Nefilim KI 9 - Refugium
schwebte kichernd den Korridor, hinauf, der steil nach oben führte.
Als wir alle dort angelangt waren (man wartete nur auf mich), leitete uns Ipsoor einen weiteren Gang entlang zu einem massiven Schott.
»Die Brücke. Ein Zugangscode wird benötigt.«
Musashi setzte Aristea ab. »Das übernehme ich.«
Er trat vor eine Konsole, die in der Wand eingelassen war, verharrte dort scheinbar tatenlos, doch eine Minute später öffnete sich das Schott mit einem zischenden Geräusch und einem leisen Quietschen.
Dahinter befand sich eine Brücke mit großem Fensterbereich, deren Stationen auf mehreren Ebenen um einen zentralen Bereich verteilt waren. Einige tote Kinuu und Korokari lagen überall dort, wo Aristea zuvor nicht gewesen war. Der Anblick ließ Ipsoor innehalten. Ich ging an ihm vorbei und suchte nach einem Datenbankzugang, doch Musashi musste nicht erst nach einer Konsole suchen.
Er hob einen Finger. »Ich nehme Kontakt zur Schiffsdatenbank und dem Logbuch des Kapitäns auf. Der Funkzugang wurde zusammen mit der Öffnung des Brückenschotts etabliert. Ich werde die Daten analysieren.«
»Das kann nicht lange dauern.«
»Ich werde eine Umwandlung der visuellen Aufzeichnungen und der Sprache vornehmen, damit ihr die Datenbank ebenfalls versteht. Das dauert eventuell doch eine Weile. Es scheinen umfangreiche Datenmengen gespeichert zu sein.«
»Ich rufe Hunderteins und Mütze «, murmelte Aristea und blickte wenig begeistert auf zwei tote Kinuu, die verdorrt und vor Kälte dampfend vor ihr lagen.
» Mütze ?«
Sie grinste. »Zweiundvierzig natürlich. Die beiden können die Toten einsammeln.«
»Mach das! Ich will mir erstmal diesen Korokari ansehen«, sagte ich, während Ipsoor zu mir trat.
Gemeinsam betrachteten wir den eigenartigen Körper mit dem Exoskelett und der aufwändigen Kleidung.
»Ich könnte nicht erkennen, ob ein Korokari tot oder lebendig ist«, sagte ich.
»Die Farbe! Du siehst sie nicht?«
»Er sieht irgendwie goldfarben aus.«
»Ich glaube, wir sollten nicht über Farben sprechen. Wir kämen nie auf einen Nenner.«
»Du wusstest von der Verbindung zwischen Korokari und deinem Volk?«
»Sicher. Was ist so ungewöhnlich daran?«
»Nun, echte Freundschaft war das wohl nicht. Immerhin ist euer Heimatplanet von einer Metaraumbombe zerstört worden.«
»Das muss doch nicht bedeuten, dass jeder Korokari der Meinung war, dass das die richtige Handlungsweise war, oder?«
»Du ... hast natürlich recht. Ich denke zu schnell eingleisig«, sagte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
»Die Kultur der Korokari und die meines Volkes hat sehr viel Ähnlichkeit. Es gab gemeinsame Forschungsprojekte, sogar einen kooperativen Konzern, der hervorragende Halbleiterneuronennetzwerke gebaut hat. Meine Mutter arbeitete dort.«
»Ich dachte, Kinuu schlüpfen aus Eiern.«
»Selbstverständlich. Was hat das mit dem zu tun, was ich gesagt habe?«
»Bei Müttern denke ich immer an Säugetiere.«
»Hat das etwas mit dieser Organfixierung zu tun?«
»Womit?«
»Du blickst gern auf dieses hervorstechende Säugeorgan am Oberkörper weiblicher Individuen bestimmter Spezies.«
»Tut er das, ja?«, rief Aristea vom anderen Ende der Brücke und zog eine Grimasse, während sie die Hände in die Hüften stützte.
Ich pustete aus. »Das ist keine ... Fixierung in dem Sinne, ich schaue mir auch gern ... also, es ist eher - wechseln wir das Thema! Es muss nichts weiter bedeuten, wenn wir hier über Korokari stolpern?«
Ari schüttelte den Kopf und flüsterte ein unfreundliches Wort.
»Nein. Ich denke nicht.« Ipsoor sah sich um. »Es ist ein eigenartiges Gefühl, an Bord dieses Schiffes zu sein. Das Licht ist angenehm, auch wenn einige Lampen defekt sind. Die Farben sind sachlich und perfekt abgestimmt.«
»Ich sehe nur graue Wände in diesem diffusen Zwielicht.«
Ipsoor klackerte. »Auf der Cheiron blendet mich alles und die Farben sind so traurig.«
»Es ist sehr hell.«
»Ja, so trostlos.«
Ich erwiderte darauf nichts, denn ich nahm es ganz anders wahr. Inzwischen hatten die Gaia-Roboter auf den Ruf reagiert und brachten eine Bahre mit.
»Wir sollten ihnen eine Bestattung geben«, meinte Ipsoor.
»Du hast recht. Am besten, bevor sie auftauen.«
»Dann könnten wir sie auch eingefroren lassen, bis wir Gelegenheit zu einer würdevollen Bestattung haben. Ich würde ungern die Luftschleuse benutzen. Ich suche nach einer Kryostasiskammer.«
Da ich annahm, dass Ipsoor auch eine Weile allein sein
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