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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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abgespielt, wie du erzählt hast. Dann mußte also der Mörder,
nachdem er dich in deiner Garderobe deponiert hatte, die Leiche möglichst
schnell verschwinden lassen. Und selbst, wenn er ein sicheres Versteck gefunden
hatte, blieb noch immer die Frage, wohin mit dem blutbefleckten Stuhl?
Vielleicht hätte er auch den irgendwo verstecken können, aber Irma hätte bei
ihrer Rückkehr unter Garantie als erstes ihren Stuhl vermißt. Daher war
natürlich die bequemste Lösung, Salomes Stuhl als Ersatz zu nehmen. Er mußte
damit rechnen, daß du früher oder später aus deiner Ohnmacht erwachen und Zeter
und Mordio schreien würdest, und dieser makellos saubere Stuhl wäre der
logischste Beweis gewesen, daß du entweder den Verstand verloren oder nur
geträumt hattest, stimmt’s ?«
    »Ich — äh — glaube schon, Mr.
Stenner«, sagte ich ausdruckslos.
    »Wie ich mich erinnere, hast du
uns den Mörder genannt. Mehr als einmal sogar!« Seine Augen bohrten sich noch
immer gnadenlos in die meinen. »Und ich erinnere mich auch, daß seine erste
Reaktion war, auf den sauberen Stuhl hinzuweisen, der keinerlei Blutspuren
zeigte .«
    »Sie meinen Casey Jones?« Ich
lachte hysterisch. »Er war in meinem albernen Traum aber nicht der Mörder, Mr.
Stenner! Ich war in dem Moment, als ich seine Stimme von draußen hörte, nur so
durcheinander, daß ich einen Augenblick lang dachte, sie klänge wie die Stimme
des Mörders aus meinem Traum .«
    »So?« Er trommelte einige
Sekunden schweigend mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte. »Salome
war ein nettes Mädchen. Wir sind sogar ein paarmal miteinander ausgewesen . Die Vorstellung, daß ihr etwas zugestoßen sein
könnte, wäre mir nicht angenehm. Aber sie ist plötzlich verschwunden, gleich nachdem
du so schrecklich geträumt hast. Du konntest sie nicht besonders gut leiden,
nicht wahr ?«
    »Nun ja«, sagte ich und zuckte
hilflos die Achseln, »die wenigen Male, die wir miteinander gesprochen haben,
versuchte sie immer, mich und Irma auseinanderzubringen. Das habe ich ihr wohl
verübelt .«
    Die Musik, die durch die
Dielenbretter heraufklang, schwoll zu einem Krescendo an, begleitet von stürmischem Applaus und wildem Beifallsgejohle, was
bedeutete, daß Irma ihren Auftritt beendet hatte. Die Krönung ihrer Nummer
bestand aus einem besonderen Clou, der die glatzköpfigen alten Knaben immer
ganz hysterisch machte. Wenn sie sich bis auf ihr Feigenblatt sowie die
obligatorischen Klebehütchen auf dem Busen entkleidet und etliche gewagte
Verrenkungen vollführt hatte, ging sie zu einem der nächstsitzenden Männer an
den Tisch, bewunderte seine Krawatte und bat ihn dann, sie ihr zu schenken.
Natürlich bekam sie nie einen Korb. Daraufhin pflegte Irma zu sagen, daß sie
sich nun aber revanchieren müsse, wandte dem erwählten Gast sowie dem
restlichen Publikum züchtig die Kehrseite zu, löste ihr Feigenblatt und warf es
ihm auf den Tisch. Es blieben ihm noch zwei Sekunden, sie mit hervorquellenden
Augen anzustarren, dann erlosch das Licht.
    Langsam verebbte der Beifall,
während die Kapelle die ersten Takte von Lover intonierte, um Trude die Tigerin in ihrem Kostüm aus
Leopardenfell anzukündigen.
    »Warum bist du hier
raufgekommen, Mädchen ?«
    Der rauhe Klang von Stenners Stimme brachte mir mit einem
häßlichen Ruck wieder die augenblickliche Situation zu Bewußtsein.
    »Wie ?« fragte ich nervös.
    »Warum bist du ausgerechnet
jetzt hier heraufgekommen ?« wiederholte er mit
gereiztem Unterton. »Warum?«
    »Um mich zu entschuldigen, das
habe ich doch schon gesagt. Es war mir so peinlich, wie ich mich vorhin in
Irmas Garderobe benommen habe und...«
    »Okay«, unterbrach er mich.
»Jemand hat dich bearbeitet. Womit? Geld? Oder hat man dir gedroht, daß es dir,
wenn du nicht spurst, genauso ergehen würde wie Salome? War es das ?«
    »Mr. Stenner«, stammelte ich,
»ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden .«
    »O doch«, widersprach er mit
beängstigend sanfter Stimme. »Deine Anwesenheit hier beweist es. Du deckst
Salomes Mörder, Casey Jones, entweder, weil er dich eingeschüchtert hat, oder
weil er dich bezahlt. Er hat dich hier heraufgeschickt, um zu sehen, wie ich
reagiere, stimmt’s? Ob ich dir den ganzen Stuß von dem Traum, den du jetzt
angeblich überwunden hast, abnehme. Weil er nämlich genau weiß, daß mir Salomes
Abwesenheit früher oder später auffallen würde und ich dann deinen Traum
plötzlich ernst nehmen könnte .«
    Er erhob sich vom

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