Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Diebe, nicht wahr?«
Marian wischte sich nachdenklich ein paar Krümel von den Lippen.
»Ich dachte immer an ihren Wert. Aber ja, man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass es Menschen gibt, die um der Schönheit einer Sache willen zu Dieben werden.«
»Sie hat sie den Jungfern gezeigt.«
»Ja, daran hatten wir schon gedacht. Aber diesen Gedankengang verworfen.«
»Nehmt ihn noch mal auf. Marian, an diesem Familienfest, an dem der Ritter Arbo seine Werbung vorbringen wollte, da hat sich Hedwigis sehr schlecht benommen. Ich habe noch tagelang darüber nachgedacht, was für einen großen Schaden sie angerichtet hat.«
»Nun, zumindest ist uns daraus die Erkenntnis gewachsen, dass Roberts Mörder nun wirklich tot ist.«
»Das ja. Aber sie hat Leocadie damit großes Herzeleid verursacht und Ritter Arbo ganz gewiss auch. Ich habe mich gefragt, woher sie diese Nachricht hatte. Sie ist meines Wissens mit keinem derer vamme Thurme verwandt. Auch über ihre stolze Mutter nicht.«
»Du hast recht, Catrin. Ich hatte mir damals vorgenommen, sie zu fragen, aber das ist irgendwie in Vergessenheit geraten.
Ich wüsste auch nicht, dass Alyss sie dazu ins Gebet genommen hätte. In dem Wirbel, den die ganze Sache ausgelöst hat, ist das untergegangen. Aber ist das wichtig in Bezug auf die Brautkrone?«
»Nicht direkt, Marian. Ich bin nur ein Weib und denke nicht immer so schön gradlinig wie du. Meine Gedanken machen manchmal wunderliche Umwege. Ich meinte damit nur, dass Hedwigis kein sehr aufrichtiges Mädchen ist. Und vielleicht doch etwas mit der Krone zu tun hat. Sie ist eitel, nicht wahr?«
»Ja, sie ist eitel und manchmal auch recht gehässig. Du meinst, sie hat die Krone für sich genommen?«
»Denkbar. Oder sie gönnt sie den anderen nicht und hat sie versteckt.«
Aber Marian kam ein weit scheußlicherer Gedanke in den Sinn.
»Oder sie hat sie jemandem gegeben, der sie darum gebeten hat.«
»Oh! Wie meinst du das?«
»Du hast mich auf den Zusammenhang gebracht, Catrin. Diese Angelegenheit mit dem Ritter, die konnte sie eigentlich nur von einem Mann gehört haben, der oft mit den jungen Adligen und Patriziersöhnen unterwegs ist. Merten geht gerne auf die Jagd, und dabei mag er von dem Mann im Burggraben gehört haben. Er wusste von Yskalt und seinem Verschwinden und hat sich die Sache zusammengereimt. Aber statt sie uns zu vermelden, hat er sie Hedwigis ins Ohr geflüstert. Er ist nicht so freundlich, wie er immer tut, der gute Merten. Er turtelt seit einiger Zeit ein wenig mit Hedwigis, und sie nimmt es für bare Münze. Alyss gefällt das überhaupt nicht.
Ich glaube, Merten hat seine Freude an bösem Schabernack und dachte, wenn er Hedwigis diese Geschichte anvertraut, würde sie sie in ihrer gehässigen Art schon richtig verwenden. Dass es aber einen solchen Aufruhr geben würde, hat er sicher auch nicht erwartet. Mit Arbos verbittertem Stolz konnte wohl keiner rechnen.«
Zufrieden mit seiner deductio nahm Marian einen großen Schluck Wein.
»Ja, aber … was hat denn nun Merten mit der Brautkrone zu tun?«
»Hedwigis ist der Schlüssel dazu. Seit Merten angefangen hat, ihr freundlich zu tun, hat sie sich in ihn verguckt. Er hingegen ist ständig in Geldnöten. Was liegt näher, als Hedwigis, die ihm zugeneigt ist, um die Krone zu bitten, die sie anderen nicht gönnen will?«
Catrin lachte leise.
»Manchmal denkst du genauso kreuz und quer wie ich. Aber ja, das wäre wohl möglich. Ach, arme Alyss!«
»Wenn ich wieder strampeln kann, werden wir das Pärchen mal in die Zange nehmen. Aber jetzt, Catrin, fallen mir gleich die Augen zu. Was hast du in den Wein getan?«
»Das könntest du dir als Nächstes vornehmen zu lernen, mein Lieber.«
»Giftmischerei. Ja, das gefällt mir«, murmelte er und schlief ein.
32. Kapitel
I n der Küche wurde gerupft, dass die Federn flogen. Fünf fette Gänse mussten ihres Federkleids beraubt werden, und mit kräftigen Händen leisteten Frieder und Tilo ihnen dabei die Zofendienste. Hedwigis und Lauryn sortierten Federn und Daunen in zwei Körbe, Hilda nahm die nackten Vögel mit geübten Griffen aus, und draußen im Backes verloren bereits zwei weitere Schnattertiere ihr Fett im Fegefeuer. Das Fleisch der Gänse, eingelegt in ihr eigenes gesalzenes Schmalz, würde den Winter über die Eintöpfe nahrhaft und würzig machen, Leber, Herzen und Mägen in den nächsten Tagen die Pasteten füllen, die Federn Kissen und Polster stopfen, und natürlich würde es am
Weitere Kostenlose Bücher