Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
betraf: Wenn die Arbeiten daran beendet waren, würden sie in harten Wintern allesamt Zuflucht darin finden.
So lautete sein Versprechen.
Oh, Radu wusste sehr wohl, dass er sich nicht zu sehr in den Vordergrund spielen durfte, aber hier in diesen Bergen war alles andere nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Aber wer außer diesen Geringgeborenen in ihren mit Grassoden gedeckten Holzhütten sollte ihn und die Seinen hier denn schon sehen oder mitbekommen, was sie vorhatten? Radu heuerte sie gleich zu Dutzenden an und bestimmte Männer, die sie überwachen sollten, während sie die gewaltige Höhle in einen Bau, eine Stätte verwandelten. Wenn ein Mann sich ihm anschloss, stellte er ihm seinen Lohn in Aussicht und versprach ihm eine zusätzliche Summe, sollte er sich später dazu entschließen, seiner Wege zu gehen, vielleicht zurück zu seinen verwüsteten Feldern, um von vorn zu beginnen.
In jenem ersten Winter, als der Schnee immer höher fiel, taten viele genau dies: Sie kamen zu Radu und erzählten ihm, dass sie in Moldawien Familie hätten und nun zurückkehren wollten, um zu sehen, ob ihre Angehörigen noch lebten ... und falls ja, wollten sie mit dem Geld, das Radu ihnen gezahlt hatte, und der Summe, die er ihnen noch schuldete, für sie sorgen. Radu verlangte von jedem, dass er ihm noch einen Tag dienen sollte, ehe er ihn ausbezahlte, wünschte den Leuten Glück und verabschiedete sie in der Abenddämmerung. Doch kaum brach die Nacht endgültig herein, sandte er ihnen Männer seines Rudels nach, um sicherzugehen, dass niemand von ihm und seinem Treiben erfuhr – und dass auch sein Geld hier in diesen Bergen blieb.
Weil Tag für Tag neue Flüchtlinge eintrafen und andere weg wollten, herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Es gab keinen Mangel an Arbeitskräften und auch nicht an ... Vorräten. Und auch Radus finanzielle Mittel nahmen keineswegs ab.
Allmählich nahm die Feste Gestalt an. Er ging zwischen den Arbeitern umher und gab ihnen Anweisungen, damit jeder Stein genau so eingefügt wurde, wie er es sich vorstellte (damit alles so aussah wie in der Wolfskuppe auf der Sternseite, in einer anderen Welt). Sie passten gewaltige Holzbalken in die zahlreichen »Pforten« ein, die Radu offen ließ, und türmten Felsbrocken in die Öffnungen, die Radu zu schließen wünschte, fügten Schlusssteine in Mauerbögen, um die von Fäulnis zerfressenen Tropfsteindecken zu stützen, und legten steinerne Treppen an, die zu Felssimsen, kleineren Höhlen oder hoch gelegenen Beobachtungsposten in den unbehauenen Außenwänden führten. Er überwachte das Einebnen der Fußböden und das Verlegen zwar ungleichmäßiger, dafür jedoch unverwüstlicher Schieferplatten ebenso wie die Herde und Feuerstellen und das Errichten der Kamine, die den Rauch zum rückwärtigen Teil des Felsens leiteten, wo er inmitten der vom See aufsteigenden Dunstschleier abziehen konnte.
Während all diese Arbeiten in Gang waren, um die Kaverne bewohnbar, um nicht zu sagen: »behaglich« zu machen, vernachlässigte Lord Radu auch die Verteidigungsanlagen nicht.
Draußen, zwischen den natürlichen Vorsprüngen des Felsens, errichtete er beängstigende Durchgänge, die für einen etwaigen Eindringling zu Todesfallen geraten würden. Darüber ließ er, hoch oben, Felsblöcke hinter Baumstämmen auftürmen, die von Keilen gehalten wurden, die man im Falle eines Angriffs einfach beiseite schlagen konnte. Zu guter Letzt sah Radu, dass sein Bau sicher war. Außerdem handelte es sich ja nicht um irgendwelche mickrigen Burgmauern, die beim ersten Ansturm eines Rammbocks einstürzen würden, sondern um den gewachsenen Fels des Berges selbst!
Sobald die Außenanlagen fertig waren, tarnte Radu alles, damit es aussah wie das umgebende Gestein. Im Innern hingegen stützte er das Mauerwerk an strategischen Stellen mit starken Holzbalken ab, was manchen seltsam vorkam, denn offensichtlich würden die Streben nicht so lange halten wie die Steine. Doch Radu ging davon aus, dass er, sollte einst die Zeit kommen, seine Bergfeste verlassen musste, einfach ein paar Feuer zu entzünden brauchte, um alles zum Einsturz zu bringen oder zumindest in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Schließlich war er ein Wamphyri und eifersüchtig auf sein Territorium bedacht. Darum war ihm der Gedanke, dass ein anderer eine Stätte bewohnen sollte, die er selbst mit eigenen Händen errichtet hatte, unerträglich! Aus demselben Grund war ihm allerdings auch klar, dass er,
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