Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
niemanden mehr abzuschütteln«, erklärte Balodis und warf sich auf den Beifahrersitz.
»Wir fahren nach Südwesten«, sagte Hjelm. »Was befindet sich da?«
»Die Universität, der Vondelpark, das Olympiastadion, das Nieuwe Meer, Büros, Gewerbegebiete«, zählte Jutta Beyer auf.
Der tiefschwarze Lexus fuhr die Durchfahrtsstraße Hobbemakade hinunter, bog nach Osten ab und kurz darauf wieder nach Süden.
Da meldete sich Miriam Hershey: »Wir verlassen auch die Innenstadt. Mein Pontiac fährt in etwa in dieselbe Richtung. Südsüdwest, eher nach Westen. Westsüdwest, vielleicht.«
»Ihr seid nicht weit voneinander entfernt«, sagte Navarro mit einem Blick auf die Karte. »Unter Umständen gehören die beiden zusammen, der Italiener und der Mann aus dem Bordell.«
Er warf Marinescu einen Blick zu, der eine Grimasse schnitt. Plötzlich war die Wohnung voller Leute. Kowalewski kam gerade zur Tür herein, Bouhaddi und Bruno waren bereits eingetroffen, so auch Beyer, die Sifakis einen USB-Stick reichte.
»Darauf sind alle Daten von den Magnetstreifen«, sagte sie. »Und die abfotografierten Briefe.«
»Hast du sie dir angesehen?«, fragte er.
»Auf den Magnetstreifen befindet sich eine Art Buchhaltung«, erklärte Beyer. »Aber es ist sehr wenig explizit.«
»Perfekt«, sagte Sifakis. »Lass mich das einmal ansehen.«
Das Wohnzimmer war erfüllt von Stimmengewirr.
Felipe Navarro biss sich auf die Zunge und versuchte sich zu konzentrieren. Hersheys rotes Signal und Balodis’ grünes bewegten sich tatsächlich in etwa in dieselbe Himmelsrichtung. Sie waren nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Balodis und Hjelm fuhren in Navarros Seat voraus, Hershey in Hjelms Toyota hinterher.
Aber dann passierte etwas. Hershey bog ab und fuhr Richtung Westen in das Stadtviertel Oud-Zuid, das in einem relativ jungen Stadtbezirk von Amsterdam lag und paradoxerweise »Alt-Süd« hieß. Hjelm und Balodis hingegen setzten ihren Weg nach Süden fort, grob in Richtung Ringweg Zuid, der in die Europastraße 19 mündete. Hersheys Signal näherte sich langsam dem eleganten Stadtviertel im Norden von Oud-Zuid.
»Ich glaube, wir nähern uns dem Ziel«, sagte sie.
Sie folgte dem silbergrauen Pontiac in eine Gegend, die fast ländlich wirkte. Als sie in die kleine Straße Dijsselhofplantsoen bog, die parallel zum Kanal verlief, war sie sich nicht sicher, ob es sich bei den Gebäuden um Mehrfamilienhäuser oder Villen handelte. Die Häuser waren riesig. Plötzlich wurde der Pontiac langsamer, Hershey bremste ab, bog in einen Parkplatz und wartete. Der Wagen fuhr scharf rechts in eine Einfahrt und hielt vor einer Schranke, der Fahrer streckte den Arm aus dem Fenster, zog eine Karte aus dem Automaten und tippte einen Code ein. Die Schranke öffnete sich, und der Wagen fuhr weiter.
Hershey wartete noch einen Moment. Dann fuhr sie langsam an der Schranke vorbei. Der Pontiac stand vor dem Haus, die beiden Männer stiegen gerade die Treppe zum Eingang der Villa hoch, groß wie ein italienischer Palazzo. Aber die beiden sahen ja auch aus wie echte Italiener. Am Tor war ein dezentes Schild angebracht, auf dem »Notos Imports« stand.
Hershey parkte ein Stück weiter die Straße hinunter und fragte: »Könnt ihr sehen, wo ich bin?«
»Ja«, sagte Navarro.
»Könnt ihr überprüfen, ob es eine Firma mit dem Namen Notos Imports gibt?«
»Kannst du das mal eben checken, Adrian?«
»Ich habe doch vorhin das Kfz-Kennzeichen überprüft«, sagte Hjelm aus dem zweiten Verfolgerauto. »Der silbergraue Pontiac ist unter dem Firmennamen Notos Imports angemeldet. Allerdings nur mit einer Postfachnummer.«
»Aber die Firma gibt es tatsächlich unter dieser Adresse«, sagte Marinescu mit Blick auf den Rechner.
»Und was findest du unter diesem Kennzeichen? Schwarzer Lexus, 4-PDK-91?«, fragte Hjelm.
»Überprüfe ich, warte«, antwortete Marinescu.
Miriam Hershey blieb im Wagen sitzen. Sie beugte sich vor und seufzte. Die Stirn auf dem Lenkrad, ballte sie die rechte Hand zu einer Faust. »Yes!«, entfuhr es ihr.
»Was ist los, Miriam?«, fragte Navarro.
Hershey verfluchte die Technik, ununterbrochen wurde man überwacht.
»Nur ein kleiner Freudenschrei. Notos Imports ist, soweit sich das beurteilen lässt, der Deckmantel, unter dem sich der Amsterdamer Ableger der ’Ndrangheta versteckt. Das Haus hier ist riesig. Und wir haben eine direkte Verbindung zur Bettlermafia.«
»Eine Frage, Miriam«, meldete sich Angelos Sifakis.
»Ja?«
»Was
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