Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Fremden erwähnt. Sag bloß, es gibt einen Mann in deinem Leben, Bonnie Jean? In unser beider Leben! Mir scheint, du misst ihm einige Bedeutung bei! Ich kann deine ... Erregung? ... förmlich spüren. Nun gut, vielleicht erzählst du mir erst einmal etwas über ihn.
Jaaa, erzähle mir alles über deinen geheimnisvollen Fremden.
Oder, besser noch, zeige es miiiir!
Und sie zeigte es ihm. Minutenlang ließ sie die Dinge, die sich ereignet hatten, von ihrem Geist in den seinen fließen, so, wie sie sich daran erinnerte. Damit wurden zwar einige Fragen beantwortet, die er noch gar nicht gestellt hatte – zum Beispiel danach, wie es ihr in London ergangen war, wohin er sie auf der Suche nach einem angeblichen Werwolf geschickt hatte. Allerdings wurden zugleich auch andere aufgeworfen, die ihm andernfalls niemals in den Sinn gekommen wären. Und mit einem Mal zeigte Radu sich nicht minder erregt als sie ...
ZWEITES KAPITEL
Dieser Mann, erscholl in Bonnie Jeans Geist erwartungsvoll, beinahe hechelnd, Radus Stimme, dieser Harry Keogh! Ich habe ihn durch deine Augen gesehen und kann nun sagen, was ich von ihm halte. Aber welchen Eindruck hast du von ihm?
B. J. wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. »Er scheint mir ... geheimnisvoll«, sagte sie schließlich, bestrebt, ein unwillkürliches Achselzucken zu unterdrücken. »Als versuche er, irgendetwas zu verbergen, was im Grunde unmöglich ist, weil er unter meinem Bann steht. Es kommt mir so vor, als habe er schon vieles erlebt und gesehen, weit mehr als jeder andere. Er ist voller Wärme, Sanftmut und Menschlichkeit ... und dennoch zugleich auch hart und kalt wie Eis ...«
... Unmenschlich wie kein anderer? In ihrem Geist sog der Große Wolf witternd die Luft ein, im wahrsten Sinne des Wortes ein Blut -Hund, der eine Fährte aufnahm. Und doch willst du mir weismachen, dass er nicht zu ihnen gehört!
»Er ist ein Mensch, mein Gebieter«, entgegnete sie. »Darauf würde ich mein Leben verwetten.«
Oh, das steht bereits auf dem Spiel, erwiderte er mit einem leisen, grollenden Knurren. Unser aller Leben! , fügte er rasch hinzu, um der offenkundigen Drohung die Schärfe zu nehmen.
»Mein Gebieter«, setzte sie an. »Dieser Mann hatte mich in seiner Gewalt – zwar nur kurz, aber trotzdem lange genug, um mich umzubringen! Stattdessen bewahrte er mich vor Schwierigkeiten und sah zu, dass mir kein Leid geschah. Seine Fähigkeiten, die er mir eingestand, könnten dir von großem Nutzen sein. Er arbeitete für ... einen geheimen Nachrichtendienst.« Es fiel ihr nicht leicht, Harrys Aufgabe zu umschreiben; eigentlich kein Wunder, sie begriff es ja selbst kaum. »Er stand ... über den Gesetzen seines Landes. In deinen Diensten könnte er sich als von unschätzbarem Wert erweisen. Er ist ein guter Kämpfer, schnell und stark, und, ich glaube, auch ein tiefsinniger Denker. Und sollte sonst noch etwas dahinterstecken, was ich nicht entdecken konnte, wirst du es gewiss herausfinden.« Das war alles, was sie ihm zu sagen vermochte.
Weißt du, wie er mir vorkommt, Bonnie Jean? Er ist mächtig, und die Macht, über die er verfügt, übersteigt jede gewöhnliche Macht. Das spürte ich in deinem Geist! Du hast ihn betört, aye, aber du bist gleichfalls seinem Bann erlegen! Du fühlst dich zu ihm als Mann hingezogen, ist es nicht so? Leugne es nicht, denn auch wenn du es dir selbst nicht eingestehen willst, mir kannst du nichts vormachen. Ich spüre doch, was für eine Anziehungskraft dieser ... dieser Geheimnisvolle auf dich ausübt, aye!
»Aber ... aber ...!« B. J. geriet ins Stottern, weil ihr Gebieter etwas mitbekommen hatte, was ihr entgangen war oder vielmehr was sie nicht wahrhaben wollte.
Oh? Ha-ha-ha-ha! Radus Gelächter war ein abgehacktes Bellen, das durch ihren Geist schnitt ... nur einen Augenblick, ehe es abrupt verstummte. Ist er deshalb noch am Leben, Bonnie Jean? Weil du ihn begehrst und in dir fühlen willst, weil du spüren willst, wie er dich beackert und seinen Samen in deinen Garten ergießt? Ist das der Grund? Wolltest du ihn haben, Bonnie Jean? Oder dich lieber von ihm nehmen lassen?
»Mein Gebieter, ich ...«
Dann hättest du es besser tun sollen! Es gibt andere Wege, sich einen Mann gefügig zu machen, als ihm etwas von deinem Blut, deiner Essenz abzugeben; man muss nicht immer gleich zubeißen, um ihn sich hörig zu machen; und Verführung heißt nicht, jemanden an vergifteten Wein zu gewöhnen. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. Sie
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