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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sogar der Kindesentführung schuldig gemacht hat.«
    »Ihr stellt Anklagen auf. Könnt Ihr sie beweisen?«
    »Einige schon, andere nicht. Das soll aber auch nicht Gegenstand Eurer Aufgabe sein. Ich möchte Euch nur bitten, mit Janis Fuhrer zu sprechen und zu prüfen, wie man sein Los erleichtern kann.«
    »Was treibt Euch, für einen Dieb zu sprechen? Euer Mitleid mit einem Opfer der peinlichen Befragung?«
    Catrin, die bislang schweigend zugehört hatte, warf mit ihrer sanften Stimme ein: »Die Nächstenliebe, Magister Jakob, macht auch vor denen nicht Halt, die Schuld auf sich geladen haben.«
    »Ich bin nicht befugt, aus Nächstenliebe zu handeln. Ich bin das Gesetz.«
    »Und das steht nicht immer auf der Seite des Rechts. Ja, Magister Jakob, ich habe Mitleid mit dem Gefolterten. Ihr könnt mich gerne einen Weichling schimpfen, aber ich habe seine Wunden behandelt. Ich weiß, welche Torturen er durchgestanden hat.«
    »Reg dich nicht auf, Marian. Du bist kein Weichling. Du
bist der tapferste Mann, den ich kenne. Und Ihr, Magister Jakob, solltet nun recht bald entscheiden, ob Ihr Herrn Marians Auftrag annehmen wollt. Er ist krank und sollte besser ruhen, als sich mit Euch zu zanken.«
    Magister Jakob zog sein Augenglas aus der Tasche, betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen, und seine Lippen formten ein unhörbares: »Dammich.«
    »Catrin, putz ihm die Gläser. Meine Schwester pflegt das auch zu tun, denn sein Blick wird dadurch vermutlich klarer werden.«
    Ruckartig richtete Magister Jakob sich auf und starrte Marian an. Catrin nahm ihm die Brille aus den Fingern, polierte sie an ihrer Schürze und gab sie ihm zurück. Magister Jakob setzte sie auf die Nase und musterte Marian erneut.
    »Dammich!«, sagte er dann laut.
    »Zwillinge!«, erklärte Marian.
    »Weiß die wohledle Frau Alyss, dass Ihr hier seid?«
    »Natürlich. Frau Catrin ist unsere Ziehschwester.«
    »Würde sie billigen, was Ihr von mir verlangt?«
    »Auf jeden Fall, Magister Jakob.«
    »Dann fühle ich mich befugt, in Eurem Sinne zu handeln.«
    »Schickt die Rechnung an mich, Magister Jakob, und haltet mich bitte auf dem Laufenden.«
    »Wo finde ich Euch? Ich nehme an, der Beginenkonvent ist nicht Euer ständiger Aufenthaltsort.«
    »Nein, nur wenn ich vor der Pforte zusammenbreche. Ihr könnt Nachricht bei meiner Schwester hinterlassen oder in meinem Elternhaus am Alter Markt. Das Haus vom Spiegel.«
    »Ähm.«
    Der Notarius steckte seine Brille wieder in die Tasche.

    »Ähm – Euer Vater ist der Herr Ivo vom Spiegel?«
    »Er hat es nie geleugnet. Ihr kennt ihn?«
    »Nicht persönlich. Doch seinen Ruf durchaus.«
    »Ja, es geht ihm einer wie Donnerhall voraus.«
    Diese Bemerkung erzeugte ein pergamentdünnes Lächeln auf Magister Jakobs blassen Lippen.
    »Wohl wahr. Und nun haltet mich nicht länger auf, Herr Marian vom Spiegel. Ich habe wichtige Angelegenheiten zu regeln. Im Frankenturm. Gehabt Euch wohl.«
    Höchst energischen Schrittes verließ der Notar den Raum, und Catrin brach in ein leises Kichern aus.
    »Alyss hat wieder ein Herz erobert, was?«
    »Ein hartes, verknöchertes, gesetzestreues Herz.«
    »Sie hat sich sehr um dich gesorgt, Marian.«
    »Ja, ich weiß.«
    Er schloss die Augen und sank tiefer in die Kissen.
    »Sie hat deinen Eltern ausrichten lassen, du würdest bei Freunden übernachten. Keine echte Lüge, Marian, aber eine Aussage, die der Richtigstellung bedarf.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Dein – ähm – Schwächeanfall könnte deine Mutter in Besorgnis versetzen. Glaubst du wirklich, dass dein jetziger Lehrherr der richtige für dich ist?«
    »Er versteht viel von den Knochen und Gelenken.«
    »Natürlich, aber er wird dich immer wieder zu seinen … mhm … eigenen Opfern bitten. Sie sind gefälliges Lehrmaterial für ihn, meinst du nicht auch?«
    Marian stöhnte leise. An dem, was Catrin sagte, war viel Wahres. Meister Hans wurde zwar oft zu Unfällen gerufen, aber hauptsächlich übte er seine Kunst, die eine wie die andere,
an den Angeklagten aus. Es stand zu vermuten, dass er sich dabei gerne seines Gehilfen bedienen würde, jetzt, da er die Grundkenntnisse des Knocheneinrenkens beherrschte. Die Gefolterten mussten immer wieder zusammengeflickt werden, um neue Torturen zu ertragen. Oder um freigesprochen zu werden, und dann sollten sie unter den Folgen der Folter nicht zu leiden haben.
    »Du hast es deinem Vater nicht gesagt, nicht wahr?«
    »Ich kam noch nicht dazu.«
    »Marian, hör mir zu!« Die sanfte Catrin

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