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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verraten, das diese nicht auch selbst zugegeben hätte. Er entschloss sich zu einer zurückhaltenden Antwort: »Sie ärgert sich darüber, dass sie nachlässig mit ihren Schlüsseln war.«
    »Pfff!«
    »Mehr weiß ich nicht, Frau Mutter.«
    »Mehr sagst du nicht. Aber ich kenne deine Schwester, mein Sohn. Und wenn mich nicht alles täuscht, wird sie sich an der Vorstellung weiden, diesen elenden Mehlwurm zu Schrot zu verarbeiten und den Hühnern als Futter vorzuwerfen.«
    »Könnte sein, dass ihre Gedanken in ähnliche Richtung gehen, aber was hilft es?«
    »Nichts.«
    Frau Almut strich nachdenklich über das weiche Fell an ihren Ärmeln. Ihre grünen Augen, dieselben, die sie ihrem Sohn vermacht hatte, funkelten dabei, und Marian vermutete, dass sie bereits dabei war, der Jungfrau Maria den Sachverhalt darzustellen und um deren Rat zu bitten. Und wie alle in der Familie wussten, neigte ihr die Gottesmutter oft höchst freundlich ihr Ohr. Ihr Gatte tat das auch.
    Allerdings hatte Ivo vom Spiegel bisher noch immer eine gute Meinung von dem Weinhändler, der ihrer Familie in den schwierigen Tagen des Verbundbrief-Streites einige Hilfe geleistet hatte. Doch seit Roberts Tod und dem leisen Gemunkel über Schwarzgeschäfte, in die auch Familienangehörige verwickelt waren, mochte er zumindest hellhörig geworden sein. Außerdem war sein Weib ihrem Schwiegersohn nicht wohlgesinnt, was er auch nicht übersehen konnte.

    »Euer Vater …«, hub Frau Almut an.
    »Unser Vater würde sich sehr aufregen. Und außer, dass er aus dem Mehlwurm eine Schliere Hühnerkacke machen würde, auch nichts mehr erreichen als nur das. Wir haben keinen Beweis für seine Tat. Arndt kann alles abstreiten.«
    »Dein Vater hat Einfluss.«
    »So viel, dass er die Ehe annullieren lassen kann?«
    Seine Mutter zuckte zusammen.
    »Ist es das, was sie will?«
    »Ich glaube nicht, dass sie so weit gedacht hat. Aber ich tue es, Frau Mutter. Meine Schwester ist eine stolze Frau und darf von einem nichtswürdigen Lumpen wie Arndt nicht gedemütigt, geschlagen und in den Schmutz getreten werden.«
    Marian hatte sich in Wut geredet und alle Vorsicht fahren lassen. Doch bevor er diesen Vertrauensbruch bereuen konnte, war Almut aufgefahren.
    »Geschlagen?«
    »In Trunkenheit.«
    »Das ist keine Entschuldigung, das ist eine Verschärfung der Tat.«
    Maria würden noch heute die Ohren klingeln, befürchtete Marian. Und seinem Vater ebenfalls, wenn er vom Gut zurückkam.
    »Alyss tut, was sie kann, Frau Mutter. Und ich halte die Augen offen. Mehr aber, denke ich, wird John of Lynne für sie tun können. Er kennt sich aus im Kreise der Händler und ist durch eine harte Schule gegangen. Er kennt tatsächlich wenig Gnade.«
    »John of Lynne. Er reist ab.«
    »Und benutzt ähnliche Wege wie van Doorne. Vielleicht
kann er uns irgendwann Beweise bringen. Frau Mutter, die Kerker sind grauenvoll und die Arbeit des Henkers entsetzlich. Und dennoch würde es mir äußerste Genugtuung bereiten, Arndt van Doorne in seinen Händen zu wissen.«
    »Mir auch. Aber nun berichte mir, was dein nächstes Forschungsgebiet sein wird. Trine hat Andeutungen gemacht.«
    Lächelnd gestikulierte seine Mutter mit den Fingern, und Marian musste schmunzeln. Ja, so mochte Trine sich ausgedrückt haben. Die Wunder der Alchemia wollte er ergründen.
    »Ich werde bunte Knallkörper herzustellen lernen – ah, ich darf nicht vergessen, dann auch Frieder in diese Wissenschaft einzuweihen.«
    »Die Hühner werden farbenprächtige Eier legen, wenn er diesen Zauber in Alyss’ Hof praktiziert.«
    »Und Kirschen zu kandieren.«
    »Die schlechteste Kunst nicht.«
    »Und heilende Salben, berauschende Tränke, Pillen, die die Manneskraft stärken oder den Husten lindern. Oder beides.«
    »Es gibt auch dort Fallstricke, Marian. Nimm dich in Acht.«
    »Ich weiß, Frau Mutter, das Gift und das Heilmittel liegen eng beieinander.«
    Frau Almut stand auf und trat zu ihrem Sohn an den Tisch mit seinen Folianten, Knochen, Wachstäfelchen und Griffeln, um ihm über die glänzenden Locken zu streichen, auf die er heimlich stolz war. Dann aber griff sie zu dem neuen Buch in seinem mattgelben Ledereinband und schlug es auf.
    »›Mir haben meine Augen …‹«, las sie laut und sah ihn durchdringend an.
    Marian wand sich unter ihrem Blick.
    »Ein Geschenk.«

    »Sehr einfühlsam, mein Sohn. Ich hoffe, sie ist es wert.«
    »Sicher mehr als ein Buch und ein Gedicht.«
    »Und weniger als ein Name für mich?«
    »Noch

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