Nehmen Sie doch Gift darauf!
natürlich, als hätten wir uns noch niemals
gesehen.
»Guten Abend, Mr. Hatchet «, erwiderte ich.
»Hatchik !« korrigierte Irma scharf.
»Oh, Verzeihung«, murmelte ich.
»Ich fahre vorn neben Stu «, sagte sie in Befehlston. »Du kannst dich nach hinten
setzen, Mavis .«
»Hast du vorhin nicht etwas von
einem Rendezvous gesagt ?« erkundigte ich mich unruhig.
»Natürlich«, kicherte sie. »Er
wartet doch schon auf dich !«
Endlich sollte die arme, kleine
Mavis auch einmal die angenehmen Seiten des Lebens genießen dürfen! Als ich die
hintere Autotür öffnete und einstieg, mußte ich ebenfalls kichern. Es war zu
dunkel, um sein Gesicht richtig sehen zu können, aber das angenehm vertraute
Muskelpaket, das in die Ecke gelehnt saß, war unverkennbar. Ich warf die Tür zu
und glitt geschmeidig den Rücksitz entlang, bis sich unsere Hüften berührten.
Dann schlang ich einen Arm um seinen Nacken und zog seinen Kopf zu mir
herunter, bis sich unsere Lippen trafen. Ich verabfolgte ihm einen jener
Dies-ist-nur-der-Anfang-warte-nur-was-nachher-kommt-Küsse, kurz, aber voll
verhaltener Leidenschaft. Dann lehnte ich mich zurück und prustete laut los.
»Na«, sagte ich, »war das etwa
keine Überraschung ?« Ich stieß die Ellbogen in seine
Rippen und kicherte. »Wie fühlst du dich denn so... Casey Jones?«
In den dunklen Muskelberg neben
mir kam plötzlich Leben. Eben hatten wir noch beglückt nebeneinander gesessen,
Schenkel an Schenkel, warm und gemütlich. Aber im nächsten Augenblick
schlidderte ich über den Rücksitz und krachte schmerzhaft gegen die Wagentür.
»Ich habe ja vorhin schon
gesagt, daß du übergeschnappt bist«, stieß eine verhaßte Stimme hervor. »Was ist denn jetzt passiert? Bist du auch noch mannstoll ?«
Diese Irma! schoß es mir durch
den Kopf. Diese Irma mit ihrem makabren Humor verdiente wirklich aufgehängt zu
werden. Jeder, der es für komisch hielt, mir ein Rendezvous mit Johnny Rio
zuzumuten, gehörte aufgehängt.
7
Wir fuhren zu Irmas Wohnung,
und ich wäre vor lauter Verärgerung am liebsten ins Bett gegangen, aber dazu
hätte ich mir den Arm abschneiden und ihn Johnny Rios brutalem Griff überlassen
müssen, und das schien mir die Sache auch wieder nicht wert zu sein. Er
schubste mich auf die Couch und setzte sich neben mich, während er meinen Arm
noch immer wie einen Schraubstock umklammert hielt. Irma erkundigte sich bei
jedem, was er denn trinken wolle, wie bei einer Party, und als sie bei mir
angelangt war, bat ich sie, mir zuliebe doch etwas Arsen zu schlucken. Der
kleine Mickerling thronte auf einer Sesselkante und blinzelte mitfühlend zu mir
herüber.
»Ich fürchte, Miss Seidlitz«, sagte
er nervös, »wir haben Ihnen einen kleinen Streich gespielt .«
»Und jedesmal, wenn ich das
Ergebnis betrachte«, ich starrte wütend in Johnny Rios verhaßtes Gesicht, »habe ich nicht übel Lust, alles hinzuschmeißen !«
»Sehen Sie«, fuhr Hatchik fort,
»nachdem ich heute abend bei Ihnen im Klub war, hatte
ich eine Besprechung mit Mr. Rio, bei der wir übereinkamen, daß es am
ratsamsten wäre, zusammenzukommen und gemeinsam zu entscheiden, was wir jetzt
unternehmen.«
»Weswegen ?« fragte ich.
»Wegen der Vorgänge im Klub«,
erwiderte er gemessen. »Es war notwendig, Irma ebenfalls ins Vertrauen zu
ziehen und ihr zu sagen, daß Sie in Wirklichkeit für Rio Investigations arbeiten und zu ihrem Schutz engagiert worden sind .«
»In einem Punkt sind Sie falsch
informiert«, fauchte ich. »Ich habe meinen Dienst bei Rio Investigations soeben quittiert !« Es gelang mir, meinen Arm
loszubekommen, und ich massierte ihn behutsam. »Mir reicht es, für diesen
miesen Laden zu arbeiten, wo es meinem Partner völlig gleichgültig ist, ob ich
in Ausübung meiner Pflicht umgebracht werde, solange er nur nicht in seinem
Schönheitsschlaf gestört wird .« Ich lachte
verächtlich. »Als ob da mit Schlaf noch was zu retten wäre !«
»Ach, hör doch auf, Mavis«,
brummte Johnny. »Irma hat uns schon von der Geschichte erzählt. Wir haben uns
da bedeutend mehr eingehandelt, als zu erwarten stand .«
»Wir haben uns etwas eingehandelt ?« Ich musterte ihn mit echter Verblüffung. »Du hast dir doch überhaupt nichts
eingehandelt, du Schuft! Die ganze Arbeit habe ich getan! Ich bin sämtliche Risiken eingegangen und dabei
fast ermordet worden und...«
»Wie wär’s, wenn du jetzt mal
die Luft anhieltest ?« schlug er vor.
»Ich glaube wirklich,
Weitere Kostenlose Bücher