Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Dielenbretter empor, was bedeutete,
daß Irma ihre Nummer zur Hälfte hinter sich gebracht hatte.
    Stenner saß hinter Marcus
Adlers Schreibtisch, die Ellbogen aufgestützt und das Kinn in die Handflächen
vergraben. Das Zuklappen der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken, und bei
meinem Anblick wurde sein Gesichtsausdruck noch abschreckender als gewöhnlich.
    »Verdufte !« stieß er hervor. »Ich hab’ sowieso schon genug auf dem Hals, da kann ich mich
nicht auch noch um so ein überspanntes Frauenzimmer wie dich kümmern .«
    »Sie sollen sich ja gar nicht
um mich kümmern, Mr. Stenner«, entgegnete ich beherzt. »Deswegen bin ich
hergekommen. Ich wollte mich für den ganzen Quatsch entschuldigen, den ich vorhin
in Irmas Garderobe von mir gegeben habe. Ich muß wohl doch eingeschlafen sein
und alles geträumt haben. Nur schien mir, als ich aufwachte, alles so
realistisch. Verstehen Sie ?«
    »Nein !« bellte er.
    »Nun ja...« Ich bedachte ihn
mit einem etwas schiefen Lächeln, da mir die Lippen zitterten. »Jetzt bin ich
drüber weg. Eine verrückte Geschichte, nicht wahr ?« Ich versuchte unbefangen aufzulachen, aber das Geräusch, das aus meiner Kehle
klang, hörte sich eher an wie eine gesprungene Schallplatte, die immer nur die
Stelle wiederholt, an der die Sängerin das hohe C verfehlt hat. »Ich meine die
absurde Vorstellung, daß Salome mit einem Messer im Rücken dagesessen haben
soll .«
    Er blickte mich unverwandt an,
und ich bemerkte, wie langsam ein unheimliches Glitzern in seinen Augen
aufglomm. Dann grinste er, wenngleich mir lieber gewesen wäre, er hätte das
unterlassen, weil sich nun auf Grund der Narbe sein Mundwinkel noch höher zog,
so daß sein ebenmäßiges Gebiß wie eine Reihe von Giftzähnen wirkte, die es kaum
noch erwarten konnten, sich tief in meinen Hals zu graben. »Setz dich, Kind«,
sagte er leise.
    Eigentlich hätte ich nichts
lieber getan als kehrtzumachen und wegzurennen, aber irgendwie schien mich das
schreckliche Antlitz zu hypnotisieren, so daß ich tat, was er verlangt hatte.
    »Erzähl mir diesen merkwürdigen
Traum noch einmal«, forderte er mich auf.
    »Ach, Mr. Stenner, ich will Sie
damit nicht belästigen, es war wirklich zu töricht«, plapperte ich drauflos.
»Ich meine, ich finde die Sache selber so lächerlich, und es ist mir ungeheuer
peinlich, wenn ich an die ganze Aufregung denke, die ich damit verursacht
habe...«
    »Erzähl schon !«
    »Jawohl, Sir .« Ich zuckte zusammen. »Also, ich träumte, ich käme in Irmas Garderobe, und da
saß Salome vor dem Frisiertisch, den Kopf vornübergesunken ...«
Ich berichtete weiter, wie der Mörder mich gewürgt und dann niedergeschlagen
und vermutlich in meine eigene Garderobe geschleppt hatte. Nach Beendigung
meiner Geschichte verharrte er schweigend, bis ich nach einigen Sekunden sagte:
»Verrückt, nicht wahr ?«
    »Stimmt«, nickte er langsam.
»Bis auf eines, mein Kind: Wo ist Salome jetzt ?«
    »Woher soll ich das wissen ?« Ich klapperte unschuldsvoll mit den Augenlidern.
»Vermutlich ist sie gerade mit der zweiten Show fertig. Im Augenblick spielt die
Kapelle Irmas Musik, und Irma kommt immer nach Salome dran .«
    »Salome ist in der zweiten Show
überhaupt nicht aufgetreten«, brummte er. »Ich habe den ganzen Klub nach ihr
abgesucht, aber ich konnte sie nirgends finden. Zum letztenmal ist sie gesehen worden, als sie gleich nach der ersten Show zu ihrer Garderobe
ging .«
    »Mein Gott«, murmelte ich, »das
ist aber wirklich merkwürdig .«
    »Du hast etwas ausgelassen,
Kind, als du mir eben deinen Traum wiederholt hast«, sagte er leise. »Den
Todesstuhl.«
    »Was für einen Stuhl ?« stammelte ich.
    »Den Todesstuhl. Erinnerst du
dich nicht? Der eigentlich blutbefleckt hätte sein müssen und es nicht war .«
    »Ach, den?« Ich brachte ein
weiteres schiefes Lächeln zustande. »Er beweist nur, wie verrückt der Traum
war, nicht ?«
    »Marcus Adler ist nicht der
Typ, der sich wegen seiner Darsteller in Unkosten stürzt«, konstatierte Stenner
kühl. »Wie ich mich erinnere, hat er sämtliche Möbel für die Garderoben als
Ramschware aufgekauft. Die Stühle stammen alle aus der gleichen Serie .«
    »Tatsächlich ?« brachte ich hervor.
    »Merkwürdig«, überlegte er
laut. »Als ich auf der Suche nach Salome in ihre Garderobe blickte, fehlte ihr
Stuhl .«
    »Oh«, schluckte ich.
    »Nehmen wir doch nur zum Spaß
einmal an«, sagte er gepreßt, »dein Alptraum wäre Wirklichkeit gewesen. Alles
hätte sich genauso

Weitere Kostenlose Bücher