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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ebenso klug im Umgang mit diesem John. Er ist ein Weiberheld.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Gut so.«zu
    Mechtild brachte sie plaudernd zur Tür, und hier fand sich gleich darauf auch John ein.
    Sie machten sich auf den Weg, und während sie die noch immer feuchten Straßen entlanggingen, merkte Alyss, wie erstmals seit seinem Eintreffen die Spannung von ihr wich. Es überraschte sie selbst, wie leicht und selbstverständlich sie ihm ihre Probleme mit Kilian, dem Hauswesen und Magister Hermanus anvertraute, denn er stellte die richtigen Fragen, lachte oder gab ihr Rat wie ein guter Freund. In dieser freundlichen Stimmung traten sie in die Hofeinfahrt. Das jämmerliche Jaulen des Hundes und das lautstarke Krakeelen des schwarzen Hahns machten Alyss als Erstes stutzig.
    Dann sah sie das Gemetzel. Jerkin hackte auf eine Junghenne ein, Federn und Blut bedeckten den Boden, das Hühnervolk stob gackernd umher.
    Der Verschlag des Falken war offen.
    »Euer Falke!«, knurrte Alyss John an.
    »Ein Raubvogel. Doch sonst gut verwahrt. Ich ahne, wer ihn freiließ.«
    »Ich auch!« Und wütend rief sie: »Lauryn? Kilian?«

    Doch sie bekam keine Antwort.
    »Was hat der kleine ne’er-do-well sonst noch ausgefressen?«, fragte auch John und sah sich wachsam um. Alyss lief zur Küchentür und riss sie auf. Benefiz sprang sie an und kläffte aufgeregt, doch als sie ihm begütigend über den Kopf strich, hatte sie Blut an den Fingern. Sie sah genauer hin. Der Spitz hatte eine Wunde zwischen den Ohren und winselte, als sie ihn berührte.
    »Wo hat sich der Tunichtgut versteckt? Was hat er mit dir angestellt?«, murmelte sie, als sie Johns schwere Schritte hörte. Sie drehte sich um und sah den Tuchhändler mit der besinnungslosen Lauryn auf den Armen auf sie zukommen. Kalte Angst packte sie.
    »Sie lag neben dem Hühnerstall, Mistress Alyss. Niedergeschlagen, doch sie atmet noch!«
    Das Wichtigste zuerst. Dankbar nickte sie.
    »Bringt sie nach oben, ich kümmere mich um sie. Sucht dann Kilian. Euer Schwert liegt im Kontor.«
    Sie wies John den Weg, und er bettete das Mädchen auf ihr Lager. Dann eilte er die Stiege hinunter.
    Alyss setzte sich auf die Bettkante und untersuchte Lauryns Kopf. Unter den Flechten hatte sich eine Beule gebildet, ein Streifen Blut war von der Schläfe zu ihren Kittel gesickert. Vorsichtig wischte sie es mit einem feuchten Tuch fort und wollte eben prüfen, ob noch weitere Verletzungen vorlagen, als Lauryn die Lider hob. Verstört blickte sie um sich.
    »Wir haben dich ins Bett gebracht, Liebelein. Was ist passiert?«
    »Ich … ich weiß nicht. War im Garten. Mit Kilian. Benefiz
hat angeschlagen. Und dann … ich weiß nicht mehr …« Sie schluchzte leise auf.
    »Schon gut, Lauryn, schon gut. Es fällt dir wieder ein. Was tut dir weh?«
    »Kopf. Ganz grässlich.«
    »Man hat dir einen Schlag verpasst. Kannst du dich bewegen?«zu
    Es schien nichts gebrochen zu sein, und darum legte Alyss die Decke über sie.
    »Ich muss mich um Kilian kümmern, Lauryn. Bleib ganz ruhig liegen, ich lasse gleich meinen Bruder rufen.«
    »Ja, Frau Alyss. Es tut mir so leid …«
    »Mach dir keine Vorwürfe.«
    Alyss lief die Stiege nach unten und prallte fast auf John, der gerade noch rechtzeitig das Schwert zur Seite nahm.
    »Keine Spur von dem Jungen. Aber das hier.«
    Er wies einen grauen Stofffetzen vor, der offensichtlich von Hundezähnen aus einem Beinling gerissen worden war.
    »Guter Wachhund, aber sie haben ihn ebenso geschlagen wie Lauryn.«
    »Und eingesperrt. Ich fürchte, Mistress Alyss, man hat den Jungen entführt.«
    »Heilige Mutter Gottes! – Aber warum, John? Warum? Er ist doch nur ein Kind!«
    »Ein kostbares Kind?«
    »Eines ehrbaren Buntwörters, keines reichen Patriziers oder Handelsherrn.«
    »Fehlt sonst noch etwas im Haus?«
    »Ich weiß es nicht, ich werde es prüfen. Könnt Ihr Marian holen? Er sollte sich um Lauryn kümmern.«zu

    »Das muss warten. Ihr bleibt jetzt nicht alleine, Alyss.«
    Grimmig sah er aus, das Schwert noch immer in der Hand, und sie nickte. Dann suchte sie das Kontor auf. Der kleine Geldvorrat, den sie in der Truhe aufbewahrte, war noch vorhanden. Ein Blick in die Küche zeigte ihr, dass noch alle Kupferwaren an ihren Haken hingen, allerdings fehlte das Weinfässchen aus der Speisekammer. Auch im Saal, dem großen Raum, in dem in den kunstreich geschnitzten Schränken das Silber und die Glaswaren aufbewahrt wurden, herrschte weder Unordnung noch schien etwas zu fehlen. Als Nächstes

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