Nefen
Einganshalle.
„Das ist angenehmer“, bemerkte Sven.
Nataly lächelte. „Ich habe mich daran gewöhnt.”
In ihrem Büro angekommen, bot sie Sven einen Tee an, den er dankend annahm.
„So, wie kann ich Ihnen heute weiterhelfen?“, fragte sie neugierig.
Wie besprochen, setzte Sven alles auf eine Karte und erzählte Nataly die ganze Geschichte. Als er geendet hatte, folgte eine Schweigeminute.
Nataly war sichtlich erstaunt und konnte das alles nicht so recht glauben, was sie gerade vernommen hatte.
„Sie wollen mir ernsthaft weiß machen, dass die Legende wahr ist und der junge Mann, der, in den sich der große Ramses verliebte, der Mann, jetzt wieder auferstanden ist, um Ramses sein Herz zurück zu geben?“
„Na, ja er ist nicht wirklich auferstanden, sagen wir eher wiedergeboren“, berichtigte Sven sie.
„Meinetwegen auch wiedergeboren. Haben Sie Beweise für diese Geschichte?“
„Leider kann ich Ihnen die Beweise erst liefern, wenn wir sicher sind, dass Sie uns unterstützen, Nataly.”
„Und wer sagt Ihnen, dass ich nicht zum nächsten Besten gehe und ihre Story veröffentliche?“
„Ich bitte sie Nataly, Sie würden sich selbst in eine Situation bringen, in der Sie ihre Karriere aufs Spiel setzen.“ Überlegen lächelte Sven ihr entgegen. „Und mal realistisch gesehen, wer würde Ihnen das glauben? Sie hätten mehr Ärger und Erklärungsnot als Nutzen, wenn Sie uns verraten würden.“
„Ich biete Ihnen hier die Chance etwas mitzuerleben was Ihr Wissen um die alten Kulturen revolutionieren wird. Sie werden Dinge erfahren, die Sie an die Spitze der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse katapultiert.“
Nataly sah ihre Chance und lenkte ein. „Was erwarten Sie von mir?
„Alles was Sie tun müssen ist, uns Ihre Unterstützung zusagen.“
„Geben Sie mir etwas Bedenkzeit?“
„Wenn Sie diese benötigen, gebe ich Ihnen die Zeit. Wann, meinen Sie, werden Sie mir eine Antwort geben können?“
„Ist heute Abend für sie okay?“ Sven erhob sich von seinem Stuhl, ihr die Hand reichend. „Das sollte kein Problem sein. Ich werde um 19 Uhr vor den Toren stehen und auf Ihre Antwort warten.“
„Gut, dann bis heute Abend“, verabschiedete sich jetzt Nataly ihrerseits von Sven.
Sven ging guter Dinge. Er war sich sicher, dass sich Nataly für sie entscheiden würde.
Auf der Strasse vor dem Museum stand Shalaby. Seine Augen waren geschlossen. Seine Fingerspitzen vor seiner Brust zusammengelegt, wie in einem Gebet vertieft.
Sven schritt auf ihn zu. „He, Shalaby. Was machst du denn hier?“
Shalaby antwortete nicht und machte auch sonst keinerlei Regungen.
„Shalaby?“
Sven berührte ihn jetzt ganz vorsichtig am Arm.
Shalaby öffnete seine Augen.
„Was machst du hier?“, fragte Sven ihn erneut.
„Ich habe versucht, etwas vom Inneren zu empfangen. Ich dachte, dass ich vielleicht etwas spüre, wenn ich mich auf euch konzentriere.”
„Und? Hast du?“
„Nein, nichts.”
„Na dann ist ja alles in bester Ordnung.“
„Mich macht das eher etwas nachdenklich.“
„Warum das denn?“
„Weil ich so gar nichts empfangen habe, noch nicht mal die kleinste Regung von Nefertari oder ihren Anhängseln, einfach nichts.“
„Aber das ist doch gut. So wissen wir, dass sie derzeit nicht aktiv sind.“
„Deine Worte in Allahs Ohr.“
Mit diesen Worten schlugen sie den Weg in Richtung des Teehauses ein, in dem sie sich mit Nefen verabredetet hatten.
Nefen saß voller Ungeduld und nervös an dem kleinen Tisch vor dem Café. Die Zeit, in der er auf Shalaby und Sven wartete, zog sich wie Kaugummi. Ständig blickte er sich in der Umgebung um, ob sie schon zu sehen waren.
Die übelsten Gedanken schossen ihm dabei durch den Kopf.
Endlich sah er die Beiden um die Ecke biegen. Erleichtert atmete er auf.
„Mensch, wo wart ihr denn so lange? Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass etwas passiert ist!“
Sven begann, noch bevor sie sich gesetzt hatten, wie ein Wasserfall zu sprudeln.
Er war so euphorisch, dass Nefen es schwer hatte, ihn wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückzuholen.
Nabil rief auf Shalabys Handy an. Da für den weiteren Tagesverlauf nichts weiter geplant war, verabredeten sie sich in dem Lokal, in dem sie gerade saßen.
Eine knappe Stunde später traf Nabil ein.
Zu viert erkundeten sie nun die ägyptische Hauptstadt.
Sven wollte zwar zu den Pyramiden, aber die Zeit reichte für diesen Ausflug nicht aus, so dass sie in der Stadt blieben.
19 Uhr.
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