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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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die Steppe hinab, nach Bacau, wo das Gerede seinen Ursprung hatte. Dort erfuhr er, was los war: Kaiser Justinian hatte eine Flotte unter dem Befehl von General Belisarius damit beauftragt, die Vandalen auch jenseits des Mittelmeers, in Nordafrika und anderen Gegenden, anzugreifen und ... das weströmische Reich zurückzuerobern.
    Die Vandalen! Und Radus Eid von einst war noch nicht erfüllt! Mehr noch, unter diesem Abschaum befand sich auch noch ein Ferenczy! Der alte Geiserich lebte nicht mehr, er war den Weg allen – oder doch des meisten – Fleisches gegangen. Aber wenigstens gab es noch einen Ferenczy! Selbst nach all den Jahren betrachtete Radu jeden noch lebenden Angehörigen der Ferenczy-Sippe, jeden Nachkommen der Mistkerle, die ihm einst, in einer anderen Welt, in einem anderen Zeitalter, das Liebste genommen hatten, als seinen Erzfeind. Ihm kam es immer noch so vor, als sei alles erst gestern geschehen.
    Augenblicklich kochte er vor Wut und ging im Geist seine Möglichkeiten durch: Er könnte sich den Byzantinern unter Belisarius als Söldner anschließen, sich auf dem Schlachtfeld auszeichnen und irgendwann in diese trostlosen Berge zurückkehren, dann jedoch als Wojwode ganz Dakiens – und mit dem Segen des Kaisers! Dann könnte er sich um die Drakuls kümmern, womöglich mit einer ganzen Legion im Rücken.
    Großartige Aussichten, aber ... nein, so ging es nicht! Er hatte bereits andere Pläne und war fest entschlossen, diese auch umzusetzen. Außerdem, wer vermochte schon zu sagen, wie die Byzantiner aus diesem Abenteuer hervorgehen würden? Was, wenn sie besiegt wurden? Im Grunde würde dies Radu nur zum Vorteil gereichen (insbesondere dann, wenn er sich ihnen nicht anschloss), denn er verteidigte sein Hochland viel lieber gegen irgendwelche Vandalen als gegen die wiedergeborene, neu formierte Macht Roms!
    Hin- und hergerissen kehrte Radu in seine Berge, in die Wolfskuppe zurück. Oder vielmehr in das, was einst die Wolfskuppe gewesen war. Nun jedoch ...
    Der Ort war nicht wiederzuerkennen. Dafür erkannte Radu den Fehler, den er gemacht hatte, zumindest zum Teil. Er hatte davon geträumt, in diesen Bergen Krieg zu führen, allerdings gegen Invasoren aus dem Osten und nicht gegen die Drakuls; gegen Horden von Reitervölkern statt gegen Scharen von Vampiren! Unter dem bewölkten, grauen Himmel eines vorzeitig einbrechenden Winters gab es keine Sonne zu fürchten. Am helllichten Tag waren sie hierhergeflogen, und in der Nacht erfolgte der Angriff. Wäre Radu nicht in die Ebene hinabgestiegen, wäre er zur Stelle gewesen. Doch allein das Ausmaß der Zerstörung zeigte ihm, dass selbst er dies nicht überlebt hätte.
    Seine Durchgänge und Fallen waren unterminiert worden und zusammengebrochen. In der Höhle hatte an mehreren Stellen die Decke – und sogar die Wände des Felsens, die Bergspitze selbst – nachgegeben und war eingestürzt. Schwarzer Rauch quoll aus dem Felsen, und hin und wieder schoss eine Flammenzunge empor. Was Radu in fünfzig Jahren geschaffen hatte, lag nun in Trümmern. Es sah aus wie nach einem Vulkanausbruch; Radus Herz war schwer.
    Die Drakuls! Es war unübersehbar, dass sie es gewesen waren; aber es war nicht alles so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Im frühen Dämmerlicht des Morgens stand ein halbes Dutzend gemeiner Knechte mit leerem Blick wie die Ölgötzen an den Hängen der ausgebrannten Wolfskuppe herum, während eine Handvoll grimmiger, von Kopf bis Fuß mit Blut besudelter Leutnante, die das Ganze überlebt hatten, damit beschäftigt war, die Leichen verstümmelter Vampire in Schächte hinabzuwälzen, aus denen noch immer Flammen schlugen. Inmitten all des Gestanks ging ihr Atem schwer und stoßweise.
    Ah, Radus Traum war so lebhaft, dass auch er witternd die Luft einsog ... im Geist zumindest, denn seine riesigen Wolfsnüstern waren mit Harz verstopft – und einen Augenblick lang war ihm, als könne er das verbrannte Fleisch regelrecht riechen ...
    ... bis er von etwas anderem Witterung bekam!
    Er roch – hörte – spürte etwas!
    Eine Präsenz! Da war jemand!
    Diesmal war es ausgeschlossen, dass er sich irrte. Schritte, ein eiliges Laufen. Ein Mund, aus dem der Atem stoßweise kam. Ein Herz, das schlug.
    Auch Radus Herz schlug, aber nur einmal, ein einziges, gewaltiges Pochen in seiner Brust, das ihn endlich weckte ...
    Schwer atmend näherte sich Bonnie Jean dem Ort, an dem ihr Gebieter lag. Im Geist sah sie noch immer das einen Spalt breit

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