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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Angesicht zu Angesicht gegenüber. Also kletterte sie über die aufeinandergehäuften Steinplatten an die Stirnseite des Sarkophages und beugte sich über dessen Rand, um ihm nun tatsächlich ins Antlitz zu blicken. Doch seine Gestalt war verschwommen und durch das Harz, auf dessen faltiger Oberfläche sich eine dicke Staubschicht angesammelt hatte, kaum zu erkennen. Angestrengt starrte sie hinab, bis das beängstigende Wesen in der dickflüssigen Masse allmählich an Kontur gewann.
    Seine Augen waren geschlossen, was auch sonst, wie während der ganzen zweihundert Jahre, die sie ihm nun schon diente. Doch hinter seinen Lidern sah, ahnte Bonnie Jean wie stets die Glut seines Blickes, auch wenn man sie im Moment nicht spürte. Aber sie war da, oh ja, ganz schwach nur, aber keineswegs erloschen, ein leises Flackern, das von Leben – oder vielmehr dem Untod – kündete. Mehr noch, ihr war, als tauche das Feuer dieser Augen die eingesunkenen Höhlen und seine hohlen Wangen in einen rötlichen Schein, der sich von der ansonsten kränklich-fahlen Blässe seines Gesichts abhob.
    Ihr Gebieter war zwar nicht vollkommen menschlich, dafür jedoch ein wahrer Hüne. Er maß gut und gern zwei Meter zwanzig, und zu seiner Glanzzeit hatte es wohl kein denkendes Wesen gegeben, das ihm an Stärke gleichkam. Mit Sicherheit war er einst gefährlicher gewesen als jedes Geschöpf, das diese Welt je hervorgebracht hatte. In ihm hatten sich die Schnelligkeit und List eines Wolfes mit der Intelligenz eines Menschen und der schieren Körperkraft der Wamphyri vereint!
    Und bald wieder, Bonnie Jean! Bald wieder! , erklärte er ihr, und gleich darauf: Nun gut, ich sehe, ich bin dir zu nahe getreten. Ich weiß, dass du in gutem Glauben hierherkamst und alle zu meiner Sicherheit notwendigen Maßnahmen getroffen hast. Um die Wahrheit zu sagen: Ich fühle mich seit einiger Zeit ein bisschen ... schwach. Darum bin ich wohl ungeduldig und nicht sehr nett gewesen. Aber ist das denn so schwer zu verstehen? Ich glaube nicht. Die Jahre des Wartens waren endlos, und was bin ich denn schon als bloß ein Schatten meines einstigen Selbst? Du hast recht: Dein Blut hat mir Wärme gegeben und mich am Leben erhalten. Diesmal kommst du also zu früh; vielleicht ist es ja ganz gut so, denn meine Lebensgeister sind schwach, Bonnie Jean. Aber du ... kannst mir wieder Kraft geben!
    Bei diesen Worten senkte Radu seine »Stimme« zu einem leisen, kehligen, beinahe lüsternen Knurren, bei dem Bonnie Jean unwillkürlich ein Schauder überlief (ob vor grenzenlosem Entsetzen oder ... unsagbarer Lust vermochte sie nicht zu sagen); jedenfalls war ihr klar, worauf er anspielte.
    Für den Augenblick muss dies allerdings warten, fuhr er rasch fort, und sein Ton war wieder wie vorher. Aye, denn wir haben anderes zu tun und einiges zu bereden. Wir stehen vor einigen Schwierigkeiten; aber ehe ich nicht über das ganze Ausmaß Bescheid weiß, fällt es schwer zu sagen, wie wir ihnen begegnen sollten. Außerdem gibt es weitere Probleme, die bislang noch nicht ... gelöst wurden? Was ist mit dem Mädchen? Es ist jetzt ein ganzes Jahr her, Bonnie Jean! Ist sie immer noch verschollen? Immer noch keine Nachricht von ihr? Dann müssen wir vom Schlimmsten ausgehen – nämlich dass Sie sie geschnappt haben. Das heißt, sie könnten schon viel näher sein, als wir annehmen ...
    »Nein.« B. J. schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass er dies mitbekam. »Sie kennt diesen Ort nicht und ist nie hier gewesen. Und auch dich hat sie nie kennengelernt, mein Gebieter.«
    Aber sie weiß von mir. Und auf jeden Fall weiß sie über dich Bescheid!
    »Sie ist darauf eingeschworen, nichts preiszugeben«, entgegnete B. J. »Ich habe sie hypnotisiert und hörig gemacht ... unmöglich, dass sie etwas gesagt hat! Keine von uns könnte irgendetwas verraten, und am allerwenigsten ich; dafür hast du doch persönlich Sorge getragen, mein Gebieter! Einem Feind könnte es womöglich gelingen, mich zu entführen – obwohl ich mich natürlich zur Wehr setzen würde –, aber zum Sprechen bringen könnte er mich nicht ...«
    Hah! (Ein bitteres, trockenes, bellendes Lachen). Du kennst die Wamphyri nicht, Bonnie Jean! Wenn du mit ihnen zu tun hast, gehe immer vom Schlimmsten aus. Aber vergessen wir das für den Moment, wenden wir uns jener anderen Sache zu. Du hast mir von diesem Späher berichtet. Über ihn – was wir gegen ihn unternehmen können – werden wir noch reden. Aber du hast auch einen geheimnisvollen

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