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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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vernünftig handeln müssen.«
    »Genau! Du bist so klug, Arthur«, sagte ich. Meine Gedanken jedoch waren anders geartet.
    »Wirst du aber noch eine Woche durchhalten können? Und wie kann ich dich besuchen, ohne deines Vaters Zorn zu erregen?«
    Meine Gedanken wirbelten. »Vater selbst hat behauptet, mir gehe es nicht gut. Als pflichtbewusste Tochter werde ich ihn darin bestärken, dass er recht hat, dass ich von zarter Gesundheit bin und Ruhe brauche.« Und, fügte ich im Stillen hinzu, ich werde stets früh zu Bett gehen und eine schwere Truhe vor meine Zimmertür schieben …
    Arthur entzog mir seine Hand und stupste mir sanft die Nase. »Und bestehe nur nicht darauf, bei der GFWC mitzuarbeiten. Wenn wir erst verheiratet sind, wirst du noch viele Jahre Zeit haben, deine wohltätigen Neigungen auszuleben, so oft und in welcher Art du willst.«
    »Wenn wir erst verheiratet sind!«, sagte ich glücklich und strich den Rest des Satzes aus meinem Gedächtnis. »Das klingt so wunderschön!«
    »Mutter wird sich freuen«, sagte er.
    Das rührte mir ans Herz, und echte Tränen traten mir in die Augen. »Ich werde wieder eine Mutter haben.«
    Arthur umarmte mich, aber diesmal bot ich ihm nicht meine Lippen dar, sondern schmiegte mich nur glücklich an ihn.
    Viel zu bald ließ er mich wieder los. »Ich würde so gern noch bleiben, Emily, aber es wird spät. Mein Vater wird den Besuch nicht zu lange ausdehnen können, das wird seine Gesundheit nicht erlauben.«
    Noch ehe er ausgesprochen hatte, war ich schon aufgestanden. Ich nahm seinen Arm und führte ihn bis an den Rand der Schatten unter meiner schützenden Weide. »Du hast ganz recht. Du musst hier fort sein, ehe Vater zurückkommt.« Und ich musste in mein Zimmer eilen und mich verbarrikadieren!
    Er drehte sich zu mir um. »Sag mir, wie ich dich zwischen heute und nächstem Montag sehen kann. Ich muss mich vergewissern, dass es dir wirklich gutgeht und du gesund bist.«
    »Hier. Du kannst hierher kommen, aber nur in der Nacht. Wenn es mir möglich ist, in den Garten zu schlüpfen, und keine Gefahr für dich besteht, werde ich eine Lilie pflücken und in den Riegel der Gartenpforte stecken. Siehst du also die Lilie, so wirst du wissen, dass ich dich hier erwarte, mein Liebster.«
    Er gab mir einen raschen Kuss. »Pass auf dich auf, meine Liebste.« Und dann eilte er davon in die Dunkelheit.
    Schwindelig vor Glück und atemlos vor Sorge, huschte ich so schnell und leise wie möglich zurück ins Haus und die lange Treppe hinauf. Nur wenige Minuten nachdem ich die Truhe vor meine Tür geschoben hatte, sah ich von meinem Fenster aus, wie Vater trunken aus unserer Kutsche taumelte.
    Falls er in jener Nacht vor meiner Zimmertür lauerte, bemerkte ich es nicht. In jener Nacht schlief ich tief und fest hinter meiner verbarrikadierten Tür, froh, dass meine Rettung feststand und eine sichere, glückliche Zukunft vor mir lag.

    Mich in der folgenden Woche von Vater fernzuhalten erwies sich dank der finanziellen Schwierigkeiten der Columbian Exposition als viel einfacher, als ich befürchtet hatte. In Vaters Bank herrschte Chaos, da noch in letzter Minute Geld für Maßnahmen aufgebracht werden musste, zu denen Mr. Burnham das Komitee drängte. Am Dienstag und Mittwoch schlang er sein Abendessen eilig hinunter und verließ danach sofort das Haus, wobei er finster etwas über Architekten und unrealistische Erwartungen vor sich hin knurrte. Doch auch wenn er beide Male erst lange nach Mondaufgang zurückkehrte, entschlüpfte ich nicht in den Garten und pflückte keine Lilie – ich wollte keine Entdeckung riskieren. Erst am Donnerstag, als Carson ankündigte, Vater sei nur nach Hause gekommen, um sich für ein Geschäftsessen und eine Versammlung des Komitees im Universitätsclub umzukleiden, wusste ich, dass ich viele Stunden Zeit haben würde, ehe er zurückkehrte.
    Ich ließ mir mein Essen in meinen privaten Salon bringen und entließ Mary viel früher als gewöhnlich mit dem Vorschlag, sie solle sich doch den Abend freinehmen und ihre Schwester besuchen, die am anderen Ende der Stadt im Fleischereiviertel lebte. Sie war erfreut über die unerwartete Freizeit, und wie ich es geahnt hatte, verbreitete sich bald unter allen Bediensteten die Nachricht, dass die Herrschaften des Hauses Wheiler heute keiner Dienste mehr bedurften. Noch ehe die Sonne ganz untergegangen war, war es im Hause totenstill, und mir fiel es unendlich schwer, zu warten, bis es vollends dunkel war und die

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