Nefen
ungewöhnlich?“
„Normalerweise sind die Leute schon mit dem, was sie hier zu sehen bekommen, total überfordert. Und falls Fragen gestellt werden, dann nur zu unserem Kindkönig Tutench Amun.“
„Na ja, ich interessiere mich insbesondere für Ramses, so eine Art Steckenpferd, wenn Sie verstehen.“ Sven versuchte zu lächeln, undhoffte, dass die junge Frau nicht auf die Idee kam, ihm irgendetwas über Ramses zu fragen, denn außer seinen Erlebnissen hier und dem was er aus dem Studium wusste, hatte er keine Ahnung von der altägyptischen Kultur.
„Ach wie schön, das ist auch mein Spezialgebiet. Was halten Sie von der alten Legende?“
„Was meinen Sie?“
„Na die …“, sie hielt sich die Hand vor den Mund und begann zu flüstern, „… dass er homosexuell gewesen sein soll?“
„Ach, die meinen Sie. Na ja wissen Sie, ich bin da sehr skeptisch.“ Sven versuchte ihr das Gefühl zu geben, als sei er wirklich mit dem Thema vertraut, aber wisse nichts Genaues.
„Wissen Sie auch von dem Fluch, der angeblich auf ihm und dem Herz liegen soll?“
„Deswegen bin ich ja hier.“
„So, dann kommen Sie mal mit, ich zeige Ihnen das Herz.“
Sven folgte jetzt der maximal eins fünfzig großen Frau mit ihren langen schwarzen Haaren, die beim gehen hin und her wippten.
„Was hoffen Sie zu finden, wenn Sie das Herz sehen?“
„Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung.“
„Sind Sie privat interessiert oder hat es einen beruflichen Hintergrund?“
Sven ging diese Fragerei ganz schön auf die Nerven. Aber was sollte er machen? Also antwortete er auch auf diese Frage, allerdings und kurz und knapp. „Eigentlich beides.”
„So, da sind wir schon“, sagte die Frau, als sie vor einem Regal, außerhalb der Besucherzone, standen.
In einem gläsernen Kubus lagen die vertrockneten Muskelfasern, die einst das Blut in dem Körper, in dem es damals schlug, zur Wallung brachte.
„Darf ich?“
„Aber bitte vorsichtig!“
Sven nahm den Kubus in die Hand, um das Herz von allen Seiten zu betrachten. So angestrengt er auch schaute, er konnte nichts erkennen, was ihm weiterhelfen würde.
Jetzt begann er mit den Fragen. „Warum heben Sie das Herz getrennt vom Körper auf? Sollte es nicht zumindest mit in der Vitrine von Ramses liegen? – Sagt nicht die Legende, dass das Herz Ramses gestohlen wurde und genau von demjenigen wieder zurückgegeben werden muss, damit er auf seine letzte Reise gehen kann?“
„Oh, Sie kennen sich aber verdammt gut mit der Legende aus. Es ist nicht mit im Schaukasten, weil wir es untersucht haben. Wir sind der Meinung, dass er an einem Herzfehler gestorben ist, auch wenn dieser ihm erst sehr spät das Leben nahm.“
„Einen Herzfehler?“
„Ja, wir haben eine Ungereimtheit in seiner Muskelstruktur gefunden. Man könnte meinen, dass ihm das Herz gebrochen wurde, so wie es die Sage berichtet.”
Sie zeigte ihm eine Art Naht, die mitten durch die Hälften des Herzens verlief.
„Das ist ja irre!“, konnte Sven jetzt nur noch antworten. „Warum haben Sie es noch nicht wieder zurückgelegt?“
„Wir sind uns noch nicht sicher, ob die Untersuchungen jetzt abgeschlossen sind oder nicht. Deshalb haben wir es in dem Cube gelassen, um es zu schonen.“
„Ach so, ich dachte, weil sie auf den jungen Mann warten, der es zurücklegen soll“, scherzte Sven.
Nataly schaute jetzt sehr merkwürdig, was Sven aber nur unterbewusst wahrnahm.
„Ich danke Ihnen recht herzlich, Sie haben mir sehr geholfen.“
Sven verabschiedete sich.
„Gern! Falls ich ihnen noch einmal weiterhelfen kann, lassen Sie es mich wissen.”
„Danke, Nataly“, rief Sven Ihr schon im Gehen zu. Er war beeindruckt, über das, was er gerade alles herausgefunden hatte.
‚Die Beiden werden staunen, wenn ich ihnen das erzähle’, dachte er so bei sich und hüpfte die Treppen hinunter. Im Vorgarten blendete ihn die Sonne erst einmal, so dass er ein paar Sekunden brauchte, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Er fand seine Freunde unter dem Baum, wo sie gestern schon gesessen haben.
„Na, endlich! Fünf Minuten länger und wir wären ‘rein gekommen. Was war denn los?“
„Ist irgendwas passiert?“
„Erzähl schon!“
Shalaby und Nefen überfielen ihn regelrecht und redeten gleichzeitig auf Sven ein.
„Langsam, eins nach dem anderen!“ Sven begann den Beiden alles zu erzählen.
„Und dir ist sonst nichts aufgefallen?“, fragte Shalaby noch einmal nach.
„Nein, nicht das ich
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