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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schickte die Mädchen hinaus und gab Leocadie den Auftrag, warmen Wein und Gebäck zu bringen. Sehr rasch und energisch schob sie das heraufdämmernde Bild eines wollhaarigen Affen von sich und grüßte den Notarius herzlich.
    »Magister Jakob, was führt Euch zu mir? Wollt Ihr den neuen Wein verkosten? Die Gärung ist abgeschlossen, und wir haben vier Fässchen angenehm süßen Weißen abfüllen können.«
    »Beizeiten, beizeiten. Nicht der Trunk treibt mich zu Euch, sondern die Hoffnung, Euren Herrn Bruder hier anzutreffen.«
    »Marian?«
    »Der Herr Marian vom Spiegel hat mich beauftragt, in einer Rechtsangelegenheit für ihn tätig zu werden. Ich habe die entsprechenden Erkundigungen eingezogen und wollte ihn über die Lage in Kenntnis setzen. Er nannte mir Eure Adresse, wohledle Frau Alyss, und dass ich ihn hier anzutreffen in der Lage wäre.«
    »Mein Bruder ist heute Morgen zu seinen Eltern zurückgekehrt, und da er sich hier noch nicht eingefunden hat, mag er sich noch immer ein wenig schwach fühlen. Ich hörte jedoch von Frau Catrin, dass Ihr ihn gestern aufgesucht habt. Seid Ihr befugt, auch mich über Eure Erkenntnisse ins Bild zu setzen?«
    Magister Jakob nahm in dem angebotenen Sessel am Kamin Platz, wobei er recht sorgsam Malefiz vom Polster hob und ihn zu seinen Füßen absetzte. Der Kater schien ihm diese
Geste nicht übel zu nehmen, sondern rieb seinen Kopf grüßend an seinem Knie.
    »Ich habe eine Kätzin, braun und rot. Er wird sie wittern«, erklärte der Notarius tonlos.
    »Er ist ein Schlingel, gebt acht. Und schnell mit der Tatze. Aber nicht bösartig.«
    »Das sind sie nie. Man muss sie nur verstehen. Aber kommen wir zu der rechtlichen Angelegenheit zurück. Hat Euch Euer Bruder über seinen Auftrag an mich in Kenntnis gesetzt?«
    »Ich hörte nur ganz knapp von Frau Catrin, dass Ihr einen Angeklagten unterstützen sollt. Wenn Ihr es mit Euren Grundsätzen vereinbaren könnt, berichtet mir, ich will es Marian getreulich weitergeben. Seid versichert, dass zwischen mir und meinem Bruder keinerlei Geheimnisse bestehen.«
    Leocadie stellte Weinkrug, Pokale und ein Körbchen Gebäck auf den Tisch und verschwand lautlos und ohne ein Anzeichen von Neugier.
    »Das will ich wohl glauben, Frau Alyss. Nun, so hört denn, was ich erfuhr.«
    Janis Fuhrer war in der Tat ein unbescholtener Frachtführer, der seit Jahren die Strecke Lübeck-Köln befuhr. Er hatte den Ruf, zuverlässig zu sein und sorgsam mit der ihm anvertrauten Ware umzugehen. Er hielt seine Zugpferde in gutem Zustand, und auch seine Karren brachen selten zusammen. Soweit Magister Jakobs Erkundigungen zum Ruf des Mannes. Es war dem Notarius auch ohne Schwierigkeiten gelungen, Zutritt zu dem Gefangenen zu erhalten, um sich mit ihm zu beraten. Zunächst verhielt sich der Mann verstockt und wollte sich nicht helfen lassen, aber wie der Magister sagte,
habe er durch beständiges gutes Zureden dann doch Vertrauen gefasst und ihm seine unselige Lage geschildert. Und die stellte sich wie folgt dar: Houwschild hatte in den vergangenen zwei Jahren vier Transporte von Riga beauftragt. Fuhrer hatte, wie fast alle Osthandelsfuhrleute, Weinfässer für den Hinweg geladen, auf dem Rückweg übernahm er gewöhnlich Fässer mit Pelzen von den Koggen aus Riga oder Reval. Houwschild war mit den Schiffen gekommen, hatte mit ihm die Frachtgebühr ausgehandelt, die Verladung überwacht und akribisch alles aufgeschrieben und gegengezeichnet. Dann aber war er vorausgeritten. Verständlich, denn der Transport mit den schwerbeladenen Karren war langsam und umständlich. Allerdings hatte Houwschild seine eigene Reisegeschwindigkeit zugrunde gelegt, und schon bei dem ersten Transport hatte es eine heftige Auseinandersetzung mit dem Frachtführer gegeben, weil Houwschild ihn beschuldigt hatte, Umwege gefahren zu sein. Da während dieser ersten Fuhre wirklich die Achse eines Wagens gebrochen war und dadurch zwei Tage Verzögerung entstanden waren, hatte Fuhrer einer Minderung des Transportgeldes zugestimmt. Bei der zweiten Reise kam es wieder zu Unstimmigkeiten über die Dauer, und die Kürzung des vereinbarten Lohnes wollte Fuhrer nicht hinnehmen, konnte aber das Geld bei Houwschild nicht eintreiben. Ein drittes Mal hatte er die Übernahme der Ladung in Lübeck verweigern wollen, aber da er zur Geburt seines ersten Kindes zu Hause sein wollte und keine andere Ladung anstand, hatte er doch wieder Houwschilds Pelze übernommen. Wieder gab es Probleme, und daher hatte

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