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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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klang nurmehr wie ein leises Jaulen, und B. J. spürte geradezu seinen stinkenden Atem über ihr Gesicht streichen. Er schien ihr bis in die Seele zu blicken, während er ihr erklärte: Nein, dein Körper dürfte mehr als ausreichen, einen Mann – jeden Mann, oder auch sonst eine Kreatur – in deinen Bann zu schlagen, dessen bin ich gewiss. Wenn deine Schenkel ihn umfangen und deine weichen Brüste ... Das hat eine stärkere Wirkung als jedes Gift und ist weit süßer als Wein, wie selten und kostbar er auch sein mag ...
    Bonnie Jean stieg vom Rand des Sarkophages herunter. Mit gesenktem Kopf stand sie da und blickte auf die verworfenen Steinplatten hinab, die Radus gewaltigen Sarg trugen. Sie schämte sich, denn offenkundig hatte ihre Ergebenheit nicht ihrem Gebieter, sondern einem ganz anderen gegolten. Und ausgerechnet Er musste sie auf die Empfindungen hinweisen, die sie vor sich selbst geleugnet hatte. Radu spürte B. J.s Verwirrung und Niedergeschlagenheit.
    Nein, Bonnie Jean, sagte er darum. Du hast nichts falsch gemacht. Du bist bloß eine Frau, der es bestimmt ist, weit mehr zu sein. Du hast Gefühle, die dir ebenso angeboren sind wie mir, unterdrückt und damit eines bewiesen: nämlich, dass du noch keine Wamphyri bist! Kein Wamphyri setzt sich über seine Gefühle hinweg. Wären sie dazu in der Lage, könnte nichts sie aufhalten. Sie wären unschlagbar! Aye, und ich messe dem große Bedeutung bei, Bonnie Jean – dass du noch nicht diesem hohen Stand angehörst. Denn das ... Gehabe eines großen Vampirs ist etwas, was ich, lass es mich so ausdrücken: vorerst nicht wünsche.
    Er verfiel in ein nachdenkliches Schweigen. Und sie begriff sehr wohl, was er meinte ...
    Nach einer Weile hielt sie es für angebracht, das Thema zu wechseln, und sei es auch nur, um ihn auf andere Gedanken zu bringen: »Ich bin zu früh hierhergekommen, mein Gebieter, zugegeben. Aber dennoch ist die Zeit deiner Erneuerung nicht mehr fern. Während du dir Gedanken über die Dinge machst, die ich dir erzählt habe, sollten wir zusehen, dass du genährt wirst. Und auch um die Bedürfnisse deiner Kreatur ...«
    Meines Kriegers? Augenblicklich war sein Interesse geweckt. Wie geht es der Bestie? Reicht der große Bottich zu seiner Versorgung? Wächst und gedeiht er auch? Aber natürlich tut er das. Denn da er von mir abstammt, muss er wohl ebenfalls spüren, dass die Zeit näher rückt.
    »Ja, er wächst heran, mein Gebieter! Er ... gedeiht in seinem Bottich.«
    Kümmere dich um ihn, befahl Radu. Versorge zunächst die Bestie. Unterdessen kann ich hier liegen und nachdenken und mir ... oh, so einiges durch den Kopf gehen lassen. Aber beeile dich, Bonnie Jean, schließlich hast du mich erweckt, und meine Zeit ist nah! Ich bin hilflos wie ein Säugling, der hungrig in seiner Wiege schreit; aber die getreue junge Mutter wird bald zur Stelle sein, um ihm die Brust zu geben ...
    B. J. trat hinaus, auf die kahle Kuppe von Radus Bastion, und wandte sich in südwestliche Richtung. Diesen Weg kannte sie nun seit bereits nahezu zwei Jahrhunderten. Ihre scharfen Augen und sonstigen Sinne machten in der Tat einen deutlich erkennbaren Pfad zwischen den umherliegenden Felsen aus, der über klaffende Spalten und die trügerischen Geröllansammlungen der hohen, engen Pässe hindurchführte.
    Sie trug Jeanskleidung in Tarnfarben, felsgrau und moosgrün, sodass sie sich nicht von ihrer Umgebung abhob. Über die linke Schulter hatte sie, auf dem Rücken verknotet, ein Seil geschlungen; ebenfalls auf der Linken baumelten zwei kleine Haken von ihrem breiten Ledergürtel. An ihrem rechten Schenkel hing eine Armbrust, die sie dicht über dem Knie festgebunden hatte, damit sie nicht bei jedem Schritt hin und her schwang. Dazu noch ein Messer in einer Lederscheide. Mehr hatte Bonnie Jean nicht dabei.
    Zu ihrer Erleichterung verbarg sich die Sonne hinter Wolkenbänken, die der Wind von Westen her über die Monadhliath Mountains und den Spey herübertrieb. Der Nachmittag war bereits zur Hälfte verstrichen und neigte sich dem Abend zu. Die Schatten der Felszacken wurden immer länger, doch dies machte B. J. nichts aus. Sie hatte die Augen eines wilden Tieres, ebenso ungezähmt wie die Wildnis, die sie durchquerte. Sie sah die Wildkatzen, die durchs Heidekraut schlichen, bevor diese sie erblickten. Nur die Adler, die hoch oben am Himmel ihre Kreise zogen, hatten ihr in dieser Hinsicht etwas voraus. Aber sie hatte es weder auf Katzen noch Adler abgesehen. Beide

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