Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
aufknüpfte.
    »Ja, das ist das Fässchen aus der Küche.« Sie betrachtete auch das Fellfetzchen. »Ein Stückchen von Kilians Gugel. Die ist ziemlich aufwändig gearbeitet, aus feinem Hasenfell mit gefranstem Saum. Gute Arbeit, Bruderlieb.«
    »Bedank dich bei Fabio. Ich wollt’s nicht glauben.«
    »Es müssen ein paar Trottel sein, die ihn entführt haben, Mistress Alyss.«
    »Was nur bedeuten kann, dass sie es nicht selbst ausgeheckt haben.«
    »Sondern ein anderer dahintersteckt, der sie beauftragt hat.«
    »Wer kann ein Interesse an Yskalts Leben haben?«, knurrte Alyss.
    »Ihr glaubt, jemand will den Jungen gegen ihn tauschen?«
    »Oder Straffreiheit fordern.«
    »Mhm.«
    Alle drei sahen sich an.
    »Aber warum dann ausgerechnet Kilian? Ein Patrizierkind wäre dazu doch besser geeignet.«zu

    Marian fuhr sich mit der Hand durch die Locken und zupfte dann nachdenklich daran. »Ich will mich diesem Verdacht noch nicht ganz anschließen. An mir nagt noch etwas anderes, auf das ich nicht den Finger legen kann.«
    »Dann lass es ruhen, bis es sich von selbst meldet, und schau noch mal nach Lauryn. Möglicherweise bekommst du sie dazu, dass sie sich erinnert, was genau passiert ist.«
    »Ja, das tue ich. Ist sie oben?«zu
    »Im Saal. Dort ist es gemütlicher.«
    Marian ging nach oben und fand die Jungfer in Decken gewickelt vor dem Kamin auf zwei Sesseln liegend. Sie döste, doch als er eintrat, hob sie die Hand zum Gruß.
    »Wie geht es dir, Lauryn? Noch Kopfschmerzen?«
    »Nicht mehr so schlimm. Aber ich weiß noch immer nicht, was mir passiert ist, obgleich ich grübele und grübele.«
    »Das macht dir nur noch mehr Kopfschmerz.« Er betastete sanft die Beule und streichelte ihr dann über die Wange. »Zwei, drei Tage wird er noch brummen, dann ist es wieder gut.«
    »Ich schäme mich, dass ich so faul bin, Herr Marian.«
    »Das brauchst du nicht. Wir nehmen an, dass es mindestens zwei Burschen waren, die hier eingedrungen sind, und wir wissen, dass Kilian ihnen entkommen ist. Leider ist er nicht hierher zurückgekommen, sondern scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.«
    »Er könnte sich verlaufen haben. Oder er ist zu seinem Elternhaus gegangen. Hierher – Herr Marian, er hatte große Angst vor dem schwarzen Hahn. Vielleicht will er nicht hierher zurück.«
    »Kluges Kind!«

    »Ich dachte nur …«
    »Dein Kopf ist trotz der Beule in einer ausgezeichneten Verfassung. Ich werde bei Aldenhovens vorbeischauen.«zu
    Alyss schlug sich mit der Hand an die Stirn, als Marian ihr Lauryns Vermutung nannte, und John lachte.
    »Die Maid ist helle, Mistress Alyss. Der junge raggamoffyn 3 wird sich seinen Weg suchen. Es sollte uns ein Leichtes sein, ihn aufzustöbern.«
    »Und dann kriegen wir auch die Entführer an den Hammelbeinen!«, fügte Marian hinzu.
    Beide täuschten sich allerdings.

15. Kapitel
    A lyss wälzte sich ruhelos auf ihrem Lager. Sie machte sich immer neue Vorwürfe, dass der ihr anvertraute Junge entführt worden war, da nützten auch alle Versicherungen ihres Bruders, Johns, der Haushälterin und der Jungfern samt Tilo nichts. Sie gab sich selbst die Schuld. Sie hätte ihn auf den Markt mitnehmen müssen, ihn nicht alleine mit Lauryn lassen, ihn am Abend zuvor nicht so hart bestrafen dürfen …
    »Schluss jetzt!«, sagte sie sich energisch und schob die De-cken
zur Seite. Im Halbdunkel der Kammer warf sie sich ihren wollenen Kittel und den Umhang über, nahm die Pantinen und das Handlämpchen auf und schlich sich hinunter in den Hof.
    Die Nacht war mondlos und finster, doch hier und da zwinkerten zwischen den Wolken die Sterne. Der Wind hatte nachgelassen, der Boden war trocken, doch die Nachtluft klamm und kühl. Dennoch setzte sie sich auf eines der leeren Fässer und starrte in den Himmel, als ob ihr von dort eine Antwort kommen könnte.
    Kilian war nicht zu seinem Elternhaus gelaufen.
    Wo trieb sich der Junge herum? Hatte er die Orientierung verloren? Er war schließlich erst sieben Jahre alt, und die Stadt war ein verwinkelter Irrgarten von Gassen und Gässchen, Höfen und Gärten. Andererseits – es gab genug Menschen auf den Straßen, und dumm war Kilian nicht. Er wusste seinen Namen und wahrscheinlich auch den der Gasse, in der seine Eltern wohnten. Er würde fragen. Allerdings wusste er auch, dass sein Vater und seine Mutter nicht zu Hause waren.
    Was ging im Kopf dieses kleinen Schelms vor?
    Er könnte sich Gleichaltrigen angeschlossen haben. Viele Familien waren kinderreich, ein Esser

Weitere Kostenlose Bücher