Neferets Fluch ( House of Night Novelle )
keine Schwierigkeiten haben, euch wiederzufinden.«
»Natürlich, meine Liebe«, sagte Mr. Simpton.
Arthur hatte kein Wort gesagt, doch er wandte die Augen nicht von mir, und als Vater einmal nicht hinsah, zwinkerte er mir zu.
»Ich bin bald zurück, Vater«, sagte ich und machte mich eilig mit Mrs. Simpton davon.
Im Salon zog sie mich in eine ruhige Ecke und legte mir die Hand auf die Stirn. »Wusste ich doch, dass Sie heiß sein würden! Ihr Gesicht ist ganz gerötet. Wie lange haben Sie diesen Husten schon?«
»Erst seit heute Morgen«, versicherte ich ihr.
»Vielleicht sollten Sie nach Hause fahren und sich hinlegen. Arthur kann auch an einem anderen Abend mit Ihrem Vater sprechen.«
Panik drehte mir den Magen um. Ich packte ihre Hände. »Nein, bitte nicht! Es muss heute Abend sein. Vaters Launen werden von Tag zu Tag schlimmer. Bitte, Mrs. Simpton, sehen Sie mich an. Sehen Sie sich dieses Kleid an.«
Ihr Blick flog nach unten und wieder zurück zu meinem Gesicht. »Ich habe es gleich bemerkt, als ich Sie sah, meine Liebe.«
»Vater hat die Schneiderin gezwungen, eines von Mutters Lieblingskleidern so umzuarbeiten. Ich habe versucht, ihn umzustimmen, und ihm gesagt, der Schnitt, der Stil seien gänzlich unpassend, doch er hat nicht auf mich gehört. Mrs. Simpton, ich habe Mitleid mit Vater – ich weiß, dass er noch immer um Mutter trauert, mehr sogar als ich selbst – doch die Trauer verändert ihn. Er will über alles bestimmen, was ich tue oder sage.«
»Ja, Arthur hat mir erzählt, dass er Ihnen nicht einmal erlaubt, Ihre wohltätige Arbeit weiterzuführen.«
»Mrs. Simpton, Vater erlaubt mir nicht mal mehr, das Haus zu verlassen, es sei denn in seiner Begleitung. Und sein Temperament wird immer beängstigender, immer unbeherrschter. Ich – ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann!« Meine Schultern hoben sich, und ein weiterer Hustenanfall schüttelte meinen Körper.
»Sachte, sachte. Ich sehe, dass all das Ihrer Gesundheit gar nicht guttut. Sie haben recht. Arthur muss seine Absichten heute Abend öffentlich machen, je früher am Abend, desto besser. Dann werde ich selbst Sie nach Hause begleiten und zusehen, dass Sie sich ausruhen und erholen.«
»Oh, danke, Mrs. Simpton! Sie wissen nicht, was mir das bedeutet«, schluchzte ich.
»Trocknen Sie sich die Augen, Emily. Es ist mir Dank genug, wenn Sie mir versprechen, meinem Sohn eine gute und treue Ehefrau zu sein.«
»Das verspreche ich von ganzem Herzen!« Und das meinte ich auch so. Ich konnte ja nicht wissen, dass nach dieser Nacht nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war.
Mr. Simpton hatte den Wunsch seiner Gattin erfüllt. Er und Arthur saßen am selben Tisch wie Vater und ich, gemeinsam mit Mr. und Mrs. Burnham und Mr. und Mrs. Ryerson.
Finster schob mir Vater eine mit einer prickelnden zartrosa Flüssigkeit gefüllte kristallene Sektflöte zu. »Trink das. Der Sekt wird gut gegen diesen scheußlichen Krupphusten sein.« Ich breitete die Leinenserviette auf meinem Schoß aus, trank in kleinen Schlucken und beobachtete verstohlen, wie Mrs. Simpton mit ihrem Sohn flüsterte.
Arthur wurde bleich, wohl vor Nervosität, doch er nickte angespannt und drehte sich zu seinem Vater um. Ich sah mehr, als dass ich es hörte, wie er leise sagte. »Es ist Zeit.« Langsam und mit Mühe stand sein Vater auf, hob sein Sektglas und schlug mit einem silbernen Messerchen dagegen. Die Menge verstummte.
»Sehr verehrte Damen und Herren«, sagte er. »Ich möchte damit beginnen, Mr. Burnham mein höchstes Lob auszusprechen und Sie zu bitten, ihm mit mir zusammen zu seinem Genie zu gratulieren, welches die treibende Kraft hinter der World’s Columbian Exposition war.«
»Auf Mr. Burnham!«, dröhnte es durch den Saal.
»Sodann freue ich mich, verkünden zu dürfen, dass dies noch nicht alle Glückwünsche für den heutigen Abend waren. Doch das Weitere möchte ich meinem Sohn Arthur überlassen, der dazu meinen vollen Segen hat.«
Mein Herz pumpte rasend schnell in meiner Brust, als Arthur sich erhob – hochgewachsen, gutaussehend und mit ernster Miene. Er ging um unseren Tisch herum zu Vaters Platz. Zuerst verneigte er sich vor diesem, dann hielt er mir seine Hand hin. Sosehr die meine zitterte, ich schöpfte Kraft aus seiner Entschlossenheit und stellte mich an seine Seite.
»Was in aller –«, wollte Vater auffahren, doch Arthur schnitt ihm geschickt das Wort ab.
»Barrett Wheiler, hiermit erkläre ich in
Weitere Kostenlose Bücher