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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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merkte sich den Betrag für die Fehpelze der Brouwers für die nächste Kauffahrt nach Speyer vor. Dann berechnete sie die Haushaltsausgaben, die in den nächsten Monaten anstanden, was sie für die Bewirtschaftung des Weingartens benötigte und wie viel sie für den Kauf des neuen Weins aufwenden konnte. Alles in allem war die Lage recht gut. Sie hoffte nur, dass Arndt so lange wie möglich fortblieb und dass vor allem nicht wieder irgendwelche Händler oder Fuhrleute vorsprachen, die Schuldscheine oder Wechsel einlösen wollten.
    Nachdenklich rieb Alyss sich über die Nasenwurzel.
    Brautschatzfreiung. Das Wort klang ihr noch in den Ohren. Was mochte das bedeuten? Dass sie Arndts Schulden nicht von ihrer Mitgift bezahlen musste? Das wäre schon recht nützlich, wenngleich ihr Brautschatz merklich vermindert worden war, dadurch, dass er die Krone an sich genommen hatte.
    Wenn man ihm das nur beweisen könnte.

    Dammich!
    Gut, konnte man aber nicht. Also – vielleicht konnte Magister Jakob auch bewirken, dass die Gewinne aus ihrem Handel nicht zum Begleichen von Arndts Schulden verwendet werden durften. Das wäre wirklich eine zufriedenstellende Maßnahme.
    Alyss hatte, wie auch Marian, einige vorsichtige Erkundigungen über Magister Jakob eingezogen. Er galt als höchst ehrenhafter Mann, hatte eine offizielle Stellung in der Stadt als Urkundensiegler und Schreiber. Aber er war auch Jurist, hatte in Bologna studiert und war damit ein Fachmann in allen Rechtsfragen. Er lebte unverheiratet, jedoch zusammen mit einer rotbraunen Katze, in einem kleinen Häuschen hinter dem Alter Markt und wurde häufig von den Ratsherren um Hilfe bei rechtlichen Fragen konsultiert. Ein unauffälliger Mann, der eine heimliche Neigung zur Wohltätigkeit hatte, die man ihm aber nie so recht nachweisen konnte, was die Zwillinge leicht belustigte. Mehr aber hatten sie über ihn nicht herausfinden können – weder, aus welchen Familienverhältnissen er stammte, noch, welche Verbindungen er pflegte. Aber das war in ihrem Fall auch unerheblich. Er verstand sein Metier und würde für jeden Klienten die beste – juristische – Lösung erarbeiten.
    Alyss beschloss, in den nächsten Tagen ein längeres Gespräch mit ihm zu führen und die Angelegenheit mit der Brautschatzfreiung voranzutreiben. Sie hoffte, dass sie unter Dach und Fach sein würde, wenn Arndt zurückkam.
    Den Kämpfen und Streitereien, die dieser weitere Schritt zu ihrer Unabhängigkeit auslösen würde, sah sie zwar mit Grauen entgegen, aber lieber das, als ihr redlich verdientes Geld dem
Verschwender auszuhändigen. Es war schon Entgegenkommen genug, dass sie die gesamten Kosten des Haushalts alleine bestritt.
    Gegen Abend schlug sie die Bücher zu und machte noch eine Runde mit Benefiz und Jerkin durch den Weingarten. Erstmals war es wieder trocken, aber ein schneidender Ostwind versprach die erste frostige Nacht zu bringen.
    Beim Abendessen hatte sich diesmal nur eine kleine Runde versammelt. Tilo war mit John bei seinen Eltern zum gemeinsamen Mahl eingeladen, Magister Hermanus speiste mit dem Pfarrer von Lyskirchen und verschonte sie damit glücklicherweise mit seinen Sermonen, Hedwigis fehlte niemandem, aber auch Merten und Marian blieben fort.
    Alyss nähte nach dem Essen noch eine neue Borte an Lauryns Kleid, da das Mädchen zwar in allen Handwerken recht geschickt war, aber ihre feineren Näharbeiten immer aussahen, als hätte der schwarze Hahn mit seinem Schnabel dabei mitgewirkt.
    Sie ging früh zu Bett und fand Malefiz auf ihrem Kopfkissen zusammengerollt. Der störte sich weder daran, dass sie ihn sacht zur Seite schob, noch, dass Benefiz es sich trotz sanft mahnender Worte am Fußende gemütlich machte. Der Küchenkamin spendete wohltuende Wärme in der Kammer, die sie nicht entweichen lassen wollte, und da die Nacht eisig zu werden versprach, schloss Alyss Fenster und Läden, obwohl sie gewöhnlich das Mond- und Sternenlicht gerne auf ihr Bett fallen ließ. Das Lämpchen vor ihrem kleinen Altartischchen brannte ruhig und tauchte Maria und Joseph in sein goldenes Licht. Ein zweites Nachtlicht in dem von einem stilisierten Blumenmuster durchbrochenen tönernen Becher
flackerte leicht und erzeugte tanzende Blüten an den Wänden. Müde zog sich Alyss bis auf das leinene Hemd aus und schlüpfte unter das dicke Federbett, dem die neuen Gänsedaunen wärmende Fülle verliehen. Malefiz’ leises Schnurren an ihrem Ohr und Benefiz’ sanftes Schnarchen machten sie

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