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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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er sich wehren konnte. Und er hätte sich gewiss auch zum Kampf gestellt, hätte sein Egel dies zugelassen. Aber für seinen Symbionten stand das Überleben an erster Stelle, sein eigenes natürlich und damit auch dasjenige seines Wirtes!
    Der Werwolf ließ sich auf den Waldboden sinken und hinkte auf drei Beinen durchs Unterholz, allerdings immer noch mit den fließenden, geschmeidigen Bewegungen eines Wamphyri. Und diesmal war es ihm ernst, als er seinen Nebel aushauchte. Er wusste genau, was er tat; er wollte, während er floh, nicht gesehen werden. Nicht weit von Ion Zirescus schlaffem, verstümmeltem Leichnam stieß er auf die Machete, die diesem heruntergefallen war, und einen Moment lang überlegte er, ob er stehen bleiben und sich zur Wehr setzen sollte. Doch irgendetwas (ein düsterer, heimtückischer Instinkt?) sagte ihm, dass es vernünftiger sei, dies nicht zu tun. Im Augenblick ging es nur ums Überleben.
    Am Rand der Lichtung hielt Radu einmal kurz inne, um sich umzublicken, und sah die Ferencys noch immer auf der Suche nach ihm zwischen den Dunstschleiern im Unterholz vor der Baumgruppe (und dies äußerst vorsichtig) umhertappen. Diese Narren, ihn einfach so durch die Finger schlüpfen zu lassen! War ihnen denn nicht klar, wussten sie denn nicht, dass er zurückkehren würde, um sich an ihnen zu rächen? Offenbar nicht. Radu dachte darüber nach, es ihnen in Erinnerung zu rufen, und als der Mond hinter den Baumwipfeln verschwand, warf er den Kopf in den Nacken und heulte.
    Von nun an würden die Gebrüder Ferenczy vor Angst beben, wann immer sie das Geheul eines Wolfes hörten, und nach der nächsten Waffe greifen ...
    In den westlichen Ausläufern des Gebirges, ein gutes Stück vom Lager der Zirescus entfernt, schnitt Radu das Gefieder des Bolzens ab, der seinen Oberschenkel durchbohrte, und zog ihn mit der Spitze voran heraus. Anfangs tat es weh, doch als er die Zähne zusammenbiss, ebbte der Schmerz ab zu einem dumpfen Pochen, und wenig später spürte er gar nichts mehr, alles war taub, so als sei ihm sein Bein eingeschlafen.
    Radu kannte die Heilkräuter, die ihm bei der Genesung helfen würden, doch er machte sich nicht die Mühe, sie zu pflücken. Etwas in seinem Innern sagte ihm, dass er sie nicht brauchte. Natürlich war dies sein Egel, der bereits dabei war, ihn mithilfe seiner überlegenen metamorphen Fähigkeiten zu heilen.
    Radu war nun ein Gestaltwandler, doch verfügte er in erster Linie immer noch über den Verstand eines Menschen und wurde im Schlaf von Albträumen heimgesucht. Er träumte von dem Wesen, zu dem er geworden war, und wenn er zitternd erwachte, stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn. Er konnte nicht akzeptieren, dass er nicht länger rein menschlich war. Sein Vampir mühte sich ab, derartige Ängste und jedes Bedauern zu unterdrücken. Dunkel war Radu sich dessen Einflusses bewusst – als leise, drängende Stimme eines unterbewussten »Gewissens«, das ihm keine Ruhe ließ und gute Ratschläge erteilte. In Wirklichkeit war es gar keine Stimme, sondern die Chemikalien und Katalysatoren in seinem Blut und seinem Gehirn, die seine Art zu denken veränderten. Irgendwann erlag er diesen Einflüssen, seine Angst schwand, und er verlor auch das Interesse daran; schließlich akzeptierte er, was er war – ohne zu bedenken, dass er lediglich zu dem geworden war, was sein Egel wollte.
    Bei abnehmendem oder Neumond war er ein Mensch – ein Mann mit wölfischem Aussehen zwar – aber ein Mensch. Doch wenn der Vollmond am Himmel stand, fiel es ihm schwer, seine menschliche Gestalt zu bewahren. Stets jedoch war er Wamphyri, auch wenn er diesen Zustand noch immer nicht erkannte und auch nicht begriff ...
    Ein paar Jahre hauste er in den den Grenzbergen vorgelagerten Höhen. Tagsüber schlief er in tiefen Höhlen oder Felsspalten, des Nachts wanderte er allmählich ostwärts. Und obgleich seine Aufgabe in den Lagern der Szgany Zirescu – mittlerweile Szgany Ferenczy – noch nicht beendet war und auch niemals zu Ende sein würde, solange Rakhi und Lagula am Leben waren, war er doch bestrebt, genügend Abstand zwischen sich und die beiden zu bringen. Denn ihm war klar, dass eine Rückkehr seinen sicheren Tod bedeuten würde; wahrscheinlich hielt der ganze Stamm nach ihm Ausschau, und zweifellos hatten sie Befehl, sofort zu schießen, sollte er sich blicken lassen. Außerdem brauchte er Zeit, seine erstaunlichen Kräfte zu erkunden – seinen Mentalismus und die Fähigkeit, die

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