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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihnen hatte auch nur ein Zipfelchen von dem Knaben gesehen. Er war wie vom Erdboden verschwunden. Dafür aber wurden während des Essens wilde Vermutungen angestellt, wer ihn wohl entführt haben konnte und warum und ob die Entführer ihn wohl ebenso verzweifelt suchten wie sie selbst. Marian beteiligte sich nicht an den Spekulationen, er aß schweigend und zeichnete mit dem Finger Kreise auf den Tisch.
    »Bruderlieb, welche dunklen Pfade beschreiten deine Gedanken?«, fragte Alyss schließlich.
    »Ich sehe ein Lichtlein am Ende des Weges, aber ich weiß nicht, wie ich dort hinkommen soll.«zu
    »Du sagtest gestern schon Ähnliches. Lass uns von anderem sprechen, damit das Lichtlein Zeit hat, heller zu werden. Widmen wir uns zum Beispiel Gislindis.«
    Marians Kopf ruckte hoch.
    »Was soll ich von ihr sagen, was ich dir nicht schon erzählte?«

    »Wo ich sie finde, wenn sie nicht auf den Märkten ist.«
    War da ein Anflug von Rot in Marians Wangen zu sehen? Alyss blinzelte.
    »Wohl in Mats’ Heim, denke ich«, antwortete er aber mit fester Stimme.
    »Welches du kennst, lieb Brüderlein? Das ist fein, denn dann bitte ich dich, auch sie aufzusuchen und sie zu fragen, ob sie etwas von Kilian gehört hat. Sie war es nämlich, die ihn unlängst als Kleinod bezeichnete.«
    »Warum das?«
    »Weil sie gehört haben wollte, dass der Aldenhoven für ein hohes Amt vorgesehen ist. Und bei ihm ist bereits eingebrochen worden, erinnerst du dich?«
    Marian machte den Mund auf, dann wieder zu. Dann sagte er: »Oh!«zu
    »Du hast eine Erleuchtung, Marian?«
    »Ja, John. Soeben ist das Licht zu einem Leuchtfeuer geworden. Bei Aldenhoven ist eingebrochen worden und bei einem Buntwörter am Perlengraben ebenfalls. Das ist zumindest im Turm gemeldet worden, hat Meister Hans erzählt, als ich ihn dorthin begleitete, um dem Weib des Kürschners die Schienen vom Bein zu entfernen.«
    »Stimmt, ich hörte von Gislindis von diesem Einbruch. Sie machte eine sehr dunkle Andeutung dazu. Aber wenn ich es recht bedenke …« Alyss krauste die Stirn. »Wenn das Weib des Buntwörters Marte heißt, dann ist sie eine Freundin der Greta Aldenhoven. Die hat nämlich der Franziska erzählt, jene Marte hätte wohl den Jungen aufgenommen, wenn sie sich nicht das Bein gebrochen hätte.«
    »Womit, Mistress Alyss, Ihr wohl Eure Angst besänftigen
könnt, dass hinter diesem Streich der Mörder Yskalt steckt. Es geht um Aldenhoven, muss man annehmen.«
    »Hattet Ihr diesen Strolch im Verdacht, Jung Kilian entführt zu haben?«, fragte auch Merten verblüfft nach.
    »Nicht mehr. Aber das ist eine andere Geschichte, Merten«, schob Marian diesen Einwand beiseite, und Alyss hatte den Eindruck, dass John gerade einen heftigen Tritt ans Schienbein erhalten hatte. Hier ging noch mehr vor sich, von dem sie nichts wusste, aber das konnte sie jetzt nicht weiterverfolgen. Die neue Spur war zu heiß, um sie nicht sofort aufzunehmen.
    »Dann muss jemand zunächst den Jungen gesucht haben, so will es scheinen – in seinem Elternhaus, dann bei der Freundin -, und dann erfuhren sie, dass er sich hier aufhielt. Durch wen?«
    »Eure Schwester meinte, es wüssten zahllose Leute davon. Es war kein Geheimnis.«zu
    »Es wird nützlicher sein, sich den Master Aldenhoven genauer anzusehen, Mistress Alyss. Denn er ist das Opfer, das gemolken werden soll.«zu
    »Dann sollten wir ihn auftreiben. Er wollte über Land ziehen, um seine Ware zu verkaufen.«
    »Ich werde in der Gaffel nachfragen, wo er gewöhnlich seine Geschäfte macht, und ihn suchen!«, bot sich Merten an.
    »Er und sein Weib werden entsetzt sein …«, flüsterte Alyss.
    »Werden sie. Aber besser, sie wissen es. Nur sie können uns helfen herauszufinden, wer ihr Feind ist, Mistress Alyss.«
    »Dem Entsetzen stellen wir uns, wenn es über uns hereinbricht. Doch nun, Alyss, lass mich von freudigeren Ereignissen künden.«zu

    »Gibt es die auch noch?«
    »O ja. Unsere Eltern kehrten heute heim.«
    »Wohlbehalten?«
    »Und voller Tatkraft. Sie wünschen die Familie am Sonntag nach der Messe zu einem gemeinsamen Mahl um sich zu versammeln.«
    »Ein besonderer Anlass?«
    »Wie man es nimmt.« Marian stand auf und legte Leocadie beide Hände auf die Schultern. »Besuch hat sich angekündigt. Bleib sitzen, Leocadie, und brich bitte nicht in Tränenfluten aus. Ritter Arbo von Bachem wird erwartet.«zu
    Die Ohs und Ahs des Hauswesens füllten die Küche, und Leocadie hielt sich tapfer, zitterte aber leicht unter Marians stetem

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