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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiblicher
Vertrauensseligkeit. »Ich fürchte, Mr. Stenner ist hinter mir her .«
    »Verdammt !« Sie nahm einen langen Zug aus ihrem Glas. »Der Bursche kann, wenn er gereizt
ist, ziemlich unangenehm werden. Willst du dich hier irgendwo verstecken,
Kindchen, falls er dich suchen kommt ?«
    »Das hätte auch keinen Zweck,
Sadie«, sagte ich mutlos. »Irgendwann müßte ich ja doch wieder vorkommen .«
    »Ganz wie du meinst.« Sie nahm
einen weiteren Schluck. »Schließlich ist es deine Tugend, nicht meine .«
    »Casey muß ja bis zur dritten
Show wieder auftauchen«, sagte ich, als mir bedrückend klar wurde, daß er von
meiner Zusage gegenüber Adler nichts wußte. Und Sadie war auch keine Hilfe.
Ihren billigen Whisky in sich hineingießend, wirkte sie keineswegs mehr wie die
nette, alte weißhaarige Dame, sondern wie eine aufgedonnerte alte Vettel, die
mir ganz sicher nichts nützen würde. Je länger ich sie betrachtete, desto
klarer wurde mir, daß sie eine echte Alkoholikerin war.
    Aber nach dem ganzen Gehetze
fühlte ich mich völlig zerschlagen, und ich wußte auch gar nicht, wohin ich
mich wenden sollte. Wo mochte dieser widerliche Casey Jones bloß stecken? Ich
ließ mich vorsichtig auf einem wackeligen Stuhl nieder, der unter meinem
Gewicht (hundert Pfund, und ich trage nie ein Korsett) beinahe zusammenbrach.
    Ein plötzliches gurgelndes
Geräusch ließ mich emporschrecken, aber es war nur Sadie, die den letzten
Tropfen aus ihrem Glas schlürfte. Dann stellte sie es nieder, schob sich schwerfällig
von dem Schrankkoffer herunter und kam mit unsicheren Schritten auf mich zu.
    »Ich habe eine Idee,
Goldköpfchen .« Sie grinste mich durch eine Rauchwolke
hindurch an. »Wie wäre es, wenn du hierbleibst, und ich mich mal nach diesem
Tunichtgut Casey Jones umsehe ?«
    »Danke, Sadie«, sagte ich ohne
rechten Enthusiasmus. »Aber ich habe doch schon überall vergeblich gesucht .«
    »Vielleicht habe ich mehr Glück .« Sie kippte nach rückwärts und ruderte heftig mit den
Armen, um die Balance zu halten.
    »Setzen Sie sich lieber«, sagte
ich knapp. »Sie schaffen die Treppe ja doch nicht .«
    »Das wollen wir mal sehen !« Sie nahm den Zigarettenstummel aus dem Mundwinkel und
schleuderte ihn auf die Erde, als sei er ein Fehdehandschuh. »Ich mach’ das nur
für dich, weil ich Stenner noch weniger leiden kann als Casey Jones«, vertraute
sie mir mit verquollener Stimme an. »Bleib ruhig sitzen, ich bringe ihn dir her .«
    Ich hockte vornübergeneigt auf meinem Stuhl und wartete auf den schrecklichen Plumps, der mir verkündete,
daß sie sich das Genick gebrochen hatte, aber irgendwie mußte sie es wohl doch
geschafft haben, denn der Plumps blieb aus. Nach einigen Minuten packte mich
wieder die Unruhe. Ich stand auf und lief hin und her, wobei ich nach einem
Versteck Ausschau hielt, in das ich mich flüchten konnte, falls nicht Sadie,
sondern Stenner die Treppe herunterkam. Der Schrankkoffer schien sich besonders
gut zu eignen, aber dummerweise war er abgeschlossen. Auch ein Wandschrank sah
recht vielversprechend aus, allerdings hätten meine Füße unter den Kostümen
hervorgeguckt. Ich wanderte weiter umher, doch ein ideales Schlupfloch ließ
sich leider nicht entdecken. Schließlich setzte ich mich hinter Sadies alten
verschrammten Schreibtisch und starrte trübe auf den Telefonapparat, während ich
mir das Gehirn zermarterte, wie ich am besten Hilfe herbeizitieren könnte.
    Nach etwa zwei Minuten kam mir
plötzlich eine Erleuchtung — und ich dankte meinem Schöpfer, daß er mir einen
so hohen Intelligenzquotienten mitgegeben hatte. »Warum«, so meldete sich das
verborgene kleine Genie in meinem Kopf, »benutzt du nicht das Telefon, um
deinen Partner anzurufen ?... Nein, nicht den, du
Dummerchen! Deinen alten Partner von Rio Investigations !«
    Also hob ich unverzüglich den
Hörer ab und wählte Johnny Rios Nummer. Es läutete eine Ewigkeit, und ich
wollte schon die Hoffnung aufgeben, als mir endlich eine verschlafene Stimme
ins Ohr grunzte: »Es ist nach Mitternacht, Sie Idiot! Belästigen Sie gefälligst
jemand anders !«
    »Johnny !« sagte ich entschlossen. »Hier ist Mavis, und ich bin in Not !«
    »Wenn du den Kerl in deine
Wohnung reingelassen hast, mußt du ihn selber wieder rausschmeißen«, knurrte
er.
    »Ich bin nicht in meiner
Wohnung, sondern im Klub !« zischte ich. »Eines der
Mädchen ist ermordet worden, und Casey Jones sucht gerade nach der Leiche. Aber
der Stamm ist hinter mir her,

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