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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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eilte sie, gefolgt von John, in ihre Kammer, um dort ihre Münzvorräte zu prüfen. Sie waren unversehrt. Doch als sie die Schatulle mit ihrem Schmuck öffnete, stockte ihr der Atem.
    »Die Brautkrone!«, keuchte sie.
    »Eure Brautkrone? Wertvoll?«
    »Aus schwerem Gold, mit Perlen und Juwelen. O nein.«
    Zitternd sank sie vor der Truhe in die Knie.
    Johns Hand lag warm auf ihrer Schulter, während sie versuchte, ihr Schluchzen zu bezähmen. Die Brautkrone machte den zweiten Teil ihrer Mitgift aus, doch ihr Verlust überstieg bei Weitem ihren materiellen Wert.
    »Wer wusste davon?«
    Die Frage drang durch ihr unsägliches Leid.
    »Alle hier im Haus.«
    »Auch das Gesinde?«
    »Vermutlich. Es war kein Geheimnis. Alle, die mich bei der Hochzeit gesehen haben, wissen, dass meine Eltern sie mir geschenkt haben.«zu
    »Die Krone und das Kind – kann es einen Zusammenhang geben?«

    Alyss stöhnte auf.
    »Keiner, der mir einfallen will.« Und dann sah sie entsetzt zu ihm hoch. »Yskalt? Yskalt ist doch entkommen!«
    »Ja, doch auf den Tod krank und nicht sehr helle. Aber er mag Spießgesellen haben. Wir werden dem nachgehen.«zu
    Unten bellte Benefiz wieder, und Alyss erhob sich.
    »Jemand ist gekommen.«zu
    »Dann werden wir nun Marian rufen lassen, und wir beide werden den Wachen melden, was hier geschah.« zu

14. Kapitel
    M arian kam reichlich ergrimmt vom Turm zurück. Tags zuvor hatte seine Schwester die Entführung des Jungen und den Raub ihrer Brautkrone gemeldet, aber die Wachtröpfe hatten kaum mehr getan, als ziellos um das Haus zu streifen und zwei Bettler aufzustören. Es war besser, man kümmerte sich selbst um die Aufklärung dieses Verbrechens. John hatte schon geholfen, und er würde es weiterhin tun.
    Während Marian die Hohe Straße entlangging, den Handwerkern keine Aufmerksamkeit schenkte, überlegte er, wie man am sinnvollsten vorgehen sollte. Die Brautkrone war ein böser Verlust, ohne Zweifel, aber das Leben eines Kindes wog schwerer. Und wahrscheinlich würde man die Krone auch finden, wurde man erst Kilians habhaft. Damit war zunächst geklärt, was Vorrang hatte. Und Kilian war ein äußerst lebendiger
Knabe. Vermutlich hatte man ihn nicht getötet, denn wer eine Entführung vornahm, wollte für die Freilassung des Opfers Lösegeld haben. Zumindest hoffte Marian das. Er schob die Zweifel beiseite. Man musste eine These aufstellen und sie zielstrebig verfolgen. Sonst verzettelte man sich.
    Die Einbrecher hatten Kilian mitgenommen. Zweifellos hatten sie ihn ebenfalls niedergeschlagen, denn der Bengel hätte sich ansonsten doch wohl gewehrt. Es sei denn, er kannte die Entführer und war freiwillig mitgegangen.
    Eine Verzweigung der Argumentation, der er im Augenblick nicht folgen wollte. Kilian war wider Willen entführt worden. Er musste gewaltsam irgendwohingebracht worden sein, wo man ihn einsperren und bewachen konnte, denn der kleine Bursche war gewitzt und mutig, sodass er sicher die Flucht versuchen würde.
    Ja, daran konnte man Hoffnung knüpfen.
    Wo brachte man einen renitenten Bengel unter? Weit konnten die Entführer nicht gekommen sein, denn wenn es um Erpressung ging, würden sie irgendwann ihre Forderung zustellen müssen. Wem auch immer. Unter Umständen hielten sie sich sogar noch innerhalb der Stadtmauern auf.
    Es gab eine ganze Menge abgelegener Flecken, Kohlfelder, Weingärten, Weideflächen entlang der Innenseite der Stadtmauer. Scheunen, Ställe, Kelterhäuser – Letztere derzeit noch immer belebt, also wohl zweite Wahl. Und es gab natürlich auch die alten Aduchten, die uralten Kanäle unter der Stadt, in denen das lichtscheue Gesindel lebte. Und die zu den alten Katakomben führten, aus denen Fabio unter anderem seine heiligen Gebeine holte.
    »Fabio!«, sagte Marian laut zu sich und bog stracks in die
Gasse an der alten Stadtmauer ab, die einst das frühe Köln umgeben hatte. Der Reliquienhändler hatte ein Häuschen am Alten Graben, da, wo er an den Entenpfuhl grenzte. Das war nicht die beste Gegend Kölns; das Gebiet davor war sumpfig, die Wiesen sauer.
    Aber für Fabio war es von Vorteil, denn auch das große Gräberfeld, auf dem man die Gebeine der elftausend Jungfrauen der heiligen Ursula gefunden hatte – oder anderer ehrenwerter Herrschaften vergangener Zeiten -, grenzte an sein Heim.
    Marian klopfte an Fabios Tür, und ihm wurde sogleich geöffnet.
    »Das trifft sich, ich wollte eben meinen Vorrat ergänzen. Ich habe zwei Anfragen nach vollständigen Gebeinen der

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