Nehmen Sie doch Gift darauf!
können unmöglich
auftreten«, sagte ich. »Weil ich dann Stenner sehen würde und...«
»Immer mit der Ruhe,
Goldköpfchen !« unterbrach er mich. »Erstens besteht im
Augenblick für Stenner keinerlei Veranlassung, deinetwegen etwas zu
unternehmen, denn die Leiche ist aus dem Weg geschafft. Er wollte nichts
weiter, als dir genügend Angst einjagen, damit dir ein für allemal vergeht,
deinen Mord-Traum zur Wahrheit zu erklären. Und zweitens bin ich ja noch da, um
dich zu beschützen. Okay?«
»Na gut.« Ich lächelte ihm
dankbar zu. »Wenn du meinst, Casey ?«
Er blickte auf seine
Armbanduhr. »Jetzt müssen wir uns aber beeilen, in zehn Minuten beginnt die
letzte Show .«
»Stimmt«, erwiderte ich. »Wenn
doch nur Sadie zurückkommen würde. Ich möchte mich bei ihr bedanken, daß sie
dich aufgestöbert hat .«
»Kümmere dich nicht um die alte
Schachtel«, brummte er. »Ich glaube, sie ist in meiner Garderobe umgekippt .«
»Casey ?« fragte ich. »Eins möchte ich noch wissen, bevor wir gehen. Wie kommt es, daß du
dich so sehr für diesen Mord und den Spionagering interessierst ?«
»Eine berechtigte Frage.« Er
blickte mir prüfend in die Augen. »Und es gibt auch eine völlig plausible
Antwort, das kannst du mir glauben. Ich kann sie dir im Augenblick nur noch
nicht geben. Du mußt mir einfach vertrauen. Okay?«
»Okay.« Ich seufzte tief. »Mein
Gott, es wäre phantastisch, wenn du dich als richtiger CIA-Agent entpuppen
würdest !«
Am großartigsten war, daß alles
genauso verlief, wie Casey vorhergesagt hatte. Wir absolvierten unsere Nummer,
aber Stenner blieb unsichtbar. Auf dem Weg zu unseren Umkleidekabinen trafen
wir Marcus Adler, der uns sogar zu unserem Auftritt gratulierte.
»Du machst dich, Kindchen«,
sagte er zu mir. »Wenn du willst, darfst du mich jederzeit wieder küssen .«
»Danke, Marcus .« Ich lächelte gequält. »Ich werde es mir merken .«
Nachdem Adler verschwunden war,
starrte mich Casey fassungslos an. »Du hast den geküßt ?« fragte er ungläubig.
»Lediglich als hinhaltendes Rückzugsgefecht«,
erklärte ich. »Es war widerwärtig, kann ich dir versichern .«
»Mir ist vollkommen Wurscht,
wen du küßt «, fauchte er, »aber du müßtest Liane
heißen, wenn es dir mit diesem behaarten Affen Vergnügen bereitet haben sollte .«
»Du hast sicher recht, Casey«,
sagte ich entschuldigend, da es nicht der richtige Augenblick war, meinen
überragenden Intellekt unter Beweis zu stellen und ihn daran zu erinnern, daß
ich Mavis hieß.
»Was machen wir jetzt ?« erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln, und weil
ich es tatsächlich gern gewußt hätte.
»Da die Leiche jetzt
verschwunden ist, können wir heute nacht überhaupt
nichts mehr unternehmen«, entgegnete er mißmutig. »Du darfst nach Hause gehen,
Mavis .«
»Okay.« Ich nickte lächelnd,
obwohl ich etwas enttäuscht war. Eigentlich hatte ich gehofft, daß er mir
vorschlagen würde, noch einen Whisky in seiner Wohnung zu trinken oder mit ihm
in ein nettes, kleines Restaurant zu gehen. »Also bis morgen?«
»Natürlich.« Er nickte
abwesend. »Und noch mal besten Dank für deine Hilfe.«
»Es war mir ein Vergnügen«,
erwiderte ich aufrichtig. »Hast du jemals daran gedacht, dich als
Privatdetektiv zu betätigen Casey ?«
»Was?« Seine Augen weiteten
sich.
»Nun ja.« Ich blickte
bescheiden zu Boden. »Ich möchte ja nicht übertreiben, aber ich bin der
führende Kopf bei Rio Investigations , und mein
Partner ist offen gesagt nicht mehr tragbar .«
»Oh?«
»Dieser Johnny Rio ist ein
fauler, unbrauchbarer Kerl«, erläuterte ich. »Nicht daß ich etwa voreingenommen
wäre, aber ich leiste hier in diesem Fall alle Arbeit, während er in seiner
Wohnung schnarcht und dreckige Bemerkungen über den Geisteszustand seiner
Telefonpartner von sich gibt. Das ist einfach nicht anständig. Daher habe ich
mir überlegt, ob ich mich nicht besser nach einem anderen Partner umsehe, und
ich meinte, du könntest interessiert sein .«
Er bekam plötzlich einen
entsetzlichen Hustenanfall und konnte nicht gleich antworten. Aber schließlich
erholte er sich doch wieder. »Vielen Dank für das Angebot, Mavis.« Ich konnte
merken, wie bewegt er war, da es ihm kaum gelang, das Beben seiner Stimme zu
unterdrücken. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich es zu schätzen
weiß. Aber leider bin ich im Augenblick nicht verfügbar .«
»Hast du Bedenken wegen unserer
Nummer ?« erkundigte ich mich. »Dazu mußt
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