnis.
    Als es zu regnen anfing, hastete der Necroscope den sich abenteuerlich windenden Pfad entlang auf die von Fliegendreck übersäte Terrassentür zu und schwor sich, dass er als Erstes dem ihm um die Beine peitschenden dornigen Brombeergestrüpp zu Leibe rücken würde.
    Als er die Tür aufstieß, sah er, wie der Himmel sich aufs Neue verdunkelte. Ein Wind kam auf und drückte die Bäume am Flussufer nieder. Fraglos war der Tag wie geschaffen für einen Albtraum. Doch Harry nahm an, dass mehr dahintersteckte. Obwohl alles so surreal gewesen war, war es ihm doch sehr wirklich vorgekommen. Was, wenn er jene andere Warnung unten in London, in der Zentrale des E-Dezernats, in den Wind geschlagen hätte? Damals war so gut wie alles schief gegangen, doch wenn er nicht in der Lage gewesen wäre, sein Möbiustor zu benutzen wie »vorhergesehen« – er durfte gar nicht daran denken. Wenigstens hatte er da begriffen, worum es ging. So betrachtet, erschien ihm jene andere Sache mit der alten Feste hoch oben auf einer Klippe gleich doppelt suspekt; denn er hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Nun, allein bei dem Gedanken daran sträubten sich ihm wieder die Haare! Und was diese jüngste Warnung anging, seinen Telefon-Albtraum – ganz gleich was Harry auch tun mochte, war ihm doch klar, dass er diese Warnung nicht ignorieren durfte!
    Diesmal schloss er die Verandatür hinter sich und knipste das Deckenlicht an. Im staubigen Durcheinander seines sogenannten »Arbeitszimmers«, in dem Harrys »weltlicher Besitz«, das Wenige, was er hatte, wahllos verstreut umherlag und in dessen einer Ecke noch ein offener Umzugskarton aus Sperrholz stand, aus dem das Füllmaterial quoll, fiel es kaum auf, dass der Sessel und das Beistelltischchen, die er in seiner Hast, von hier wegzukommen, umgestoßen hatte, noch immer umgestürzt auf dem Boden lagen und dass das Telefon, das er ebenfalls fallen gelassen hatte, noch immer vor sich hin summte ... All dies schien

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