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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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hinunter, durchs Foyer und zum Dienstboteneingang hinaus. Niemand bemerkte mich. Das Haus war dunkel und still, ganz wie ich es am liebsten hatte.
    Auch die Aprilnacht war dunkel. Und es war herrlich beruhigend, in die Schatten einzutauchen. Da in den hinteren Räumen des Hauses kein Licht brannte und der Mond noch nicht aufgegangen war, schien es, als hätten die Schatten den Fußweg gänzlich in Besitz genommen. Wie um mich zu grüßen, strichen sie mir liebkosend um die Beine. Auf dem Weg zu meiner Weide stellte ich mir vor, ich zöge die Schatten um mich, bis sie meinen Körper so fest einhüllten, dass ich niemals, niemals entdeckt werden würde.
    Ich folgte dem melodischen Raunen des Wassers, teilte die Zweige der Weide, setzte mich mit angezogenen Beinen und geschlossenen Augen auf meine Bank und atmete tief und regelmäßig, in der Hoffnung, hier wie immer Frieden zu finden.
    Ich könnte nicht sagen, wie lange ich da saß. Zwar versuchte ich, die Zeit nicht zu sehr zu vergessen – ich musste meine Zuflucht verlassen, ehe Vater nach Hause kam. Doch ich kostete die Nacht nach Kräften aus und wünschte, ich müsste mich nie mehr von ihr trennen.
    Der Riegel des seitlichen Gartenpförtchens war nicht geölt. Als ich sein widerwilliges Ächzen vernahm, schnellte mein Kopf aus meinen Händen hoch, und ich begann zu zittern.
    Wenige Augenblicke später knackte ein Zweig ganz in der Nähe auf dem Gartenweg, und ich war sicher, dass ich Schritte über den Kies knirschen hörte.
    Das kann nicht Vater sein! , versuchte ich mich zu beruhigen. Er weiß nicht, dass ich mich gern im Garten aufhalte.
    Oder doch? Panisch dachte ich an die Gespräche am Samstagabend zurück – wie die Frauen mir zu meinen gelungenen Blumengestecken gratuliert hatten, wie Mrs. Elcott sich so sarkastisch zu meiner Liebe zur Gärtnerei geäußert hatte. Nein. Nie war erwähnt worden, dass ich Zeit im Garten verbrachte. Vater konnte es nicht wissen. Nur Arthur wusste es. Er war der Einzige, der –
    »Emily? Sind Sie da? Bitte seien Sie da.«
    Als hätten meine Gedanken ihn heraufbeschworen, hörte ich Arthur Simptons süße Stimme, und dann teilte er den Vorhang aus Zweigen und trat hindurch.
    »Arthur! Ja, ich bin da!« Ohne mir zu erlauben, innezuhalten und nachzudenken, stürzte ich instinktiv auf ihn zu und warf mich lachend und weinend zugleich in seine überraschte Umarmung.
    »Mein Gott, Emily!« Er hielt mich von sich weg und betrachtete mich besorgt. »Fühlen Sie sich wirklich so schlecht, wie Ihr Vater sagt?«
    »Nein, nein, nein! O Arthur, jetzt geht es mir wunderbar!« Ich warf mich ihm nicht wieder an den Hals. Sein Zögern warnte mich – ich durfte nicht zu verzweifelt, zu geradeheraus scheinen. Also wischte ich mir rasch das Gesicht ab und ordnete mein Haar, wieder einmal froh über den Schleier der Dunkelheit. »Verzeihen Sie mir. Das war schrecklich deplatziert.« Eilig zog ich mich auf meine sichere Bank zurück.
    »Denken Sie nicht darüber nach. Wir waren beide überrascht. Es gibt nichts zu verzeihen«, versicherte er in seinem ruhigen, gutherzigen Ton.
    »Danke, Arthur. Möchten Sie sich einen Augenblick zu mir setzen und mir sagen, wie es kommt, dass Sie hier sind? Ich bin so froh!«, konnte ich mich nicht zurückhalten zu sagen. »Ich war so unglücklich darüber, dass ich Ihre Eltern und Sie nicht besuchen konnte.«
    Arthur setzte sich neben mich. »Ihr Vater sitzt gerade mit meinem Vater zusammen, trinkt seinen Brandy und pafft Zigarren mit ihm, und sie plaudern über die Bank. Dass ich hier bin, kommt daher, dass ich besorgt um Sie war. Mutter und ich waren schrecklich bestürzt, als wir gestern die Nachricht Ihres Vaters erhielten, Sie seien nicht wohlauf und könnten die ganze Woche keine Besuche machen. Tatsächlich war es Mutters Idee, dass ich hinausschlüpfen und nach Ihnen sehen sollte.«
    »Haben Sie ihr von dem Garten erzählt?« Vor Furcht wurde meine Stimme kalt und scharf.
    Es war hell genug, dass ich sehen konnte, wie er die Stirn runzelte. »Nein, natürlich nicht. Ich würde niemals Ihr Vertrauen missbrauchen, Emily. Mutter schlug lediglich vor, dass ich Sie besuchen sollte, und wenn Sie tatsächlich nicht in der Lage sein sollten, jemanden zu empfangen, sollte ich Ihrer Kammerfrau einen Genesungswunsch mitgeben. Genau das habe ich getan.«
    »Sie haben mit Mary gesprochen?«
    »Nein, ich glaube, es war der Kammerdiener Ihres Vaters, der an die Tür kam.«
    Ich nickte ungeduldig. »Carson, ja.

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