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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Es war stockfinster und die Stille nahezu undurchdringlich. Als die Augen des Majors sich allmählich an das Dunkel gewöhnten, stellte er fest, dass er mit dem Unteroffizier allein war ... allerdings nur für einen Augenblick.
    »Willkommen in Drakesh«, sagte eine Stimme, die genauso finster war wie die Umgebung. Sie sprach ein zischendes Chinesisch, allerdings ohne jeden Akzent. »Sie sind aus eigenem, freiem Willen eingetreten – oder vielmehr auf Befehl Ihrer Vorgesetzten! Nun ja, so sei es!« In der Stimme schwang unverhohlener Sarkasmus mit.
    Plötzlich flammte eine Fackel auf und vertrieb die Schatten. Ihr flackernder Schein fiel auf das Gesicht und die Gestalt von Daham Drakesh.
    Chang Lun war ihm bereits früher begegnet, doch Drakeshs körperliche Gegenwart, seine Präsenz , beeindruckte ihn immer wieder. Mit fast ein Meter dreiundsiebzig war der Major größer als die meisten Chinesen, doch in Daham Drakeshs Anwesenheit kam er sich jedes Mal wie ein Zwerg vor. Der Mann musste an die zwei Meter groß sein! Dafür war er mager bis an die Grenze der Ausgezehrtheit, und als sich im Schein der Fackel unter dem dürftigen Gewand sein dürrer Körper abzeichnete, wirkte er beinahe wie ein Gerippe. Seine Hände waren sonderbar lang und schmal und hatten spitze Finger mit kräftigen, gelben, klauenhaft gekrümmten Nägeln. Auf dem dürren Hals saß ein rasierter, hohlwangiger Schädel, der nach hinten zu immer länger wurde und einen Wulst bildete, sodass er aussah wie der Kopf eines Insekts.
    Doch obwohl Daham Drakesh zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe schien, heftete sich der Blick seiner gelben, wie geschmolzener Schwefel leuchtenden Augen auf Chang Lun und den Unteroffizier, durchdrang die beiden regelrecht, so als seien sie und nicht er die geisterhafte Erscheinung. Unter diesem Blick waren sie wie erstarrt, bis Drakeshs Lippen sich zu einem grässlichen Lächeln öffneten und er sagte:
    »Kommen Sie. Im linken Auge des aus dem Fels gemeißelten Gesichts habe ich ein Zimmer für Ihren Soldaten herrichten lassen. Dort darf er sich am Tageslicht erfreuen, das mir und den Meinen verwehrt ist, etwas Tee zu sich nehmen, etwas Brot brechen und sich ausruhen – und natürlich auf Sie warten. Es müssen keine Untergebenen zugegen sein, wenn wir uns unterhalten.« Er bedachte den Major mit einem Seitenblick und lächelte freudlos auf ihn hinab. Damit glitt er lautlos vor seinen Gästen her durch das Labyrinth aus Gängen, Galerien und Tunneln, die das Kloster ausmachten. »Leider dürfen wir beide, Sie und ich, uns keine Ruhe gönnen, Herr Major!« Abermals blickte er Chang Lun mit seinem abscheulichen Lächeln an. »Für die Schuldbeladenen gibt es niemals Rast – damit will ich natürlich nur sagen, dass wir einiges zu besprechen haben.«
    »Das haben wir in der Tat«, erwiderte der Major barsch, fest entschlossen, wieder die Oberhand zu gewinnen. Dieser Mann und dieser Ort jagten ihm jedes Mal aufs Neue Angst ein. »Und zwar Angelegenheiten von einiger Bedeutung, die meine Vorgesetzten dazu veranlassten, mich hierher zu entsenden!«
    »Ganz recht, und Sie – beziehungsweise ihre Gebieter in Peking – wählten genau den richtigen Zeitpunkt«, entgegnete Daham Drakesh, während er, die Fackel hoch erhoben, mit seinen Besuchern durch die düsteren Felsengänge eilte. »Denn so, wie Sie Ihre Befehle haben, habe auch ich ... sagen wir: gewisse Bedürfnisse! Wer weiß, vielleicht sind hier ja höhere Mächte am Werk? Es will mir schon beinahe wie Schicksal scheinen, dass Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hier auftauchen. Denn hätten Sie nicht um eine Audienz gebeten, hätte ich Sie mit Sicherheit hierher bestellen lassen!«
    »Herbestellen lassen?«, stieß Chang Lun hervor. »Äh, Sie ...!« Er verstummte mit offenem Mund und riss seine Schlitzaugen weit auf.
    Während der letzten paar Sekunden war ein vielstimmiges Stöhnen laut geworden. Der Major hatte es zunächst nur für das Rauschen des Windes gehalten, der um die Außenmauern des Klosters brauste. Doch nun konnte er dazu noch ein regelmäßig wiederkehrendes, pfeifendes, schneidendes Geräusch ausmachen. Es klang wie der durch die Luft sausende Schlag einer beziehungsweise mehrerer Peitschen. Und jetzt sah er auch, woher es stammte.
    Sie waren an einer Empore tief im Innern des Berghanges angelangt. Zwar wurde sie von Fackeln erhellt, doch reichte deren Schein nicht in jeden Winkel oder bis zur Decke hinauf. Der Ort war ein Amphitheater. Steinerne

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